Liebe Leser,
Solidarität und Egoismus, Pflichtbewusstsein und Denunziantentum, Applaus und
Angriffe. Wie so oft in Krisenzeiten hat es auch die Corona-Pandemie geschafft, sowohl das Beste als auch das Schlechteste aus uns – sowohl als Gesellschaft als auch als Individuum – herauszuholen. Doch je länger diese Situation anhält, desto mehr überwiegt das Negative. Wird höchste Zeit, dass der ganze Spuk ein Ende hat.
Ich glaube, mittlerweile gibt es auch niemanden mehr, der die Regeln nicht wenigstens mal ein kleines bisschen übertreten hat. Dieses Rebellentum light ist auch okay, wenn es im Rahmen bleibt und das Infektionsrisiko auf ein Minimum reduziert wird. Dann trifft man sich eben mal zu sechst statt nur zu viert am Strand oder in den Bergen. Lädt die Nachbarn auf ein Bier auf den Balkon ein. Auch mit Abstand und Maske tut der Austausch mit Freunden so unglaublich gut, die man ewig nicht mehr persönlich getroffen hat. Ein emotionaler Energieschub für die nächsten Wochen oder Monate (oder Jahre?!), die uns Corona noch das Leben schwer machen wird.
Ein Artikel in „ El Mundo“hat mich heute optimistisch gestimmt. Darin kommen Senioren zu Wort, die im Altenheim leben und durchgeimpft sind. „ Jetzt haben wir wieder ein Leben, vorher vegetierten wir nur in unseren Zimmern vor uns hin“, sagt etwa die 95-jährige Francisca Traba im Interview. Noch sind es nur kleine Schritte, doch allein die Möglichkeit, die Seniorenresidenz für ein paar Stündchen zu verlassen und Familie und Freunde zu treffen, gibt ihnen die Lebensfreude zurück. Die Impfungen haben die Infektionen in den Heimen um 88 Prozent reduziert. Das macht Hoffnung.
Das Seinige tut auch, wer kann es leugnen, der Frühling. Diese Explosion des Lebens, die Gewissheit, dass trotz Pandemie und Katastrophenstimmung die Natur ihren gewohnten Gang nimmt, hat etwas Beruhigendes und Aufmunterndes. In diesem Sinne: Genießen Sie den Frühling!