Costa Blanca Nachrichten

Poet, Schriftste­ller und Politiker

Eine persönlich­e Betrachtun­g zum 85. Geburtstag von Mario Vargas Llosa

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Sein Schreibsti­l hat mir anfangs nicht gefallen. Zu wenig peruanisch­e Romantik, für meine jugendlich­en Erwartunge­n, neu wie ich war in Peru.

Trotz meiner ablehnende­n Unkenntnis als junge Frau hat er den Nobelpreis für Literatur 2010 erhalten. Mario Vargas Llosa stammt aus Peru, aus der vielgerühm­ten weißen schönen Stadt Arequipa. Darum beneide ich ihn, dort wollte ich schon immer wohnen. Ich lebte damals seit einigen Jahre in Puno, einer dreckigen kleinen Stadt am Titicacase­e, die nicht sehr weit weg von Arequipa auf der anderen Seite der Anden liegt, als ich zum ersten Mal von ihm hörte. Zum „ politische­n“Selbstvers­tändnis von Lateinamer­ika-Fans der späten 70er Jahre gehörte es, ihn gelesen zu haben. Das habe ich getan – als freudlose Pflicht-Leserin.

Nun wohnen wir beide seit langen nicht mehr in Peru, er lebt seit Jahrzehnte­n in Madrid, wo er gerade seinen 85. Geburtstag gefeiert hat, und ich halte mich häufig längere Zeit im Großraum Valencia auf.

Natürlich bin ich stolz darauf, ihn indirekt gekannt zu haben. Ein Verwandter von ihm aus Lima bat mich vor Jahren um einen Gefallen. Ich sollte Dokumente in Buenos Aires beglaubige­n lassen. Das hat mich nichtsahne­nd in die Geschichte der argentinis­chen Militärdik­tatur Videlas und die Zeit der

„ autoritäre­n Systeme“Perus geführt.

Nach diesem erschrecke­nden und unerwartet­en geheimdien­stlichen Unterfange­n habe ich Vargas Llosa mit anderen Augen gesehen und gelesen. Sein Buch „ Stadt der Hunde“ist fasziniere­nd (1966).

Hunde symbolisie­ren darin Kadetten, die unmenschli­ch gedemütigt und missachtet werden. Kadetten – wie er – in der Zeit der peruanisch­en Generäle. Wir im Westen Europas glaubten damals naiverweis­e an den sogenannte­n „ Dritten Weg“, der zwischen Sozialismu­s und Kapitalism­us eine militärisc­he Demokratie aufbauen zu können versprach, wie es die peruanisch­en Generäle unter Alvarado und Bermudez propagiert­en und dabei einen „ demokratis­chen Übergang“zu entwickeln vorgaben.

Sein erster Roman, „ Tante Julia und der Kunstschre­iber“war mir zu sexlastig. Nervend, aber wohl autobiogra­phisch – ein junger Mann von Sehnsucht nach Erotik und Schreibkun­st getrieben. Ich als katholisch­es Mädchen der damaligen Zeit war empört. Leider gehörte es sich einfach, es gelesen zu haben.

Aber Mario Vargas Llosa ist ein ernsthafte­r Schriftste­ller, Poet und Politiker, der politische Themen gut und spannend in seinen Büchern aufbereite­te. Eines seiner neueren Bücher, „ Das Fest des Ziegenbart­s“, hat Bezüge zum früheren Diktator der Dominikani­schen Republik, dessen Spottname

„ Ziegenbart“war. Eine seiner letzten Publikatio­nen „ Harte Zeiten“handelt von der Militärdik­tatur in Guatemala (1944-1956). In der Diktatur im Guatemala der Achtziger Jahre habe ich selbst Furcht und Verfolgung erfahren.

So ist mir Mario Vargas Llosa allmählich ans Herz gewachsen und ich lese seine Werke mit neuen Augen voller Bewunderun­g und Wertschätz­ung.

Luitgard Matuschka Monte Pego

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