FRANZ DER PILGER
Gerade bin ich dabei, in mein Reise-Tagebuch zu schreiben, da klopft es an der Seitentür unseres Wohnmobiles. Sogleich erkundigt sich eine freundliche Männerstimme:
„ OH? - Kommen Sie aus Osteholz?“
Ich richte mich auf und erblicke einen älteren schlanken Herren mit Schnäuzer.
„ Nein, wir kommen aus Ostholstein.“Es entwickelt sich ein interessantes Gespräch wobei wir uns anfangs namentlich vorstellen. Er heißt Franz. Aufgeschlossen erzählt er mir gleich: „ Ich komme aus Köln und bin seit Oktober zu Fuß unterwegs. Zuerst ging ich den Pilgerweg bis SANTIAGO DE LA CAMPOSTELLA. Dann den portugiesischen Pilgerweg und immer weiter bis SAGRES. Anschließend durchwanderte ich Andalusien. Nun bin ich hier. Weil es andauernd regnet, habe ich in
SAN JAVIER ein Quartier bezogen. Aber ansonsten übernachte ich irgendwo in der Natur in meinem Zelt.“
„ Franz, vor Dir ziehe ich ganz tief meinen Hut. Alle Achtung! Darf ich Dich fragen wie alt Du bist und wie Du auf diese Idee gekommen bist?“
„ Ich bin 68 Jahre alt. Weißt Du Steffi, zu Hause in Köln konnte ich das Jammern meiner Freunde und Bekannten nicht mehr ertragen.
Die bedrückende Atmosphäre der Gespräche drehten sich nur um Krankheiten mit Terminkalendern zu Ärzten und Krankenhäusern. Da kam ich zu dem Entschluss, alles, ja auch meine Wohnung aufzugeben, um zu Fuß die Welt zu erkunden. Wo ich noch hinkommen werde und wie lange, das weiß ich nicht.“
Nach einer Gedankenpause fügt der jung gebliebene 68-Jährige hinzu: „ Sterben kann ich überall.“