Kurz vor „Non plus ultra“
Calp und sein symbolträchtiger Klotz – Wissenswertes und Legendäres über den Peñón de Ifach
Calp – os. Der Peñón de Ifach ist ein beeindruckendes Naturschauspiel an der Costa Blanca und Namensgeber der Stadt Calp. Von allen Orten rund um die Stadt kann der gigantische Felsen gesehen werden, kaum eine Stadt an der Mittelmeerküste ist so eng mit einem Felsen verbunden wie Calp.
Der große Felsen wurde bereits zu Lebzeiten Jesu Christi von dem griechischen Geographen Strabon mit eben jenem Namen „ Kallpe“erwähnt. Übrigens, der größere Felsen von Gibraltar war unter demselben Namen bekannt. Dort machte sich der Legende nach der antike Superheld Herkules auf, um über der Straße von Gibraltar zwischen dem Affenfelsen und seinem marokkanischen Gegenstück, dem Dschebel Musa, ein riesiges Schild mit den Worten „ Non Plus Ultra“aufzuhängen. Auf Neudeutsch heißt das soviel wie: „ Hier kommst du nicht rein“. Herkules wies jedoch mit seinem Megapapyrus-Banner Schiffsfahrer darauf hin, dass dort das Ende der Welt beginne.
Viele Seeleute betrachten dieses imaginäre Dreieck zwischen dem Felsen von Gibraltar, dem von Calp und dem ebenso gewaltigen „ Es Vedrà“auf der BalearenInsel Ibiza für das mediterrane Gegenstück zum Bermudadreieck. Vielleicht sind es die besonderen Strömungsverhältnisse rund um den Peñón, der für die Legende verantwortlich ist. Dieser fallen immer wieder Badegäste zum Opfer, wie erst vor kurzem, als zwei kolumbianische Jugendliche im
Bereich des Felsens ertranken.
Es wird ausgeschlossen, dass der Peñón nur wegen seiner Ähnlichkeit zum Felsen von Gibraltar Calpe genannt wurde. Denn in der Antike bezeichnete das Wort Calp oder Calpe alle Felsformationen dieser Form so, wie der britische Philologe Robert Pocklington nachgewiesen hat. Das altgriechische Wort dafür war Κάλπη, was „ Krug, Urne oder Becher“bedeutet und sich auf die Form des Felsens bezogen haben dürfte.
Andere Sprachwissenschaftler wie Bernat Mira Tormo widersprechen dem jedoch. Für sie stammt das Wort Calpe aus dem iberischen Sprachraum und wurde aus den Begriffen „ Cal“(Gipfel, Fels, Berg) und „ Pe“, was „ unten“bedeutet, zusammengesetzt. In diesem Fall bedeutet Calpe dann übersetzt „ unter dem Felsen“, was sich also direkt auf die Siedlungen beziehen würde, was sowohl auf den großen Felsen im Süden als auch auf den etwas kleineren Nachbarn im Norden zutreffen könnte. Mira Tormo zufolge kommt „ Ifach“aus dem Phönizischen und bedeutet „ Felsen aus dem Norden“. Dieser Begriff wurde wahrscheinlich verwendet, um die beiden Felsen zu unterscheiden.
Letztendlich haben die Worte Calpe, Peñon oder Ifach aber alle eines gemeinsam: Sie verweisen auf den großen Kalkfelsen, der da majestätisch an der calpinischen Küste thront.
Der Kalksteinfelsen ragt gut 332 Meter aus dem Meer heraus, ist knapp einen Kilometer lang und umfasst etwa 47 Hektar. Seine Lage war schon immer aus rein strategischen Gründen optimal. Feinde konnten sowohl zu Wasser als auch zu Lande erspäht werden, sodass bereits in der Antike die ersten Siedlungen in diesem Gebiet errichtet wurden. Heute zeugen die archäologisch bedeutenden „ Baños de la Reina“von dieser Zeit. Bei ihnen handelte es sich um Anwesen betuchter römischer Patrizier aus dem 2. Jahrhundert.
Man sollte meinen, dass ein solches Naturdenkmal schon immer für die Öffentlichkeit zugänglich war, aber der große Felsen hatte tatsächlich schon mehrere verschiedene Eigentümer. Im Jahr 1871 gab es sogar eine spezielle Auktion für ihn. Zwar nicht bei Sotheby’s, aber immerhin in Callosa d’En Sarriá. Sein geschätzter Wert zu dieser Zeit: stolze 980 Pesetas – was etwa 200.000 Euro entsprechen würde. Ein Schnäppchen für einen so großen Felsen.
Wer den Ifach bei der Auktion gekauft hat, ist leider nicht bekannt. Es ist überliefert, dass der Besitzer seither mehrmals gewechselt hat. Es wurde dokumentiert, dass Vicente Paris aus Gandía den Ifach im Jahr 1918 für etwa 20.000 Peseten kaufte – nach heutigen Maßstäben sind das fast eine Million Euro. Vicente Paris war auch derjenige, der die bekannten Häuser am Hang baute und den wichtigen Tunnel errichtete, der die Ostund die Westseite miteinander verband. Die Häuser werden heute als Ausstellungsräume und Laboratorien genutzt. Der letzte Besitzer des Felsens war José Más Capó bis ins Jahr 1987, danach fiel der Besitz an das Land Valencia zurück.
Einmal zum Gipfel und zurück zu wandern ist eine Gesamtstrecke von etwa fünf Kilometern. Das kann bis zu vier Stunden dauern, je nachdem, wie schnell man unterwegs ist. Auf dem Weg selbst gibt es viele Dinge zu entdecken. Die Botanik des kleinen Naturparks ist einzigartig. Über 400 verschiedene Pflanzenarten können sich dort finden. Zu ihnen zählen unter anderen Agaven, Thymian, Lavendel, Schlehen, Ahorn-, Lorbeer- und Kieferbäume, aber auch seltene Gewächse wie der Doldenblütler Kundmannia.
Seit der Pandemie ist eine Online-Reservierung notwendig, um den Naturpark zu betreten. Nach dem Tunnel wird es anspruchsvoll. Gutes Schuhwerk sei empfohlen. Auch eine Kopfbedeckung und Sonnenschutz sollten nicht vergessen werden. Der Gipfel kann zu Fuß und ohne Hilfsmittel erreicht werden, es ist für viele Kletterer jedoch eine besondere Herausforderung, den Aufstieg nach oben von der Nordseite aus zu starten. Immer wieder wagen die Spezialisten den schwierigen Aufstieg und oft kommt es zu kleinen Dramen.
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