Volle Strände, leere Partymeile
Von wegen very british: Benidorms Pubs bedienen dieses Jahr Franzosen und Italiener
Von Corona scheint in den Urlaubsorten an der Costa Blanca kaum noch etwas übrig zu sein. Niemand trägt mehr Maske und keiner hält noch wirklich Abstand – erst recht nicht auf den Partymeilen in Benidorm. Doch ist auch der Betrieb in Bars und Clubs zur Normalität zurückgekehrt?
„ Es kommen wieder mehr Leute, aber gerade im August fehlt etwas. Es ist nicht so wie vor Corona", sagt Alexandru Hotoli, Barkeeper im The Royal Arrow. Es seien in diesem Jahr viele Franzosen und Italiener hier, jedoch kaum Briten. Der Rincón de Loix, die britische Meile, ist in der Tat erstaunlich leer. Man hört kaum Englisch, dafür viel Spanisch und Französisch. Dabei ist Benidorm doch einer der Lieblingsurlaubsorte der Briten. Aber warum eigentlich? „ Na wegen der TV-Serie Benidorm! Darin geht es um britische Urlauber in Benidorm. Die Brits lieben diese Show", erklärt Mia Mumford. Sie ist mit zehn Freundinnen aus Petersborough angereist, um ihren Junggesellinnenabschied zu feiern. „ Außerdem ist alles billig, der Urlaub ist erschwinglich."
Aber wenn die Briten Benidorm so lieben, wo sind sie dann?
Am Brexit kann es nicht liegen, denn besondere Auflagen müssen sie außer der Passkontrolle und dem 3G-Nachweis am Flughafen nicht erfüllen. Taisa Gnass aus der Champions Sports Bar wundert der ausbleibende Ansturm nicht. „ Ich glaube, die Menschen haben sich in den letzten zwei Jahren einfach zu sehr daran gewöhnt, zuhause zu bleiben oder im eigenen Land Urlaub zu machen", meint sie.
Mit Corona hat sich in gewisser Weise auch die Art des Tourismus verändert. „ Dieses Jahr sind viele Franzosen und Italiener da, aber immer nur für vier oder fünf Tage. Ihre Aufenthalte werden immer kürzer, früher waren sie mindestens zwei Wochen hier", meint Valentín García, ein Stammgast in der Kneipe The Meeting Point.
Personalmangel hält an
Anders sieht es in den Lokalen direkt am Levante-Strand aus. Lasha Sikharulidza vom Caiman Beach etwa sagt, es sei in Zahlen der beste Sommer seit zehn Jahren. „ Die Leute versuchen nachzuholen, was sie die letzten zwei Jahre verpasst haben. Sie rennen uns förmlich die Bude ein", erzählt der Kellner. Er erklärt sich die wenigen Briten damit, dass es ihnen um diese Jahreszeit in Spanien einfach zu heiß ist. Der Kellner setzt aber darauf, dass sie in den Herbst- und Wintermonaten wieder zahlreich Richtung Süden reisen.
In einem Punkt sind sich jedoch alle Betreiber und Mitarbeiter der Bars einig: Diesen Sommer gestaltet es sich besonders schwierig, Personal zu finden. „ Die Kellner und Barkeeper in Benidorm kommen selten aus der Region selbst. Oft reisen sie nur für den Sommer aus allen möglichen Teilen Spaniens an, Saisonarbeiter eben", erläutert Valentín García. Bekanntlich herrschen in der Gastronomie harte Arbeitsbedingungen – und das zu niedrigem Lohn.
In Deutschland, so García, mache das Trinkgeld das zum Teil wieder wett, aber in Spanien seien meist nicht so großzügige propinas üblich. Durch Corona mussten sich zudem viele Mitarbeiter aus der Gastronomie andere Jobs suchen und sind nun dabei geblieben. „ Viele verdienen bei ihrer neuen Arbeit besser, haben die Wochenenden frei oder etwas gefunden, das näher an ihrem Heimatort liegt. Sie kommen nicht mehr zurück nach Benidorm“, meint García.