Regungslos ins nächste Gewitter
Bauern beklagen verstopften Fluss bei Guardamar – Hochwasser im Herbst befürchtet
Guardamar – sw. Noch während die Hitze die Küste plagt, geht der Blick langsam aber sicher über den Tellerrand des Sommers auf den Herbst. Auch dort bahnen sich nämlich extreme Wetterkapriolen an. Die hohe Meerestemperatur etwa ist ein berüchtigter Auslöser des Dana-Phänomens mit heftigen Gewittern an der Küste. Ein solches setzte vor drei Jahren den Süden der Costa Blanca unter Wasser. Viel gesprochen wurde seitdem über vorbeugende Maßnahmen. Aber in Kraft getreten seien sie nicht gerade, mahnen Kenner aus unterschiedlichen Bereichen. Diese Woche etwa die Landwirte.
Umgehend das Flussbett des Segura freizugraben – dazu rief der Alicantiner Bauernverband Asaja die Verwaltungen auf. Verstopft mit pflanzlichen und künstlichen Resten, sei das alte Flussbett (cauce viejo). Im Fall eines Hochwassers sei ein Stöpsel-Effekt zu befürchten: Das Wasser des Kreises Vega Baja würde sich, wie 2019 geschehen, tagelang vor Guardamar stauen. Allein aus Bauernsicht seien die Folgen „ schrecklich.“
An der Misere schuld sei in erster Linie Spaniens Ministerium für Ökologischen Wandel (Miteco), das lediglich durch „ Tatenlosigkeit“auffalle und den mit Schilf, Gräsern und Schlamm versperrten Segura seinem Schicksal überlas
se. Längst hätte das Miteco unterstellte Küstenamt, das für die letzten 500 Meter des Seguraverlaufs zuständige ist, handeln müssen.
Schleusen sind nicht genug
Völlig tatenlos sind die Organe des Ministeriums allerdings nicht. Soeben kündigte das Wasserwirtschaftsamt CHS ein 1,7 Millionen Euro schweres Projekt an, das auf einem Verlauf von 66,50 Kilometern ab der Region Murcia bis Guardamar gezielt Sicherheitsrisiken im Flussbett identifizieren und beseitigen soll. Nicht inbegriffen
ist darin aber Guardamars alte Flussstrecke, die für sechs landwirtschaftliche Kanäle als Abfluss zum Meer dient. Deren Ausbaggerung ist jedoch auch deshalb schwierig zu regeln, da es sich um ein geschütztes Feuchtgebiet handelt.
Immerhin installierte Guardamar nach der Katastrophe 2019 zwei Schleusen, mit denen die Stadt im Notfall das alte Flussbett mit dem neuen verbinden und somit entlasten kann. Doch diese Vorrichtung würde bei einem Hochwasser nicht reichen. Davor warnt nicht nur Asaja. Auch Bür
germeister José Luis Sáez (PSOE), zugleich örtlicher Wasserrichter, räumte diese Gefahr kürzlich ein.
Genug Zeit, genug Geld, aber..
Einen „ fehlenden Willen“zur Lösung des Problems in der Mündung, beklagt Asaja in der „ Información“. Genug Zeit habe es gegeben, und auch Geld wurde investiert, etwa ins vom Land Valencia geschaffene Aufbauprojekt Vega Baja Renhace. „ Dennoch haben wir kein sichtbares Ergebnis. Wir haben nichts gelernt“, sagt Landwirt Francisco Mora aus Guardamar.