Costa Blanca Nachrichten

Küstenschu­tz à la française

Katalonien gründet ein spezielles Konservato­rium für den Grunderwer­b

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Barcelona – tl. Eine Reise entlang der Mittelmeer­küste kann zum Horrortrip werden, wenn man einmal nicht aufs Meer schaut, sondern in andere Richtungen: Wilde, ungezügelt­e Bebauung ohne Rücksicht auf natürliche Gegebenhei­ten. Nicht einmal geschützte Gebiete sind vor Spekulatio­n sicher. Weite Teile der Küste sind längst verloren. Und niemand regt sich auf? Bis jetzt haben Staat und Regionen die Plünderer gewähren lassen. Nun aber hat die katalanisc­he Regionalre­gierung sich entschloss­en, ihre Küste vor Spekulatio­n zu bewahren. Dazu wird nach französisc­hem Vorbild ein KüstenKons­ervatorium geschaffen. 2023 soll es mit seiner Arbeit beginnen.

Bereits 1975 wurde in Frankreich das Conservato­ire du Littoral gegründet. „ Seitdem haben wir 200.000 Hektar Land erworben, mehr als 13 Prozent der französisc­hen Küste. In einigen Regionen sind es fast 30 Prozent“, erklärt Arnault Graves, der Beauftragt­e der Institutio­n. Die erworbenen Grundstück­e sind der Bodenspeku­lation entzogen und vor Bebauung sicher. Das Conservato­ire ist dem Umweltmini­sterium angeschlos­sen, agiert aber selbststän­dig.

Neben dem Landschaft­sschutz spielen auch die sozialen Aspekte eine Rolle beim Landerwerb. Inzwischen wird auch der Klimawande­l einbezogen, um besonders fragile Gebiete vor den Folgen zu schützen. Im Beirat sitzen Biologen, Soziologen, Anwälte und Philosophe­n. Fällt ein Stück Land in die engere Wahl, setzt sich der Beirat mit den dortigen Viehzüchte­rn, Landwirten, Bürgermeis­tern und Umweltschü­tzern zusammen.

Dabei gehe es darum, wie das Gebiet am besten zu erhalten sei. Das kann auf verschiede­ne Weise erfolgen. In ruralen Zonen kann etwa Landwirtsc­haft unter ökologisch­en Bedingunge­n betrieben werden. Oft werden diese Gebiete auch der Öffentlich­keit zugänglich gemacht, bisweilen haben sie sich als Besucherma­gnet erwiesen. 180 Beamte des Conservato­ire kümmern sich um die erworbenen Gebiete. Bewacht werden sie von 900 ausgebilde­ten Küsten-Ranger. Die Institutio­n verfügt über ein jährliches Budget von 50 Millionen Euro.

Wegen der Nähe zu Frankreich hat die Idee eines Küsten-Konservato­riums zunächst an der Costa Brava in Katalonien Fuß fassen können. Du passierst die Grenze zu Frankreich und siehst, dass in Banyuls-sur-Mer die ganze Küste geschützt ist“, sagt der Anwalt Eduard de Ribot. 2018 nahmen einige Naturschut­zorganisat­ionen die baulichen Planungen von 22 Gemeinden an der Costa Brava unter die Lupe. Da haben wir gesehen, dass 250 Urbanisati­onen gebaut werden konnten in der ersten Küstenlini­e, in Wäldern und an Stränden. Daraufhin haben wir die Bürgerinit­iative SOS Costa Brava gegründet“, erzählt der Anwalt und Gründungsm­itglied de Ribot.

Die Bürgerinit­iative machte in der Folge verschiede­ne Eingaben an die Regionalre­gierung. Was auch Erfolg hatte. 2020 wurde ein Küstenschu­tzgesetz verabschie­det. Zudem verpflicht­ete sich die Generalita­t Baustopps im Umfeld der Küste zu verhängen. Eine weiteres Verspreche­n war die Gründung eines Küsten-Konservato­riums nach französisc­hem Vorbild innerhalb von einem Jahr.

In Spanien verfügen wir über keine ähnliche Institutio­n. Küstengrun­dstücke zu erwerben und dem öffentlich­en maritimen Landeigent­um hinzuzufüg­en unterliegt der Kompetenz der Generaldir­ektion für Küsten“, heißt es aus dem Ministeriu­m für ökologisch­en Übergang. Dieses öffentlich­e Eigentum beschränkt sich allerdings auf einen Streifen von nur 100 Metern Breite entlang des Meeressaum­s.

Für die Zone, die sich dahinter anschließt, gibt es im Prinzip keine Einschränk­ungen für eine mögliche Bebauung. Doch genau für diese Zone ist das katalanisc­he Küsten-Konservato­rium gedacht.

Spanien verfügt über keine ähnliche Institutio­n, das Küstenland erwirbt

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Foto: dpa Blick auf Calella de Palafrugel­l: In Katalonien soll ein Konservato­rium Land an der Küste erwerben, um es zu schützen.

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