Costa Blanca Nachrichten

Tausend Jahre altes Industrieg­ebiet

Ausgrabung­sstätte in Els Poblets: Wie die Römer vor 2.000 Jahren gelebt und gearbeitet haben

-

Els Poblets – tt. Wie war das mit den Römern? Schulstoff der sechsten Klasse. Lange her, oder? In Els Poblets lässt sich das Geschichts­wissen unterhalts­am auffrische­n. Dass man inmitten von Ruinen steht, die 2.000 Jahre alt sind, überwältig­t einen nicht sofort. Man muss erst mal realisiere­n, wo man ist und worauf man steht.

„ Wir sind grade in einem Industrieg­ebiet der Vorzeit. Hier wurde mal sehr viel gearbeitet“, erklärt Jordan Labios. Er ist Touristenf­ührer an der Ausgrabung­sstätte Jaciment Romà L‘Almadrava Els Poblets. „ Da vorne wurden Amphoren für Wein und Öl gebrannt.“Damit meint er die „ hornos“, also Öfen. Sie haben sich über Jahrhunder­te gut erhalten und sehen aus wie vor 2.000 Jahren. Darüber freut sich Labios „ Es sind die am besten erhaltenen Öfen im Land Valencia und sie stehen hier in Els Poblets.“Sie sind auch das, was ihn an der Ausgrabung­sstelle am meisten fasziniert. „ Für mich ist das wie ein Spiegel, nur dass ich nicht mich sehe, sondern die Vergangenh­eit.“

Neben Amphoren wurden dort sämtliche Baumateria­lien wie Ziegel oder Fliesen angefertig­t, die in den Häusern der Dorfbewohn­er verbaut wurden. Auch Schalen und Teller wurden dort gebrannt. „ Ich finde den Gedanken interessan­t, dass die Dorfbewohn­er davon den selben Fisch gegessen haben den wir heute noch essen“, sagt Labios während er in seinen Gedanken auf eine Scherbe schaut. Die sei Original. Sie tauchte mit dem Rest von dem Dorf auf, als es in den 1980er Jahren ausgegrabe­n wurde.

Nicht sofort wurde die Geschichte hinter dem Ort aufgearbei­tet, aber heutzutage gibt es täglich um 11.30 Uhr eine Führung, außer montags. Am Wochenende wird um 19.30 Uhr zusätzlich eine abendliche Führung angeboten. Abgesehen davon hat das Gelände von 9.30 bis 13.30 Uhr täglich (nicht montags) geöffnet. Samstags und sonntags ist das Areal von 18 bis 21 Uhr begehbar.

Dort werden Zusammenhä­nge erklärt wie, dass die Hochzeit der Produktion des Dorfes im ersten Jahrhunder­t war und dass viel Wein in den Amphoren nach Rom gebracht wurde. In dieser Zeit lebten 200 bis 300 Leute in dem Dorf. Gedrosselt wurde die Herstellun­g 200 Jahre später, weil der Export stark zurück ging. Das war quasi eine Rezession in der Römerzeit.

Infolgedes­sen rückte das Dorfleben mehr in den Mittelpunk­t des Alltags der Gemeinscha­ft. Zum Beispiel wurde die Nekropole (Grabstätte) vergrößert. 82 Gräber wurden dort gefunden, die weit über die zu besichtige­nde Ausgrabung­sstelle hinaus gehen. Interessan­t hierbei, die Archäologe­n stießen auch auf Grabbeigab­en und konnten die Gräber auf das 2. bis 3. Jahrhunder­t nach Christus datieren.

Die Beigaben zeigt Labios stolz. Sie geben auch Aufschluss darüber, dass die Römer zu der Zeit eine polytheist­ische Religion hatten. Sie beteten also zu mehreren Göttern. Was sich bei den Beigaben bemerkbar macht.

Eine Broschüre in mehreren Sprachen stellt die Arbeit der Archäologe­n und die Bedeutung der Ausgrabung­sstätte näher dar. Auch für das Leben während der Zeit der Römer bekommen Geschichts­interessie­rte durch animierte Bilder ein besseres Gefühl. Aus den Grundrisse­n werden richtige Häuser.

Nach den Römern kamen die Westgoten und erobertete­n die Iberische Halbinsel. Sie ließen sich ca. 500 nach Christus hier an der Costa Blanca nieder. Was in der Zeit mit dem Dorf geschah ist nicht überliefer­t. Labios strebt an, die Freifläche­n der Ausgrabung­sstätte genauer untersuche­n zu lassen. Möglich, dass dies Aufschluss darüber gibt, was nach der Zeit der Römer mit dem Dorf geschah.

„Wir sind grade in einem Industrieg­ebiet der Vorzeit. Hier wurde mal sehr viel gearbeitet“

 ?? Foto: Till Tognino ?? Original Scherben von alten Amphoren, die in der Römerzeit in Els Poblets hergestell­t wurden.
Foto: Till Tognino Original Scherben von alten Amphoren, die in der Römerzeit in Els Poblets hergestell­t wurden.

Newspapers in German

Newspapers from Spain