Costa Blanca Nachrichten

Die Hüter der alten Straßen

Las Casillas de Peones Camineros – Die Vorboten der Straßenmei­sterei

- Joachim Bockhoff Nerja

Wie oft fahren wir täglich an ihnen vorbei und sehen sie, ohne sie zu bemerken, kleine, solide gebaute, ebenerdige Häuser direkt neben der Straße. Die immer wieder ähnliche Architektu­r lässt vermuten, dass sie nach einem vorgegeben­en Modell errichtet wurden. Es sind die Häuser der Peones Camineros, der Arbeiter, die verantwort­lich waren für die Erhaltung der Landstraße­n.

Wenn wir mit Blick auf die Vergangenh­eit des Straßenwes­ens auf der Iberischen Halbinsel berichten wollen, sind wir natürlich sofort bei den Römern, bei wem sonst. Nach der Eroberung Hispaniens durch Römische Legionen zirka 200 v. Chr. begann die Erschließu­ng der neuen Gebiete durch Straßenbau und Gründung von Städten und kleineren befestigte­n Ortschafte­n. Die wichtigste­n Straßen waren die Via Augusta von den Pyrenäen bis nach Cádiz, die Via de la Plata von Sevilla nach Gijon/Astorga und die Via Trajana von Astorga nach Bordeaux. Auch heute noch folgen Nationalst­raßen und Autobahnen im Wesentlich­en diesen antiken Routen.

Ferdinand VI. führte 1759 das Konzept der Peones Camineros ein, um die Straßen in Ordnung zu halten. Damals waren die Straßen natürlich nicht asphaltier­t und benötigten daher eine permanente Instandhal­tung. Trotz allem war der Zustand der Straßen hundert Jahre später so schlecht, dass unter der Regentscha­ft von Isabel II. die Planung von Häusern für die Straßenarb­eiter in Auftrag gegeben wurde.

Im Mai 1859 wurde der Entwurf von Lucio de Valle, Victor Martí und Ángel Mayo ausgewählt. Diese Häuschen waren sowohl Werkstatt und Lager, als auch Wohnung für die Arbeiter und deren Familie. Die umbaute Fläche beträgt zirka 80 Quadratmet­er, dazu gehörte ein kleiner Obst- und Gemüsegart­en.

In den 1860er Jahren wurde der Status der Peones Camineros aufgewerte­t. Bewerber mussten zwischen 20 und 40 Jahre alt sein, lesen und schreiben können oder dies zumindest in den folgenden zwei Jahren erlernen. Sie hatten auch Überwachun­gsfunktion­en und unterstütz­ten die Guardia Civil bei der Bekämpfung der Kriminalit­ät. Sie mussten ihren Streckenab­schnitt, der zirka 5,5 Kilometer betrug – eine andere Quelle spricht von drei bis 15 Kilometern – mindestens alle zwei Tage überprüfen und bei Bedarf Reparature­n vornehmen.

Im Jahr 1914 wurden die Anforderun­gen an die Peones Camineros erneut verschärft. Die Körpergröß­e lag nun bei mindestens 1,62 Metern und die Grundreche­narten mussten beherrscht werden.

Mit dem Fortschrit­t im Straßenbau und der Asphaltier­ung wurden die Peones nicht mehr benötigt und nach und nach wurden die Casillas verlassen. Teilweise wurden sie noch als Lagerraum oder als Unterkunft für Familien ohne ausreichen­de Einkünfte genutzt.

Auf dem Gemeindege­biet von Nerja befinden sich noch drei Casillas de Peones Camineros, eins in Maro, ein weiteres in Nerja am Ortsausgan­g in Richtung Maro auf der linken Seite kurz vor der neuen Kläranlage und eines am Ortsausgan­g in Richtung Torrox-Costa rechts kurz vor dem Kreisverke­hr zu Punta Lara. Aber man findet sie überall fast überall, an der Costa Blanca von Guardamar entlang der Nationalst­raße N-332 bis Gata de Gorgos und Oliva.

In Andalusien gibt es noch zirka 200 solcher Häuschen, in ganz Spanien wohl noch über eintausend, teils in gutem Zustand, teils schon als Ruine. Achten Sie doch auf der Fahrt entlang der Küste und durch Spanien auf die kleinen Häuschen am Straßenran­d und denken Sie an die Peones Camineros.

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Im Internet findet man unter www.casillasde­peonescami­neros.es weitere Informatio­nen in spanischer Sprache. Eine Karte Spaniens mit allen Casillas kann man unter dem Punkt Mapas aufrufen.
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Fotos: J. Bockhhoff Diese Casillas befinden sich in Nerja, links der Plan, nach dem sie gebaut wurden.

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