Die Hüter der alten Straßen
Las Casillas de Peones Camineros – Die Vorboten der Straßenmeisterei
Wie oft fahren wir täglich an ihnen vorbei und sehen sie, ohne sie zu bemerken, kleine, solide gebaute, ebenerdige Häuser direkt neben der Straße. Die immer wieder ähnliche Architektur lässt vermuten, dass sie nach einem vorgegebenen Modell errichtet wurden. Es sind die Häuser der Peones Camineros, der Arbeiter, die verantwortlich waren für die Erhaltung der Landstraßen.
Wenn wir mit Blick auf die Vergangenheit des Straßenwesens auf der Iberischen Halbinsel berichten wollen, sind wir natürlich sofort bei den Römern, bei wem sonst. Nach der Eroberung Hispaniens durch Römische Legionen zirka 200 v. Chr. begann die Erschließung der neuen Gebiete durch Straßenbau und Gründung von Städten und kleineren befestigten Ortschaften. Die wichtigsten Straßen waren die Via Augusta von den Pyrenäen bis nach Cádiz, die Via de la Plata von Sevilla nach Gijon/Astorga und die Via Trajana von Astorga nach Bordeaux. Auch heute noch folgen Nationalstraßen und Autobahnen im Wesentlichen diesen antiken Routen.
Ferdinand VI. führte 1759 das Konzept der Peones Camineros ein, um die Straßen in Ordnung zu halten. Damals waren die Straßen natürlich nicht asphaltiert und benötigten daher eine permanente Instandhaltung. Trotz allem war der Zustand der Straßen hundert Jahre später so schlecht, dass unter der Regentschaft von Isabel II. die Planung von Häusern für die Straßenarbeiter in Auftrag gegeben wurde.
Im Mai 1859 wurde der Entwurf von Lucio de Valle, Victor Martí und Ángel Mayo ausgewählt. Diese Häuschen waren sowohl Werkstatt und Lager, als auch Wohnung für die Arbeiter und deren Familie. Die umbaute Fläche beträgt zirka 80 Quadratmeter, dazu gehörte ein kleiner Obst- und Gemüsegarten.
In den 1860er Jahren wurde der Status der Peones Camineros aufgewertet. Bewerber mussten zwischen 20 und 40 Jahre alt sein, lesen und schreiben können oder dies zumindest in den folgenden zwei Jahren erlernen. Sie hatten auch Überwachungsfunktionen und unterstützten die Guardia Civil bei der Bekämpfung der Kriminalität. Sie mussten ihren Streckenabschnitt, der zirka 5,5 Kilometer betrug – eine andere Quelle spricht von drei bis 15 Kilometern – mindestens alle zwei Tage überprüfen und bei Bedarf Reparaturen vornehmen.
Im Jahr 1914 wurden die Anforderungen an die Peones Camineros erneut verschärft. Die Körpergröße lag nun bei mindestens 1,62 Metern und die Grundrechenarten mussten beherrscht werden.
Mit dem Fortschritt im Straßenbau und der Asphaltierung wurden die Peones nicht mehr benötigt und nach und nach wurden die Casillas verlassen. Teilweise wurden sie noch als Lagerraum oder als Unterkunft für Familien ohne ausreichende Einkünfte genutzt.
Auf dem Gemeindegebiet von Nerja befinden sich noch drei Casillas de Peones Camineros, eins in Maro, ein weiteres in Nerja am Ortsausgang in Richtung Maro auf der linken Seite kurz vor der neuen Kläranlage und eines am Ortsausgang in Richtung Torrox-Costa rechts kurz vor dem Kreisverkehr zu Punta Lara. Aber man findet sie überall fast überall, an der Costa Blanca von Guardamar entlang der Nationalstraße N-332 bis Gata de Gorgos und Oliva.
In Andalusien gibt es noch zirka 200 solcher Häuschen, in ganz Spanien wohl noch über eintausend, teils in gutem Zustand, teils schon als Ruine. Achten Sie doch auf der Fahrt entlang der Küste und durch Spanien auf die kleinen Häuschen am Straßenrand und denken Sie an die Peones Camineros.