Liebe Leser,
die Eiswürfel-Krise, diese Geißel der Menschheit, die einst in den Geschichtsbüchern gleich nach der Spanischen Grippe als Mahnung für kommende Generationen aufscheinen wird, scheint überwunden, fürs Erste. Zwar verlangen dreiste Wirte in Chiringuitos hier und da noch 50 Cent Aufschlag dafür, sind in den Mercadonas Eiswürfelbeutel auf fünf pro Nase rationiert. Doch der Inhalt davon genügt, um Kaviar und Schampus für einen Abend auf Eis zu legen und sich noch ein erfrischendes Fußbad zu gönnen, und nur darauf kommt es doch an. Nächste Woche startet die Nasa wieder eine Rakete zum Mond, während wir normalsterblichen Erdlinge verlernt haben, das Feuer zu bändigen und Wasser in Quader zu frieren. Wir sind eben doch die Krone der Schöpfung. Apropos: Corona ist überwunden, es sterben in Spanien nur noch so 70 Menschen daran pro Woche, nur ein Bruchteil der Hitzeopfer also. Es kommt nun darauf an, aus dem Spanien-Urlaub ein paar letzte unbeschwerte Tage herauszuholen, bevor der Alltag, dem das Beiwort trist nicht zufällig zugeordnet wird, wieder seinen grauen Schleier über uns deckt. Das Wetter scheint jetzt mitzuspielen, statt mit uns zu spielen, sanfte um die 30 Grad an den Mittelmeerküsten und sogar im Inland machen es möglich, sich vielleicht doch noch die eine oder andere Sehenswürdigkeit zu erobern, die belegt, dass wir wirklich in Spanien gewesen sind. Denn weder Ihr Hotel, noch dessen Buffet geben dazu sachdienliche Hinweise. Es könnte genau so am Schwarzen Meer in Bulgarien oder der Adria in Antalya stehen, wo man mitunter auch Paella serviert. Eine Burg, jene von Alicante oder die Alcazaba von Málaga vielleicht? Ein schnuckeliges Dorf, eine Flamenco-Show? Waren Sie schon in Frigiliana oder Guadalest? Muss man gesehen haben, wie man auf Instagram sehen kann. Zumal die spanische Regierung darüber nachdenkt, den Sommer im kommenden Jahr in die Monate Oktober bis April zu verlegen. Von Juni bis September aber bekommt Spanien dann Urlaub von uns, besser gesagt: eine Heilkur verschrieben. So schlimm ist es nun auch nicht? Nächste Woche, wenn der August endet, ziehen wir Bilanz, dann werden Sie schon sehen!
Marco Schicker, Redakteur