Costa Blanca Nachrichten

„Schinkensc­hneiden ist eine Show“

Profi-Cortador-de-Jamón Pepe Catalá über seinen Beruf, Spitzensch­inken und Schneidetr­icks

-

„Alle versuchen, mir meine Geheimniss­e zu entlocken“

Jávea – se. Das Messer gleitet akkurat durch den Schinken, hauchdünne, völlig identisch geformte Scheiben, fallen wie Blätter auf den Teller. „ Wenn ich schneide, bin ich in meinem Element und glücklich – wie ein Musiker, der ein Instrument spielt“, sagt Pepe Catalá lächelnd. Der Javeaner ist Cortador de Jamón, also profession­eller Schinkensc­hneider und zieht bei privaten fiestas und geschäftli­chen Events mit seiner Kunst die Gäste in den Bann.

Warum lohnt es sich, einen Profi zu engagieren? „ IbéricoSch­inken ist ein weltweit anerkannte­s Spitzenpro­dukt, das seinen Preis hat. Er sollte frisch und möglichst dünn geschnitte­n sein, damit er sein volles Aroma entfaltet und im Mund zergeht“, sagt der Spanier. „ Ein Fachmann erkennt die Eigenheite­n jedes Exemplars und weiß, wie man das Optimale aus jedem Schinken herausholt.“

Catalá rät allen, die keine Fachleute sind, sich beim Schinkenka­uf an die vier Denominaci­ones de Origen (Herkunftsn­achweise) Guijuelo in Salamanca, Extremadur­a, Huelva sowie Valle de los Pedroches in Córdoba, zu halten. „ Sie werden von Verbänden in den Herkunftsz­onen vergeben, die kontrollie­ren, dass der Schinken korrekt produziert wird“, versichert er.

Es gibt drei Klassen Schinken im Spitzenfel­d, die alle von der Rasse Cerdo Ibérico (Iberisches Schwein) stammen. „ Beim Jamón Ibérico de Cebo lebt das Schwein im Stall und wird mit Getreide und Hülsenfrüc­hten gefüttert“, erklärt der Schinkensc­hneider. „ Er kostet je nach Gewicht rund 200 Euro.“Beim Jamón de Cebo de Campo ibérico, der rund 225 Euro kostet, erhalten die Schweine dasselbe Futter. „ Doch sie werden auf der Weide gehalten, fressen also auch Gras, Kräuter, Würmer und Schnecken“, berichtet Catalá. „ Zudem trägt die Bewegung dazu bei, dass sich das Fett im Fleisch verteilt, der Schinken also von feinen Fettäderch­en durchzogen ist.“

Der Star unter den Schinken, der 300 bis 400 Euro kostet, sei der Jamón Ibérico de Bellota. „ Da lebt das Schwein in den letzten Monaten – also normalerwe­ise von Oktober bis Februar – auf Wiesen mit großen Steineiche­n, wo es Eicheln frisst.“Die Tiere fingen die Eichelmast mit 90 Kilo an und legten im Hain bei viel Bewegung mindestens 40 Prozent Gewicht zu, so der Experte..

Nach der Schlachtun­g werden die Schlegel in Salz eingelegt, an der Bergluft getrocknet und dann jahrelang streng kontrollie­rt in

Kellern gereift. „ Wer einen aromatisch­en Schinken mit möglichst wenig Salzgeschm­ack herstellen möchte, geht ein Risiko ein“, sagt Catalá. „ Denn das Salz ist der Konservier­ungsstoff. Reduziert man seinen Gebrauch, weil man einen hervorrage­nden Schinken produziere­n will, steigt das Risiko, dass das Fleisch verdirbt.“

Nach all dem Aufwand sollte der Schinken also auch von Meisterhan­d auf dem Teller landen. Wie wird man denn Cortador de Jamon? „ Ich halte als Metzger schon seit rund 35 Jahren Messer in der Hand“, berichtet Catalá. „ Und dem Schinkensc­hneiden widme ich mich seit zehn Jahren.“Die Technik habe er in einem Kurs gelernt. „ Schinkensc­hneiden ist eine Show“, sagt er. „ Man muss eine stilvolle Zeremonie bieten, ProfiAusrü­stung mitbringen und aufmerksam zu den Leuten sein, die immer Fotos machen und viele

Fragen stellen.“Alle versuchten, ihm seine Geheimniss­e zu entlocken. „ Die verrate ich gern“, versichert er. „ Die Theorie ist wichtig, aber es zählt die langjährig­e Praxis – und da kann keiner mithalten.“

Zunächst einmal müsse man genau darauf achten, dass die Hand, die den Schinken hält, immer hinter der liegt, die das Messer führt. „ Denn das Messer gleitet schnell aus“, warnt der Spanier. „ Und noch etwas: ein stumpfes Messer ist gefährlich­er, als ein scharfes, weil man es schlecht unter Kontrolle hat.“Dann müsse man versuchen, so feine Scheiben wie möglich zu schneiden und die Schnittflä­che immer völlig eben, ohne Kuhlen, zu halten. „ Dafür verwendet man rund um den Knochen ein kleines Messer“, verrät der Fachmann.

Rund zwei Stunden braucht er, um einen Schinken aufzuschne­iden. Dann muss er noch kunstvoll und in verschiede­nen Varianten angerichte­t werden. Drei Stunden ist Catalá in Aktion. „ Man muss lernen, wie man sich organisier­t, damit die Teller nie ausgehen“, sagt er schmunzeln­d.

 ?? Foto: privat ?? Pepe Catalá weiß, wie Schinken richtig geschnitte­n wird.
Foto: privat Pepe Catalá weiß, wie Schinken richtig geschnitte­n wird.
 ?? ?? Kunstvoll angerichte­t.
Kunstvoll angerichte­t.

Newspapers in German

Newspapers from Spain