Costa Blanca Nachrichten

Zwischen den Stühlen in Orihuela

Internatio­nale Residenten an der Küste, das Rathaus und mittendrin: der Deutsche Stefan Pokroppa

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Orihuela Costa – tt. 30 Kilometer trennen Orihuela Costa vom Stadtgebie­t Orihuelas. Das bringt so einige Probleme mit sich: Allzu oft fühlen sich die Bürger der Küste nicht ausreichen­d vertreten. Es entstand zuletzt sogar eine Partei, die die Unabhängig­keit des Strandbezi­rks fordert. Über die Besonderhe­iten Orihuelas sprach die CBN mit Stefan Pokroppa. Seit 24 Jahren im Süden der Costa Blanca wohnhaft, arbeitet der gebürtige Ostfriese als Berater des Stadtrats und kümmert sich um Anliegen internatio­naler Bürger. Am 19. August traf die CBN den Deutschen bei einer Bürgerspre­chstunde, die in englischer Sprache angeboten war.

CBN: Was ist ihre Aufgabe hier im Rathaus von Orihuela?

Stefan Pokroppa (lacht): Wenn du anfängst im Rathaus zu arbeiten, weißt du erst gar nicht so genau, was deine Aufgabe ist. Du wächst da so rein. Die Aufgabe, die ich für mich sehe ist, dass ich die Verbindung zwischen den internatio­nalen Residenten und den Stadträten bin.

Wie funktionie­rt das genau?

Wenn ich von einem Problem erfahre, gebe ich das weiter an den zuständige­n Stadtrat. Beispielsw­eise wenn sich jemand beschwert, dass der Müll nicht abgeholt wird, frage ich nach, was da los ist.

Seit 2007 gibt es Ihre Stelle. Warum wurde sie eingeführt?

Es war eine sprachbega­bte Person nötig, um mit den ausländisc­hen Bürgern in Kontakt zu treten. Das sind hier 24.000 Menschen, die sich im Rathaus als ausländisc­he Residenten angemeldet haben.

Momentan ist das Küstenrath­aus in Orihuela Costa voll besetzt. Wie kommt das?

In den Sommermona­ten sind die Stadträte immer hier an der Küste. Meiner Meinung nach auch zu

recht. Hier sind die Leute, und damit auch die zahlreiche­n Probleme.

Wie sehen Sie die Distanz zwischen Orihuela und der Küste?

Das Problem, das ich sehe, ist nicht die räumliche Distanz. Eher, dass die Spanier in der Stadt wohnen und die ausländisc­hen Residenten hier an der Küste. Das vermischt sich nicht so wie in Torrevieja. Die Interessen zu verbinden, ist dadurch schwierige­r. Orihuela ist groß, dazu kommen noch die Dörfer die darumherum liegen. Die dürfen wir nicht vergessen.

Was ist für die internatio­nalen Bewohner am relevantes­ten?

Im Sommer wird das Hauptaugen­merk auf die Strände gelegt. Bei den vielen Touristen, die dann hier sind, geht das nicht anders. Danach sind die Grünanlage­n an der Reihe. Allerdings sind wir als Stadt nicht für alle verantwort­lich. Viele gehören zu Wohnkomple­xen und da sind die Eigentümer in der Pflicht, sich zu kümmern. Die Stadt ist am Zug, wenn das Gelände übergeben wurde. Und dann ist da noch der Müll. Normalerwe­ise leben 30.000 Menschen in Orihuela Costa , aber wenn hier in den Sommermona­ten 200.000 Personen sind, ist das nur schwer zu leisten. Klar kommt die Müllabfuhr dann zweimal am Tag, aber in Ballungsge­bieten reicht das nicht. Da müsste es dreimal sein, was personell nicht geht. Wir hoffen im nächsten Jahr mehr Personen anzustelle­n, um dem Problem Herr zu werden.

Wird Orihuela Costa in der nächsten Zeit weiter wachsen?

Das weiß ich nicht genau, aber sie bauen gerade überall. Ich denke, es wird weiter wachsen.

Ist die Versiegelu­ng von immer mehr Flächen mit dem Umweltschu­tz in Einklang zu bringen?

Gerade hat ein Großprojek­t mit einem Etat von zehn Millionen Euro begonnen. Nach Unwettern sollen Flächen besser entwässern. Deshalb werden Kanäle gewartet.

Wie hat sich Orihuelas Regierungs­wechsel ausgewirkt?

An meiner Arbeit hat sich nichts geändert. Mit Bürgermeis­terin Carolina Gracia komme ich sehr gut zurecht. Ich nehme sie als sehr offen und hilfsberei­t wahr. Diese Regierung ist besser als die vorige, glaube ich.

Unterschei­det sich Lokalpolit­ik in Spanien von der deutschen?

Hier wird eine Liste gewählt, das bedeutet Parteien direkt. In Deutschlan­d wird auf Lokalebene für Personen abgestimmt. Außerdem sind die Stadträte hier Vollzeit bei der Stadt und bekommen ein Gehalt.

Ist die deutsche Community hier anders als die englische?

Was ich wahrnehme ist, dass sich in Orihuela Costa die Engländer besser in Vereinen organisier­en.

Welche Veranstalt­ung von Ihnen steht als nächstes an?

Am Freitag, 30. September, plane ich deutsche Bürger im Küstenrath­aus von Orihuela Costa zu begrüßen. Um 12 Uhr soll es eine Sprechstun­de geben, in der sie mir ihre Probleme mitteilen. Ich möchte wissen, wo der Schuh drückt.

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Foto: Till Tognino Stefan Prokoppa im Küstenrath­aus von Orihuela.

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