Eine einzige Katastrophe
Zentralregierung stellt Hilfen für Waldbrand-Gebiete bereit – Wie geht es jetzt weiter?
Bejís – fin. Über 19.000 Hektar in Schwarz-Weiß, die einzigen bunten Tupfer in der toten Landschaft sind die dezenten Farben der Politiker-Anzüge, deren Träger mit betroffenen Mienen durch das verbrannte Gebiet stapfen: Der Waldbrand bei Bejís in der Provinz Castellón ist das verheerendste Feuer, das die Region Valencia seit Jahren erlebt hat. Dazu kommt der Waldbrand im Vall d’Ebo mit weiteren 12.000 Hektar vernichteter Natur. Eine Katastrophe, jetzt auch offiziell.
Am Dienstag beschloss das Kabinett in Madrid, die von 119 schweren Bränden betroffenen Gebiete in 15 der 17 spanischen Regionen zu Katastrophenzonen zu erklären. In der Region Valencia betrifft das sieben Feuer im Juli und August, nämlich die Brände in Petrer und Vall d’Ebo in der Provinz Alicante, Venta del Moro, Olocau und Calles in Valencia und Bejís sowie Les Useres in Castellón. Betroffene sollen so schnell an Hilfen kommen, die sie dringend benötigen. „ Die öffentlichen Institutionen müssen jetzt Hand in Hand arbeiten, um die betroffenen Gebiete gemeinsam wieder aufzubauen und nach vorne zu schauen“, meinte Valencias Ministerpräsident Ximo Puig bei einer Besichtigung der schwarz-weißen Landschaft von Bejís gemeinsam mit Regierungschef Pedro Sánchez und Innenminister Fernado Grande-Marlaska.
Hilfe und Steuererleichterung
Sein Ministerium ist für die Verteilung der Hilfen zuständig. So können Betroffene finanzielle Unterstützung bis zu 18.000 Euro wegen Todesfällen von Angehörigen oder Behinderung in Folge der Brände beantragen. Maximal 15.120 Euro stellt die Regierung wegen „ voll
ständiger Zerstörung des Hauptwohnsitzes“zur Verfügung. Ist die Struktur des Hauses beschädigt, gibt es bis zu 50 Prozent des per Gutachten ermittelten Schadens, maximal 10.320 Euro. Das Gleiche gilt bei Schäden, die nicht die Struktur betreffen, hier vergibt das Ministerium maximal 5.160 Euro.
Weitere Hilfen gibt es für kaputte Haushaltsgeräte mit einem Limit von 2.580 Euro, für Schäden an Gemeinschaftsanlagen in Wohnblöcken, an industriellen Einrichtungen und Agrarbetrieben. Wer seinen verbrannten Führerschein oder Fahrzeugpapiere erneuern muss oder ein zu stark beschädigtes Fahrzeug abmeldet, muss dafür keine Gebühren bezahlen. Auch die Grundsteuer IBI müssen Eigentümer beschädigter Immobilien nicht verrichten, die Einkommenssteuer IRPF fällt bei Verletzungen weg, betroffene Un
ternehmen bekommen Erleichterungen bei der Gewerbesteuer IAE. Reparaturen an städtischen Gebäuden werden zur Hälfte vom Innenministerium finanziert. Zusätzlich hat die Landesregierung das Umweltministerium gebeten, Gelder aus dem EU-Fonds Next Generation für den Wiederaufbau der betroffenen Gebiete zur Verfügung zu stellen.
„Wir werden in den nächsten Jahren noch aggressivere Brände erleben“
Bleibt die große Frage, wie es weitergehen soll in diesen ländlichen Gebieten, die ohnehin zu kämpfen hatten und deren einziger Wirtschaftsmotor die grüne Natur war, die Touristen anlockte – und wie Brände in der Zukunft verhin
dert werden können. „ Es sind komplizierte Zeiten. Es kann gut sein, dass wir in den nächsten Jahren noch weitaus aggressivere Brände erleben werden“, meinte die valencianische Landwirtschaftsministerin Mireia Mollà. 1,3 Millionen Hektar sind in der Region als Waldfläche ausgezeichnet, das sind 57 Prozent der Gesamtfläche. Die gilt es zu schützen.
In den letzten Jahren hatte die Landesregierung mehrere Initiativen zur Brandvorbeugung gestartet, die Überwachung der Berge intensiviert, Material zur Feuerbekämpfung angeschafft. All das half nichts gegen einen einzigen Blitzeinschlag wie in Bejís und im Vall d’Ebo. „ Wir müssen dafür sorgen, dass mehr Schafe das Hinterland abgrasen, und die Landflucht entschlossener bekämpfen“, meinte Mollà – und sagte damit nichts Neues. Das Wie ließ sie offen.