Von gepunktet bis unsterblich
Neue Quallen im Mar Menor gesichtet – Forscher knacken das Erbgut der Unsterblichen
Cartagena – sg. Die Spiegeleiqualle, die ihrem Namen alle Ehre macht, ist eine alte Bekannte im Mar Menor. Nun hat sie Gesellschaft bekommen – von einer Exotin. In der letzten Zeit wurde die Gepunktete Wurzelmundqualle in ungewöhnlich großer Mengen in dem Binnenmeer gesichtet, wie das wissenschaftliche Komitee zur Überwachung des Mar Menor mitteilte. Die Qualle mit den unverkennbaren kleinen weißen Punkten ist eigentlich im Pazifischen und Indischen Ozean von Australien bis Asien zu Hause.
Umweltschützer vermuten, dass sie im Ballastwasser von Schiffen mit ins Mittelmeer gereist ist. Wie sich ihre Population im Mar Menor entwickelt, könne erst in ein paar Wochen bestimmt werden, sagte der Leiter des Komitees zur Überwachung des Mar Menor, Emilio María Dolores.
Eigenes kleines Ökosystem
Die Gepunktete Wurzelmundqualle zählt mit 35 Zentimetern zu den größten Exemplaren, stelle aber keine Gefahr für den Menschen dar, versicherte er. Sie sei eher von Nutzen und bilde ein Ökosystem für sich, indem sie mit ihren Tentakeln Algen aufnimmt, die Photosynthese betreiben und dadurch den im Mar Menor so dringend benötigten Sauerstoff produzieren.
Quallen sind alles andere als ein Ärgernis, das Urlaubern ihren Badespaß verdirbt. Sie haben sogar etwas, um das sie viele Menschen beneiden: Die ewige Jugend. Genau genommen geht es um eine einzige Quallen-Art, die so genannte Unsterbliche mit dem wissenschaftlichen Namen Turritopsis dohrnii, die auch im spanischen Mittelmeer und im Alborán-Meer
vorkommt. Wie macht die winzige, nur wenige Millimeter lange Qualle das? Sie kehrt ihren Lebenszyklus einfach immer wieder um und verjüngt sich.
Einem Team aus Wissenschaftlern an der Universität Oviedo ist es nun gelungen, das Genom, also das Erbgut der unsterblichen Qualle, zu entschlüsseln.
Die Studie wurde am 29. August in der US-amerikanischen wissenschaftlichen Fachzeitschrift
Proceedings of the National Academy of Sciences“veröffentlicht und sorgte für Aufsehen. Die Forscher enthüllten die molekularen Schlüsselmechanismen, die hinter der Verjüngung stecken und den Tod vermeiden.
Ist das Geheimnis der ewigen
Jugend nun gelöst? Carlos LópezOtín, Professor für Biochemie und Molekularbiologie an der Universität Oviedo, wiegelt ab. „ Diese Arbeit zielt nicht darauf ab, Strategien zu finden, um die Träume von menschlicher Unsterblichkeit zu verwirklichen, sondern die Schlüssel und Grenzen der faszinierenden zellulären Plastizität zu verstehen, die es einigen Organismen ermöglicht, in die Vergangenheit zu reisen. Von diesem Wissen erhoffen wir uns bessere Antworten auf die vielen Krankheiten, die mit dem
Altern zusammenhängen und die uns heute überfordern.“
Normalerweise sind Quallen kurzlebig und werden einige Monate alt. Grob vereinfachend zusammengefasst entwickeln sich aus den befruchteten Eiern Larven, aus denen am Meeresboden Polypen entstehen, die wiederum zu freischwimmenden Quallen werden. Doch statt zu sterben verwandeln sich die Zellen der Turritopsis dohrnii wieder in einen Polypen. Auf diese Art und Weise kann sie den gesamten Lebenszyklus immer wieder durchlaufen und wird unsterblich. Diese Fähigkeit hat die kuriose Qualle vermutlich entwickelt, um widrige Wetterbedingungen zu überstehen. Die Turritopsis dohrnii ist die einzige unsterbliche Qualle.
Statt zu sterben, kehrt die Qualle ihren Lebenszyklus einfach um