Liebe Leser,
So, jetzt sind endlich wir an der Reihe“, sagte mir kürzlich eine spanische Seniorin, erfreut darüber, dass die Zeit der überfüllten
Strände, Supermärkte und Straßen vorbei ist.
So überlebenswichtig der Tourismus für dieses Land auch ist: Sie sprach damit wohl vielen, die ganzjährig hier leben, aus der Seele.
Auch andere waren in diesen Tagen, wenn auch gezwungenermaßen, an der Reihe“, so
Queen Elizabeth II. Die weltweite Anteilnahme an ihrem Tod überschwemmte die spanischen Medien und ließ den Tod eines der bedeutendsten spanischen Schriftstellers der Gegenwart, Javier Marías, hier und da in den Hintergrund treten. Mit seinen 70 Jahren war die Zeit für ihn, anders als bei der Queen, eigentlich noch lange nicht gekommen, haben wir uns doch an die Langlebigkeit von Monarchen gewöhnt“, so ein spanischer Kommentator.
Mit seinen gerade mal 19 Jahren wäre auch Carlos Alcaraz nach bisheriger Tennisgeschichte noch nicht dran gewesen, die weltweite Spitze zu erobern. Dass er es geschafft hat, ist eine der wenigen guten Nachrichten, die uns erreichen. Abgesehen vom jetzt doch tatsächlich zum Greifen nah liegenden Ende eines in jeder Hinsicht überhitzten Sommers und der Aussicht auf eine der schönsten Jahreszeiten in Spanien. Aber dürfen wir uns überhaupt noch über Banalitäten wie diese freuen, trotz zurückliegender, aktueller und künftiger Naturkatastrophen, steigender Preise, Kriege und Hungersnöte?
Die spanische Seniorin packte jedenfalls nach einem erleichterten Blick auf den leeren Strand gemeinsam mit ihrem Mann Klapptisch und -stühle, eine gut gefüllte Kühltasche und eine Flasche Wein aus dem Auto, setzte sich und genoss das, was ihr Land ihr bietet. Vielleicht ist mit der Rückkehr zu Routine und Alltag auch für uns der Moment gekommen, diesen Alltag trotz aller Widrigkeiten wieder mit etwas Lebensfreude zu bestücken, kleine Auszeiten von schlechten Nachrichten zu nehmen und uns die Gründe in Erinnerung zu rufen, wegen derer wir uns für ein Leben in Spanien entschieden haben. Bei einem Picknick am Strand geht das übrigens besonders gut.