Charakter aus dem Fass
Als wäre sie noch da: Wie Paqui Oller auch nach ihrem Tod in der Bodega Teulada weiterlebt
Teulada-Moraira – at. Als Joselina Vallés im April eins der beiden Weinfässer, die schlichtweg in einer dunklen Ecke vergessen worden waren, öffnete und den Wein kostete, kam sie aus dem Staunen nicht heraus. „ Er schmeckte wunderbar“, sagt die Verwalterin und, seit dem Tod ihrer Vorgängerin Paqui Oller, auch Präsidentin der Kooperative Bodega Teulada. „ Der Wein war anders, stark, hatte Charakter, genau so, wie Paqui ihn wollte und so, wie sie war.“
Es war im März dieses Jahres, als Paqui Oller verstarb, erkrankt war sie bereits Ende Dezember, Joselina Vallés wiederum musste sich im Februar einer Operation unterziehen. Und so wurde der Wein, für den Paqui Oller sich bei der Weinlese im vergangenen Jahr zwei Fässer füllen ließ, um, wie es ihre Art war, etwas zu schaffen, das aus der Reihe fiel, sich selbst überlassen. Mit einem Ergebnis, das am vergangenen Freitag bei Teuladas Weinmesse Dolia offiziell präsentiert wurde. „ La Sisca de Paqui“lautet der Name des Weins, in Anlehnung an das Teu
ladiner Anbaugebiet Sisca, das der verstorbenen Präsidentin besonders am Herzen lag. Das Etikett der Flasche trägt Paqui Ollers Foto und Unterschrift.
„ Wir haben immer so eng zusammengearbeitet“, sagt Joselina
Vallés, sie seit 1996 als Verwalterin, Paqui Oller seit 1999 als Präsidentin. „ Nie hat eine von uns etwas ohne die andere gemacht, wir waren so enge Komplizinnen.“Der Tod habe sie schwer getroffen, doch gerade das enge Verhältnis der beiden helfe ihr jetzt, Entscheidungen zu treffen. „ Ich weiß immer genau, was sie gemacht hätte, und führe ihre Arbeit fort“, sagt sie.
Frauen an der Spitze
Eine Arbeit, die vor allem zum Ziel hatte, Anbauflächen zu erhalten, Qualität zu produzieren und den Landwirten würdige Preise zu bieten. Wobei letztere sich nicht gerade begeistert zeigten, als 1999 zu der weiblichen KooperativenFührung auch noch eine weibliche Präsidentin stieß. „ Mehrere Landwirte traten aus der Kooperative aus“, erinnert sich Vallés. „ Sie haben nicht an uns geglaubt.“Sie täuschten sich. „ Nur ein Beispiel: Damals produzierte die Kooperative zwei Weine, heute sind es 14.“
Es sind keine leichten Zeiten, denen die Bodega ohne ihr personelles Aushängeschild, Paqui Oller, entgegenblickt. Stichwort Klimawandel: „ Seit April hat es praktisch keinen Tropfen mehr geregnet und seit Juni ist es kontinuierlich heiß. Der Boden ist ausgetrocknet, die Traube kann sich nicht ernähren“, sagt Vallés. Die Folge: Es gibt kaum Trauben.
„ Wir müssen die Erntezeit verlängern, weil es sehr viel mühsamer ist, die Trauben zu pflücken.“Auch habe man das Anbaugebiet auf benachbarte Ortschaften ausgedehnt. Entscheidungen, die Paqui Oller sicherlich genauso getroffen hätte. Da ist sich Joselina Vallés ganz sicher.