Eine Ära geht zu Ende
Reaktionen auf den Tod der Queen in Benidorm – Gemischte Gefühle bei Briten
Benidorm – fkm. Der Union Jack hängt auf halbmast, weiße Blumen und ein Lorbeerkranz mit der Inschrift der Stadt Benidorm liegen am Boden, davor steht eine Traube trauernder Briten: Der Tod von Queen Elizabeth II. am 8. September hinterlässt auch am Lieblingsurlaubsort der Briten an der Costa Blanca seine Spuren.
Als die Queen starb, befanden sich in Benidorm neben rund 4.000 gemeldeten Briten auch etwa 13.000 Urlauber aus dem Vereinigten Königreich. Das Rathaus richtete flugs eine Gedenkstätte im Britenviertel Rincón de Loix ein, auf der Plaza Derramador kamen am Wochenende bei einer Gedenkveranstaltung mit Vertretern des Konsulats und des Rathauses auch etliche Landsleute zusammen, zündeten Kerzen an und legten Blumen nieder.
Der Schock sitzt tief
„ Es war ein Schock für mich, ich verfolge seit Tagen die Nachrichten und kann es immer noch nicht glauben“, sagt Nancy Smith. Sie habe doch gerade erst ihr PlatinJubiläum gefeiert, es war so eine großartige Fest-Parade in London,
erinnert sich die 62-Jährige zurück. „ King Charles wird das genauso gut machen, er hatte schließlich die beste Lehrerin“, meint Smith.
So denkt auch das Ehepaar McRyan aus Yorkshire: „ Wir sind unfassbar traurig darüber, sie begleitete uns schließlich unser ganzes Leben. Aber ihr Sohn wird das schon managen“, glaubt George McRyan. Viele Briten definierten
sich über die Queen, mit ihrem Tod verlieren sie ein Stück ihrer nationalen Identität, der Schock sitzt tief, erklärt seine Frau.
In der britischen Meile in Benidorm laufen in diesen Tagen fast nur noch Nachrichten über den Tod der Queen, die viele für unsterblich hielten, über die riesigen Bildschirme. Die Stimmung an den Tischen davor ist jedoch sehr gemischt: Zwischen vielen betrübten Gesichtern sitzen einige feierfreudige Menschen, die ein Bier nach dem anderen ordern – vielleicht zum Wohl der Königin.
Zeit für einen Neuanfang
Auch wenn der Tod ihrer Königin die meisten Briten sicherlich in irgendeiner Form trifft, ist wirkliche Trauer hauptsächlich bei der älteren Generation spürbar. „ So wie viele junge Menschen, gerade im Norden von Großbritannien, interessiere ich mich nicht wirklich für das Königshaus. Klar tut es mir leid, dass die Queen gestorben ist, aber die Frau hatte doch ein erfülltes Leben“, meint Benjamin Steels aus Manchester. „ Ich wünschte, man würde das Ende dieser Ära als Anfang von etwas wirklich Neuem nutzen“, hofft der 28-Jährige. „ Man sollte jetzt ernsthaft darüber nachdenken, die Monarchie allmählich abzuschaffen. Ich meine, sie ist einfach nicht mehr zeitgemäß“, ergänzt der Brite.
Ähnlich sieht das Joyce Brown aus Sheffield: „ Wie können Menschen qua Geburt ein solches Leben führen? Das Zeitalter der gottgewollten Ordnung ist doch wohl längst vorbei“, klagt die 36-Jährige. „ Queen Elizabeth II. hat das Land nun ganze 70 Jahre als Königin repräsentiert, das hat niemand vor ihr geschafft. Sie wird in die Geschichte eingehen. Dennoch sollte unser Land ihren Tod als Chance nutzen, diese veralteten Strukturen aufzubrechen“, ergänzt die Engländerin.