Jagdhunde nicht im Tierschutzgesetz
Regierung knickt vor Jägern und Landwirten ein und stößt Koalitionspartner vor den Kopf
Madrid – sk. Die Sozialisten rudern beim Tierschutz nach den katastrophalen Wahlergebnissen bei den Landtagswahlen in ländlichen Regionen wie Andalusien zurück und nehmen Tiere für Jagd und Landwirtschaft aus dem neuen Tierschutzgesetz, dem Ley de Bienestar Animal, heraus. Für Jagdhunde und andere Nutztiere, die für Weidewirtschaft, Sport, Rettung und Sicherheit eingesetzt werden, soll stattdessen eine spezifische Verordnung ausgearbeitet werden.
Damit will die PSOE das Kriegsbeil mit Jägern, Landwirten und anderen Sektoren aus dem ländlichen Spanien begraben, die vor den anstehenden Wahlen im Frühjahr 2023 mit massiven Protesten gedroht haben. Die Sozialisten verlieren im ländlichen Spanien gegenüber Vox und Volkspartei (PP) an Boden, und im Frühjahr stellen sich bei den Kommunal- und Landtagswahlen neun sozialistische Regionalpräsidenten und 2.700 Bürgermeister zur Wiederwahl. Das Ergebnis dieser Urnengänge beeinflusst auch die Parlamentswahl im November, bei der die Zukunft der Regierung auf dem Spiel steht.
„Tierquälerei ist Tierquälerei“
Allerdings schlagen die Sozialisten mit dem Kurswechsel in Sachen Tierschutz einen Konfrontationskurs mit Koalitionspartner Unidas Podemos ein. Nicht zuletzt arbeitet die Generaldirektion für Tierrechte das Ley de Bienestar Animal aus, die wiederum dem Sozialministerium von Podemos-Ministerin Ione Belarra untersteht.
Und die Linken fühlen sich vor den Kopf gestoßen. „ Tierquälerei
ist Tierquälerei, völlig unabhängig, wofür das Tier genutzt wird. Oder sind die Sozialisten dafür, dass ein Jagdhund an einem Baum aufgehängt wird oder Welpen lebendig in Kalk vergraben werden, nur weil sie Jagdhunde sind?“, meinte Podemos-Sprecher Pablo Echenique.
Die Sozialisten versichern, dass die Sonderregelung keinesfalls im Widerspruch mit dem neuen Gesetz stehen soll. „ Das Tierschutzgesetz wird für Haustiere angewandt, die in einem familiären Umfeld leben. Für die restlichen Tiere wird eine Verordnung ausgearbeitet, die europäischen Richtlinien folgt“, stellt der Parlamentssprecher der PSOE, Patxi López, klar.
Der spanische Jagdverband mit seinen über 330.000 Mitgliedern „ feiert den Kurswechsel der PSOE“und will mit Argusaugen verfolgen, welche Richtung die angekündigte neue Verordnung einschlägt. Der Verband stört sich prinzipiell nicht an Tierschutzbestimmungen und der Bekämpfung der Tierquälerei, sondern reibt sich an der „ urbanen Ausrichtung des Gesetzes“und an konkreten Punkten, die dem ländlichen Leben nicht Rechnung tragen. Etwa, dass Jäger ihre Jagdhunde nicht mehr züchten dürfen und auf professionelle Hundezüchter angewiesen sein sollen. An der Verpflichtung, jeden Hund zu sterilisieren, der sich auch im Freien aufhält, an Auflagen bei der Abrichtung von Jagdhunden wie etwa dem Verbot der Elektroschocker-Halsbänder. Ferner stören sie sich an schwammigen Formulierungen wie der Richtlinie des Gesetzes, das auf das „ Wohlergehen des Tieres“ausgerichtet ist.
„ Ich verstehe nicht, was damit gemeint ist und ich verstehe nicht, wieso Tiere humanisiert werden sollen. Wir sind auf jeden Fall gegen Tierquälerei, aber was das ist, muss klar definiert sein“, sagte Valentín Morán, Vorsitzender des Jagdverbands in Asturien. Doch nicht nur die Jäger laufen Sturm, auch Bauernverbände drängen auf die Notwendigkeit einer separaten Verordnung und verweisen etwa auf Hirten- und Arbeitshunde, die in der Vieh- und Weidewirtschaft eingesetzt werden. Die Auflagen des Ley de Bienestar Animal würden die Haltung von 90 Prozent dieser Hunde unmöglich machen.