Etwas Wachstum opfern
Was sich aus der jüngsten Zinserhöhung der EZB ablesen lässt
Madrid – tl. Die Europäische Zentralbank (EZB) reagiert auf die Rekordinflation mit einem zweiten Zinsschritt. Der Leitzins wurde um einen Dreiviertel-Punkt auf 1,25 Prozent angehoben. Es handelt sich um die stärkste Anhebung seit der Euro-Einführung. Zudem wurden weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt.
Manche werden sich über die Entscheidung freuen, für andere bedeuten höhere Zinsen dagegen eher Unerfreuliches. So hatte auch die Regierung Sánchez gemahnt, es mit den Zinserhöhungen nicht zu übertreiben. Bereits im Juli hatte die EZB Abschied von ihrer Nullzinspolitik genommen und die Zinsen erstmals seit 2011 auf 0,5 Prozent erhöht, um die Inflation einzudämmen. Gelungen ist das nicht.
Für Verbraucher wird die Zinserhöhung die Finanzierung erschweren. Was sich bei den Hypotheken bemerkbar macht. Die Referenz ist der Euribor. So schloss der Zwölf-Monats-Euribor im August bei 1,249 Prozent. Das sind fast zwei Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr, da lag er bei minus 0,498 Prozent. Wessen Hypothek aktualisiert wird, muss um die 120 Euro mehr im Monat berappen.
Wobei zwischen zwei Arten von Hypothek unterschieden werden muss. Die Verteuerung betrifft Hypotheken mit variablem Zins.
Laufende Hypotheken mit einem festen Zins sind nicht betroffen. Neuabschlüsse werden vor dem neuen Zinshorizont erfolgen. Auch Verbraucherkredite werden sich verteuern. Unternehmen müssen höhere Zinsen zahlen, wenn sie eine Finanzierung benötigen. Wie sich überhaupt alles verteuert, was mit Kredit finanziert werden muss.
Wer etwas auf der hohen Kante hat, dürfte sich über die Zinserhöhungen freuen. Nach einer Rentabilität gegen Null in den vergangenen Jahren gibt es für traditionelle Anlageformen wie Festgeld wieder etwas Rendite. Auch Staaten müssen, wenn sie sich mit frischem Geld versorgen wollen, höhere Zinsen zahlen. Staatsanleihen werden also auch wieder interessant.
Die Verteuerung betrifft Hypotheken mit variablem Zins, nicht die mit Festzins