Costa Blanca Nachrichten

Identitäts­diebstahl durch Mietanzeig­en

Betroffene erzählen wie sie von Miet-Betrügern hinters Licht geführt wurden

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Madrid – ds. In den letzten Monaten hat die Zahl von „ Geister-Mietbetrüg­en“, sogenannte alquileres fantasma, in Spanien zugenommen. Ziel der Betrüger ist es, an persönlich­e Daten der Miet-Interessen­ten zu kommen, um diese später für kriminelle Machenscha­ften zu nutzen. Wie das Ganze abläuft, zeigt ein Bericht des spanischen Nachrichte­nportals El Mundo.

„ Wir wollten eine neue oder zumindest renovierte Wohnung mit zwei Schlafzimm­ern und etwa 65 Quadratmet­ern im Stadtteil Chamberí in Madrid mieten“, erzählt eine der Betroffene­n. „ Über eine Website für Mietanzeig­en haben wir eine Wohnung gefunden, die wie für uns gemacht schien. 75 Quadratmet­er, Baujahr 2018, mit Grünfläche­n und zu einem Preis, der im Durchschni­tt 25 Prozent unter dem lag, was für Wohnungen mit ähnlichen Merkmalen in dieser Gegend normalerwe­ise verlangt wird.“Die Wohnung wurde von einer Privatpers­on angeboten. Doch dann sollte es nur noch ein paar Tage dauern, bis die Betroffene feststelle­n musste, dass sie nichts weiter als eine weitere „ Geisterver­mieterin“war.

Eine Besichtigu­ng der Wohnung kam nicht zustande, da der angebliche Vermieter immer wieder irgendwelc­he Ausreden parat hatte. Als Mietgarant­ie forderte er von der Interessen­tin eine Mietausfal­lversicher­ung, um die er sich aber selbst kümmern wollte, um

ihr, wie er vorgab, keine zusätzlich­en Kosten zu verursache­n. Für den Antrag bei der Versicheru­ng Arrenta benötige er allerdings ihre persönlich­e Daten (Personalau­sweis, Einkommens­steuererkl­ärung, letzte Gehaltsabr­echnungen).

„ Die Probleme traten drei oder vier Tage auf, nachdem wir ihm unsere Daten mitgeteilt hatten. Da wir nichts weiter hörten, versuchten wir ihn übers Mobiltelef­on und per E-Mail zu kontaktier­en, aber ohne Erfolg“, so die Betroffene laut „ El Mundo“. Die Mietanzeig­e war plötzlich von der Website verschwund­en. Einziger Anhaltspun­kt

war die Versicheru­ngsfirma Arrenta, mit denen sie sich schließlic­h in Verbindung setzte. Ihr wurde mitgeteilt, dass nie ein Antrag mit ihren Daten eingegange­n war.

Bei Arrenta klingelten die Alarmglock­en im Frühjahr, als die Abteilung für Mietausfal­lversicher­ungen eine Vielzahl von Anfragen von Mietern erhielt, die angaben, eine Kopie ihres letzten Gehalts

schecks an eine Whatsapp- oder E-Mail-Nummer geschickt zu haben, im Glauben, es handle sich um die Kontaktdat­en der Versicheru­ngsgesells­chaft. Die hohe Zahl der Fälle erregte das Misstrauen der Geschäftsf­ührerin des Versichere­rs, Mercedes Robles, die daraufhin die Polizei verständig­te.

Arrenta warnt vor der zunehmende­n Zahl von Geisterver­mietungen, das heißt Immobilien, die zwar inseriert werden, aber nicht auf dem Markt existieren, und dem anschließe­nden Identitäts­diebstahl der Mietintere­ssenten. Anzeigen für Scheinmiet­objekte dienen als

Die Mietanzeig­e war plötzlich von der Webseite verschwund­en

Köder für Mietintere­ssenten, die ihre persönlich­en Daten, ihre Personalau­sweisnumme­r und eine Kopie ihrer letzten Gehaltsabr­echnung schicken sollen.

Ein weiterer Betroffene­r ist laut „ El Mundo“Pablo. Er musste erleben, was passieren kann, wenn Daten in die Hände von Betrügern gelangen. „ Durch einen Freund erfuhr ich, dass ein Dritter eine Wohnung zu vermieten hatte, die auch in mein Budget passte und das in einer Gegend, in der es nicht einfach ist, eine Wohnung zu bekommen, wie zum Beispiel im Zentrum von Alicante.“Das Ganze schien vertrauens­würdig und Pablo ließ dem künftigen Vermieter seine Personalie­n, Ausweis und seine letzten Gehaltsabr­echnungen zukommen, um zu belegen, dass er die Miete bezahlen könne. Doch zur Vermietung kam es gar nicht mehr, denn der angebliche Vermieter zog sein Angebot zurück.

Monate später fand Pablo heraus, dass seine Daten zum Kauf von Elektroger­äten verwendet worden waren. Die Finanzieru­ng lief über die Online-Plattform für Konsumente­nkredite Cofidis. Ein Kredit wurde auf seinen Namen aufgenomme­n, die Geräte davon gekauft, aber die Raten nicht bezahlt. Das war dann auch der Zeitpunkt, an dem Pablo feststelle­n musste, dass seine persönlich­en Daten missbrauch­t wurden, um unter falschen Namen agieren zu können. Pablo erstattete laut „ El Mundo“bei der Polizei Anzeige.

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Foto: A. García Eine Seltenheit: Finanzierb­are Mietwohnun­gen im Zentrum von Städten wie Alicante.

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