Costa Blanca Nachrichten

Ein Bazillus schreibt Geschichte

Joghurt ist aus der Küche nicht mehr wegzudenke­n

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Der Ursprung von Joghurt ist etwa so alt wie die Geschichte der menschlich­en Zivilisati­on; um ihm auf den Grund zu gehen, muss man bis zu den Sumerern zurückreis­en, einem altorienta­lischen Volk, das etwa im 4. Jahrtausen­d vor Christus im Süden Mesopotami­ens lebte. Sie waren fortschrit­tlich und erfindungs­reich und entdeckten beispielsw­eise die Fermentati­on der Lebensmitt­el: Stein der Weisen bei der Herstellun­g von Brot, Wein, Käse, Butter und vor allem Joghurt.

In jener Zeit lag die Produktion von Milch im Mittleren Osten in Händen nomadisier­ender Viehzüchte­r, die Tausende von Kilometern zurücklegt­en auf der Suche nach Weiden für ihre Tiere. Während der Reisen entwickelt­e sich die Milch zum Hauptnahru­ngsmittel im Kampf ums Überleben – die bei Temperatur­en um 40 Grad sofort verzehrt werden musste, wollte man sich nicht mit dem säuerliche­n und wenig ansprechen­den Zerfallspr­odukt zufrieden geben.

Da die Nomaden aber so lange Zeit von zu Hause weg waren, suchten sie nach einer Lösung zur Haltbarmac­hung der Milch. Aus der Not wurde eine Tugend, nachdem sie entdeckten, dass, wenn sie die frisch gemolkene Milch in offenen Behältern erwärmten und danach einen Teil der sauer gewordenen Milch zufügten, das Ergebnis köstlich zu essen war.

Allmählich perfektion­ierten sie ihre Technik, es entstanden verschiede­ne Milchprodu­kte. Eines, der yurki aus dem Nordosten der Türkei, ist als Vater des heutigen Joghurt anzusehen.

Doch die Bedeutung der Mikroorgan­ismen für den Vorgang der Fermentati­on wurde erst im 19. Jahrhunder­t durch die Untersuchu­ngen des französisc­hen Biologen Luis Pasteur offenkundi­g, die in der Folge zur Entdeckung der so genannten Pasteurisa­tion von Milch führten, ein Prozess, um dieses Produkt auch bei Raumtemper­atur haltbar zu machen.

Trotz Armut lange leben

Zweifellos waren es die Bulgaren, die ihr Hauptnahru­ngsmittel, den Joghurt, auf dem ganzen Balkan populär gemacht haben. Trotz ihrer Armut waren sie in Europa das Volk mit der höchsten Lebenserwa­rtung. Eine Tatsache, die Anfang des 20. Jahrhunder­ts auch dem russischen Wissenscha­ftler und Nobelpreis­träger Ilja Metschniko­ff auffiel und ihn veranlasst­e, die Ernährungs­weise der Bulgaren genauer zu untersuche­n. Er stieß auf den Bazillus, der die Milch fermentier­t, und taufte ihn „ Bacillus bulgaricus“, später umbenannt in Lactobacil­lus bulgaricus.

Heute ist Joghurt aus unserer Küche nicht mehr wegzudenke­n, er zählt fast zu den Grundnahru­ngsmitteln. Lactobacil­lus bulgaricus, der einen sehr hohen Anteil an Milchsäure produziert, wurde durch Lactobacil­lus acidophilu­s und bifidus ersetzt, die einen milderen Joghurt ergeben.

Die Auswahl an Joghurtpro­dukten ist immens und egal welche Sorte gewählt wird, mit Sicherheit ernährt man sich damit richtig. Doch während noch in den 1980ern Joghurt eher wegen seines erfrischen­den Effekts und Aromas gekauft wurde, langt man heute aufgrund seines gesundheit­lichen Werts ins Kühlregal und verlangt in erster Linie nach Bio-Produkten.

Die Kleinigkei­t von 100 Millionen Mikroorgan­ismen pro Gramm stimuliert die Darmflora und stärkt so das Immunsyste­m. Regelmäßig­er Konsum von Joghurt soll helfen, den Cholesteri­nspiegel auszugleic­hen. Und es liefert Eiweiß und Kalzium.

Joghurt hat wie Milch alles, was Kinder brauchen. Nur ist es viel weniger langweilig, ein buntes Fruchtjogh­urt zu essen, als die eintönig weiße Flüssigkei­t zu trinken. Bei Unverträgl­ichkeit von Lactose, gerade für ältere Menschen oft ein Problem, ist Joghurt ebenfalls ideal. Wie Milch liefert er lebensnotw­endige Vitamine und Mineralien.

Gegen ein Joghurt als kleiner Happen zwischendu­rch ist nichts zu sagen. Doch das Milchprodu­kt hat weit mehr zu bieten. Von erfrischen­den Suppen über exquisite Saucen bis hin zum Joghurt als Begleiter von Gemüse, Fisch, Fleisch und Früchten reicht die Palette der kulinarisc­hen Möglichkei­ten. Und sie sollten gerade jetzt in der Frühherbst­küche ihren Platz haben.

Hervorrage­nd mit Gemüse lässt sich griechisch­er Joghurt kombiniere­n, der fetter und cremiger ist als der traditione­lle – zu probieren am beliebten Tsatsiki: Man mischt Joghurt mit zerdrückte­m Knoblauch, Salz und Kräutern und gibt in kleine Stückchen geschnitte­ne Gurke dazu. Mit einer guten Mayonnaise verrührt, ergibt der yogur griego zudem eine leichte Salatcreme. Und im süßen Bereich sind die Möglichkei­ten schier unendlich: Früchte,

Honig, Eis, Mixgetränk­e, Granizados und mehr.

Wer eine entspreche­nde Maschine hat, kann griechisch­en Joghurt auch zu Hause selbst herstellen. Man mischt 100 ml Sahne mit 900 ml Milch (bio wäre besser, weil sie fetter ist) und einem Joghurt von guter Qualität und gibt das Ganze nach Vorschrift in die Joghurtmas­chine.

Grundrezep­t für selbst gemachten Joghurt

Für 16 Joghurtglä­ser à 125 ml: 1,5 l Rohmilch (leche cruda), 4 Joghurts (yogures naturales), ein paar Tropfen Zitrone (limón)

Alles, was zur Herstellun­g benutzt wird, muss blitzsaube­r sein. Die Milch in einen tiefen Topf geben, um zu verhindern, dass sie beim Erhitzen überkocht. Auf kleinem Feuer fünf bis zehn Minuten köcheln.

Anschließe­nd vom Herd nehmen und abkühlen lassen. Wenn die Milch kalt ist, in eine Schüssel geben. Den Rahm, der sich gebildet hat, abschöpfen und durch ein Sieb dazugießen.

Ein paar Tropfen Zitronensa­ft zufügen. Das macht man am besten, indem man ein Stück Gaze um die Zitrone wickelt und es hinten festhält, so kann nichts hineinfall­en.

Joghurt einrühren und das Ganze in die Gläschen füllen. In einen Schnellkoc­htopf drei Zentimeter hoch Wasser füllen, die Gläser so hineinstel­len, dass der Topf gut ausgefüllt ist, damit sie beim Kochen nicht kaputtgehe­n.

Topf aufs Feuer stellen, zum Kochen bringen, und wenn er anfängt zu pfeifen, vom Herd nehmen und mit geschlosse­nem Deckel abkühlen lassen.

Joghurt bis zum Gebrauch im Kühlschran­k aufbewahre­n.

Feta-Joghurt-Creme

Zutaten für 4 Pers.: 500 g griechi

scher Joghurt (yogur griego), 30 g Feta-Käse (queso feta), 1 Knoblauchz­ehe, 4 rote Paprikasch­oten (pimientos rojos), 2 grüne Paprikasch­oten (pimientos verdes), 30 g Pinienkern­e (piñones), 100 ml gutes Olivenöl (aceite de oliva virgen), 1 TL paprika (pimentón), 4 Scheiben Bauernbrot (pan payés in dicken Scheiben), Salz, Pfeffer

Paprikasch­oten im 200 Grad heißen Backofen während acht Minuten braten, umdrehen und zehn weitere Minuten im Ofen lassen. Herausnehm­en, in eine Tüte packen und so weit abkühlen lassen, dass man sie häuten kann. Paprikasch­oten säubern und eine Stunde auf Küchenkrep­p abtropfen lassen.

Pinienkern­e in der Pfanne leicht anrösten. Feta-Käse im tiefen Teller mit der Gabel zerdrücken; Joghurt, gehackten Knoblauch, Pinienkern­e, 80 ml Öl, Salz, Pfeffer, Paprika und zum Schluss die Hälfte der gebratenen Paprikasch­oten, in kleine Würfel geschnitte­n, zufügen. Die restlichen Paprika der Länge nach in vier bis sechs Stücke schneiden.

Die Brotscheib­en rösten und, solange sie noch heiß sind, mit dem Rest Olivenöl beträufeln. Paprikastü­cke darauf verteilen, salzen und das Ganze mit der Joghurtsau­ce servieren.

Gebratene Tomaten mit Ei und Joghurtsau­ce

Für 4 Pers.: 300 g Joghurt (yogur), 4 Eier (huevos), 4 große feste rote Tomaten (tomates), mit Knoblauch parfümiert­es Meersalz (sal marina al ajo), Menge nach Belieben, 4 EL geriebenes Weißbrot (pan rallado), ca. 1 EL Mehl (harina), etwa eine halbe Tasse Butter (mantequill­a), 1/2 EL gehacktes Basilikum (albahaca), 1/2 EL Paprika (pimentón), 2 gehackte Frühlingsz­wiebeln (cebollas tiernas)

Tomaten in zwei bis drei Zentimeter dicke Scheiben schneiden. In einer weiten Pfanne Butter schmelzen lassen und die Tomatensch­eiben so schnell wie möglich von beiden Seiten braten. Nicht zu viele in die Pfanne geben, damit sie kein Wasser ziehen. In einer feuerfeste­n Form ausbreiten, mit Meersalz würzen und dem geriebenen Weißbrot und den gehackten Frühlingsz­wiebeln bestreuen.

In derselben Pfanne, in der die Tomaten gebraten wurden, das Mehl mit einer Prise Salz anschwitze­n, Paprika und Basilikum zufügen und ganz langsam den Joghurt. Unter Rühren auf kleinem Feuer köcheln lassen, bis die Sauce andickt.

Form in den auf 150 Grad vorgeheizt­en Ofen geben, eine Zeit verstreich­en lassen, bis alles heiß ist, und dann die Eier zwischen die Tomaten schlagen. Im Ofen lassen, bis das Eiweiß fast fest ist. Form aus dem Ofen nehmen, außerhalb werden sie nach einer kurzen Weile genau richtig sein. Mit der Joghurtsau­ce servieren.

Kalte Gurkensupp­e mit Räucherlac­hs

Für 2 bis 3 Pers.: 1 holländisc­he

Salatgurke (pepino), 500 g Joghurt (yogur natural), 4 Scheiben Räucherlac­hs (salmón ahumado), 1/2 Bund Dill (eneldo), 1 TL Essig (vinagre), Cayennepfe­ffer (cayena), Zucker (azúcar), 1 Knoblauchz­ehe (diente de ajo), 1 Schalotte (escalonia), 1 TL Gemüsebrüh­e (instant, caldo vegetal), Olivenöl (aceite de oliva), geschrotet­er schwarzer Pfeffer (pimienta negra recien molida), Salz (sal)

Fein gehackte Schalotte und durchgepre­sste Knoblauchz­ehe in etwas Olivenöl anschwitze­n. Die Gurke schälen, in Stücke schneiden und mit dem Joghurt zusammen mixen.

Cayennepfe­ffer, Essig, Zucker und Gemüsebrüh­e zufügen, mit Salz und Pfeffer abschmecke­n und kalt stellen.

Vor dem Servieren den Räucherlac­hs in Streifen schneiden, mit dem Dill auf der kalten Suppe anrichten.

Joghurtmou­sse

Dieses Rezept funktionie­rt nur mit einem guten Syphon, dessen Anschaffun­g sich aber rentiert, denn die Mousses sind schnell gemacht und geben den wahren Joghurtges­chmack wieder, aber in leichter Textur.

Einen Syphon von 1/2 Liter Inhalt, 3 Joghurt à 125 ml, 100 ml Sahne (nata liquida para montar), 50 g Zucker (azúcar)

Joghurt, Zucker und Sahne in den Syphon füllen, mit Kapsel versehen und eine Stunde im Kühlschran­k oder in einem Gefäß mit Eis und Wasser kühlen.

Danach kann die Mousse in beliebige Gläser zum Beispiel mit Früchten gefüllt werden. Garnitur können ein paar einfache Rice Krispies sein.

Schnelles Joghurtdes­sert

Für 4 Pers.: 500 g griechisch­er oder normaler Naturjoghu­rt (yogur griego oder natural), 4 EL Heidelbeer­konfitüre (mermelada de arándanos), 8 EL Beerenlikö­r (z.B. von Holunderbe­eren, saúcos), 4 Minzzweige (menta)

Joghurt auf Dessertsch­alen oder kleine Gläser verteilen. Heidelbeer­marmelade daraufgebe­n, Likör zugießen und jedes Dessert mit einem Minzzweig garnieren.

Joghurtfla­n

Für 4 Port.: 2 Naturjoghu­rt (yogures naturales), 2 Eier (huevos), 2 TL Zucker (azúcar), 250 ml Milch (leche), eine Messerspit­ze Vanille (vainilla), eine Msp. Muskat (nuez moscada)

Joghurt in eine tiefe Schüssel geben, die verrührten Eier, Vanille und Zucker zufügen. Leicht mit dem Schneebese­n zu einer gleichmäßi­gen Creme verrühren. Milch und Muskat unterrühre­n, in kleine Förmchen füllen und im Wasserbad garen, bis der Flan fest ist.

Tipp: Dieses einfache FlanGrundr­ezept lässt sich nach Gusto auch mit süßen oder salzigen Zutaten variieren.

Honig-Joghurt-Dip

Für ca. 6 Pers.: 300 g Vollmilchj­oghurt, 300 g Sahnejoghu­rt, 70 g Walnussker­ne (nueces), 1 bis 2 EL Akazien- oder anderer Honig (miel), 1/2 TL Zimt (canela)

Vollmilchj­oghurt zum Abtropfen in ein Sieb geben (circa eine halbe Stunde). Die Walnusshäl­ften ohne Fett in der Pfanne bei mittlerer Hitze sechs bis acht Minuten anrösten, abkühlen lassen. Sechs davon ganz lassen, den Rest grob hacken.

Vollmilch- und Sahnejoghu­rt zusammen glatt rühren. Einen Esslöffel Honig, Zimt und die gehackten Walnüsse zufügen, dann den Dip kalt stellen.

Zum Servieren mit Walnusshäl­ften belegen, mit restlichem Honig beträufeln und mit wenig Zimt bestäuben. Den Joghurt-Dip zu frischem Obst reichen.

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Fotos: Freepik
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