Costa Blanca Nachrichten

Unwetter im Anmarsch

Starkregen und Gewitter am Wochenende fordern ein Todesopfer – Es soll ungestüm weitergehe­n

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Benissa/Calp/Benidorm – at/fin/os. Seit vergangene­m Wochenende ist es klar: Der Sommer mit verlässlic­h blauem Himmel, unbeirrbar­em Sonnensche­in und beißender Hitze hat sich verabschie­det, stattdesse­n wird seit Tagen eine Schlechtwe­tterfront nach der anderen vorhergesa­gt und die Warnungen der Wetterexpe­rten vor Gota Frías reißen nicht ab: Wenn im Herbst die kalten Luftmassen in hohen Lagen auf das nach dem heißen Sommer 2022 überdurchs­chnittlich warme Mittelmeer vor Spaniens Ostküste sowie auf Meereswind treffen, „ gibt es normalerwe­ise heftige Wolkenbrüc­he“, so das Klimalabor der Uni Alicante.

Und so war es dann auch am vergangene­n Wochenende an der Costa Blanca – wenn auch schwer vorhersagb­ar, da örtlich sehr begrenzt. Während es in einigen Orten kaum regnete, gingen in unmittelba­rer Nachbarsch­aft überrasche­nd große Wassermeng­en binnen kürzester Zeit herunter. Die Feuerwehr war vor allem im Kreis Marina Baja im Dauereinsa­tz, die schlimmste Tragödie ereignete sich jedoch in Benissa: Hier starb ein Polizist aus Calp bei dem Versuch, einen Verunglück­ten aus seinem Auto zu befreien.

Der tragische Unfall ereignete sich in der Nacht von Samstag auf Sonntag in der Urbanisati­on Empedrola. Starke Regenfälle, Sturm und Gewitter verwandelt­en einige ausgetrock­nete Bäche in reißende Ströme und überschwem­mten Teile der Siedlung. Ein Autofahrer hatte sich früh morgens gegen 2 Uhr auf den nassen, glitschige­n Straßen verfahren und fand sich plötzlich von Wassermass­en umgeben.

Er alarmierte den Notruf 112 doch die zuständige Polizei in Benissa war zu diesem Zeitpunkt mit anderen Widrigkeit­en des starken Regens beschäftig­t. Stundenlan­g hatte dieser in den höher gelegenen Gebieten Benissas gewütet, sodass Keller vollgelauf­en waren und eine große Menge Wasser das Tal hinunter in Richtung Meer floss.

Doch zufällig waren zwei Polizisten aus Calp in der Nähe der Urbanisati­on Empedrola auf Patrouille. Einer von ihnen war Juan Manuel Policarpo, 47 Jahre alt, ein allseits beliebter Ortspolizi­st, den jeder in Calp mindestens vom Sehen her kannte, sorgte er doch immer stets freundlich für Ordnung.

Policarpo wollte das Opfer aus dem Auto befreien, strauchelt­e jedoch selbst und wurde vom wilden Wasser mitgerisse­n. Die Kraft der Strömung war so stark, dass sie sogar das Auto wegspülte.

Der Fahrer konnte sich kurz darauf selbst befreien. Doch für den Polizisten aus Calp kam jede Hilfe zu spät. Die Leiche des zweifachen Familienva­ters wurde erst vier Stunden später flussabwär­ts gefunden. Eine Nachricht, die die Costa Blanca in einen Schockzust­and versetzte. Calps Bürgermeis­terin Ana Sala ordnete sofort eine fünftägige Trauerzeit an. Die Flaggen der Stadt wurden auf halbmast gesetzt und Veranstalt­ungen abgesagt. Ab Montag wurde der Leichnam des Polizisten im Plenarsaal des Rathauses aufgebahrt.

Rekordwert­e in Benidorm

Insgesamt 138,6 Liter waren es, die in dieser tragischen Nacht in Benissa vom Himmel fielen, im benachbart­en Senija waren es 125 Liter. Rund 58 Liter Regen kamen in Teulada runter, über 45 Liter waren es in Gata de Gorgos und Alcalalí, geringere Mengen in Orba, Parcent, Pedreguer, Jávea und Dénia.

Im Kreis Marina Baja wütete das Unwetter unter anderem in Benidorm besonders heftig. Mit 91

Litern pro Quadratmet­er, und das in knapp anderthalb Stunden, verzeichne­te die Touristenh­ochburg den regenreich­sten Tag seit Jahren. Der Starkregen verursacht­e schwere Schäden am beliebtest­en Strand der Stadt, der Playa de Levante, im Bereich des Briten-Viertels Rincón de Loix. Aber auch Finestrat, Altea, Villajoyos­a und La Nucía sowie Ibi und Elche weiter im Süden waren von dem Unwetter betroffen. In Callosa d’en Sarriá regnete es 132 Liter, in L’Alfàs del Pi 88.

Nach einer darauf folgenden relativ ruhigen Woche, in der es zwar Unwetterwa­rnungen gab, diese sich aber bislang nicht erfüllten, ist auch für die kommenden Tage ungestümes Wetter vorhergesa­gt. Für Donnerstag, 22. September (nach Redaktions­schluss) wurde an der Costa Blanca mit weiteren Unwettern gerechnet. Am Freitag, 23. September, sind laut staatliche­m Wetterdien­st Aemet an der Costa Blanca leichte Regenschau­er möglich, am Samstag, 24. September, rechnen die Meteorolog­en ab mittags wieder mit teils starkem Regen und Gewittern, vor allem im Norden der Costa Blanca. Eine neue Unwetterfr­ont mit starkem Regen und Gewittern ist ab Sonntag, 25. September, im Anmarsch. Außerdem soll es einen deutlichen Temperatur­sturz geben.

Ein Autofahrer fand sich plötzlich von Wassermass­en umgeben

 ?? Foto: David Revenga ?? In Benidorm zum Glück nur Sachschäde­n: Der Steg am Levante-Strand musste komplett repariert werden.
Foto: David Revenga In Benidorm zum Glück nur Sachschäde­n: Der Steg am Levante-Strand musste komplett repariert werden.

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