Historischer Sieg für Umweltschutz am Mar Menor
Senat erklärt Binnenmeer zur juristischen Person – Gewässer steht damit unter Rechtsschutz
Madrid/Murcia – dpa. Als erstes Ökosystem Europas wird die stark belastete Salzwasserlagune Mar Menor eine eigene Rechtspersönlichkeit mit einklagbaren Rechten erhalten. Diesen historischen Beschluss für den Schutz der Lagune als Ökosystem hat der Madrider Senat am Mittwoch gefasst.
Nun kann jeder Bürger – auch wenn er nicht selbst betroffen ist – die Justiz wegen einer vermuteten Verletzung von Rechten der größten Salzwasserlagune Europas anrufen. Ein Komitee aus sechs Vertretern der Behörden und sieben der Gesellschaft soll den Schutz, den Erhalt und die Gesundung der Lagune überwachen. Der Beschluss geht auf ein in der spanischen Verfassung verankertes Bürgerrecht auf Auslösung eines Gesetzgebungsverfahrens zurück. Dazu müssen mindestens 500.000 Unterschriften gesammelt werden. Für die Initiative hatten mehr als 640.000 Menschen unterschrieben.
Binnenmeer kurz vor Kollaps
Das flache Mar Menor wird seit Jahrzehnten vor allem durch intensive Landwirtschaft, aber auch Minenbetriebe und Tourismus gefährdet. Überdüngung fördert das Algenwachstum. Besonders bei Hitzewellen kann es durch Sauerstoffmangel zu einem Massensterben von Fischen und anderen Wassertieren kommen. Während des ungewöhnlich heißen Sommers in Spanien und weiten Teilen Europas war die Wassertemperatur im Mar Menor im August auf über 31 Grad gestiegen. Umweltschützer und Fischer holten in diesem Jahr mehr als 14.000 Tonnen Biomasse aus der Lagune, die trotzdem zum Entsetzen der Bevölkerung immer wieder umgekippt.
Zuletzt war das Mar Menor im August 2021 umgekippt, als nach
Tagen mit Lufttemperaturen von 40 Grad fünf Tonnen toter Tiere aus dem Wasser geholt wurden. 70.000 Menschen hatten daraufhin eine 73 Kilometer lange Menschenkette rund um die Lagune gebildet, die sich an den Grenze der Region Murcia mit der Provinz Alicante in der Comunidad Valenciana befindet. Der Umwelt eigene, einklagbare Rechte zuzuerkennen sei eine „ Revolution, die dem derzeitigen Wirtschaftssystem, das den Planeten zerstört, Grenzen setzen wird“, sagte die Philosophieprofessorin der Universität Murcia, Teresa Vicente, im April.