Talgo statt Siemens
Deutsche Bahn setzt auf moderne Züge des spanischen Herstellers
Berlin – tl. Eisenbahn-Deutschland und ICE-Züge – das war bislang die Domäne von Siemens. Der spanische Hersteller Talgo hat jetzt das Monopol geknackt. Vergangene Woche wurde in Berlin der neue Fernverkehrszug „ ICE L“der Deutschen Bahn vorgestellt, der ab 2024 die ICE-Flotte ergänzt und von den Spaniern gebaut wird. Das Besondere an dem Zug: der stufenlose Einstieg. Daher auch der Name „ ICE L“– das L steht für „ Low Floor“.
Doch Talgo hat sich mehr als nur einen lukrativen Auftrag gesichert. Der neue Zug definiert, was die Deutsche Bahn künftig von allen Herstellern erwartet. Der Zug
setzt einen völlig neuen Standard“, sagte Talgo-Chef Gonzalo Urquijo. 2019 hatte der spanische
Hersteller bei einer europaweiten Ausschreibung den Zuschlag erhalten, um 23 Züge samt Loks für den Fernverkehr zu bauen. Der Umfang des Geschäfts: gut eine halbe Milliarde Euro.
ICE L: Hohe Geschwindigkeit bei stufenlosem Einstieg
Auch Siemens hatte sich um den Auftrag beworben. Doch offenbar war Talgo als einziger Hersteller in der Lage, Hochgeschwindigkeit und stufenlosen Einstieg zu kombinieren. Bahn-Chef Michael Peterson machte deutlich, dass der stufenlose Einstieg „ eine Mussanforderung“für alle Neuanschaffungen sein wird. Aktuell läuft die
Ausschreibung für den Nachfolger des ICE3, der ab 2030 die Hochgeschwindigkeitsflotte ergänzen soll. Die neuen Züge sollen über den niveaugleichen Einstieg verfügen und mindestens 300 Stundenkilometer schnell sein.
Der „ ICE L“schafft immerhin Tempo 230. Talgo hat also einen Entwicklungsvorsprung. Der „ ICE L“wird 2024 zunächst auf der Strecke Berlin–Amsterdam eingesetzt. Weil der Zug von einer Mehrsystemlok gezogen wird, entfällt an der Grenze der Lokwechsel, was Zeit spart. Ein Vorteil im internationalen Bahnverkehr. Der „ ICE L“hat aber noch einen weiteren Vorteil: Die Reisewagen sind breiter als die meisten der jetzigen ICE-Züge der Bahn und somit auch bequemer.