Zu heiß für exzellente Trauben
Bittere Entscheidung: Finca Alberca produziert dieses Jahr keinen Eiswein – Schuld ist die Hitze
Teulada-Moraira – at. Es war wohl eine der schwersten Entscheidungen, die Cristina Rodríguez in ihrem Leben treffen musste. Die Trauben, in die sie und ihr Team von der Finca Alberca in Teulada ein ganzes Jahr Arbeit gesteckt haben, werden in diesem Jahr nicht zu dem exklusiven Eiswein M de Alejandría verarbeitet. „ Mir sind die Tränen gekommen, als wir das beschlossen haben“, sagt die Spanierin, die sich mit dem Anbau von Moscatel-Trauben zur Herstellung eines Eisweins 2014 einen Traum erfüllte, der 2017 mit den ersten Flaschen „ M de Alejandría“Früchte zu tragen begann. 1.200 Flaschen waren es im ersten Jahr, 2021 konnte sie 4.200 füllen. „ Peu à peu“, betont sie, „ und immer mit höchsten Qualitätsansprüchen“.
Gerade denen kann sie jedoch in diesem Jahr nicht gerecht werden. „ Der Eiswein entsteht direkt aus den nach der Ernte eingefrorenen Trauben. Ganz ohne Zusatzstoffe.“Umso wichtiger sei die exzellente Qualität der Trauben, die sich entsprechend in dem Wein widerspiegele. Als diese kurz vor der geplanten Ernte Anfang September einem letzten Check unterzogen wurde, war das Ergebnis bitter. „ Die anhaltend hohen Temperaturen haben dazu geführt, dass von den Beeren ein und derselben Traube die, die oben wachsen, wegen der Hitze vertrocknet waren, andere, die der Sonne ausgesetzt waren, waren überreif und die, die geschützter wuchsen, noch nicht reif genug.“Auch schädigte die Hitze bestimmte Säurestoffe in der Traube. „ Der Wein wäre nicht exzellent geworden.“
Trauben zu verarbeiten, die nicht den Qualitätsstandards der vergangenen Jahre entsprechen, kann Cristina Rodríguez sich nicht
vorstellen. Auch wenn es nicht nur ein emotionaler Einschnitt ist, sondern auch ein erheblicher finanzieller Verlust. „ Aber es hätte mein ganzes Projekt in Gefahr gebracht“, sagt sie, entschied und gab ihre Entscheidung auf Facebook kund. „ Die Reaktionen haben mich wirklich berührt“, erzählt sie. Neben Bedauern äußerten ihre Kunden, darunter neben Privatpersonen auch Sternerestaurants und Gourmetläden, Unterstützung, Anerkennung und Verständnis – und das Versprechen, nach diesem schlechten Jahr in künftigen besseren Jahren weiter auf M de Alejandría zu setzen.
Schwieriges Jahr für Landwirte
Das Problem: Es wird sicherlich nicht der letzte Sommer mit andauernden und schon sehr früh einsetzenden Extremtemperaturen gewesen sein. „ Die MoscatelTraube ist sehr resistent gegenüber der Sonne, aber das war dann auch für sie zu viel. Dazu kamen die starken Regenfälle im Frühjahr,
die Plagen begünstigt haben. Es war ein sehr schwieriges Jahr für die Landwirtschaft“, sagt Rodríguez und betont, dass der Sektor innehalten und sich an den Klimawandel anpassen müsse.
Auf ihren Feldern werde sie zum Beispiel in Zukunft versuchen, das Stutzen der grünen Reben, das nötig ist, damit diese atmen können und Plagen keine Chance haben, in Grenzen zu halten – soweit es der Rebe nicht schadet. „ So ist mehr Vegetation da, um die Trauben vor der Sonne zu schützen“, sagt sie. Auch der Wasserbedarf der Reben müsse genauestens kontrolliert werden. „ Moscatel-Trauben werden tradi
tionell im Trockenanbau bewirtschaftet, kamen also bisher mit dem Regenwasser aus.“Ein Vorteil, der mit zunehmender Dürre und Hitze auf der Kippe steht. „ Wir haben das große Glück, einen eigenen Brunnen zu haben. Mit Tröpfchenbewässerung können wir den Pflanzen in Notfällen Wasser zuführen“, sagt sie.
In diesem Jahr sollte es nicht sein und statt in Flaschen wandern die Trauben, die gerettet werden können, in die Münder von Familie und Freunden. Im nächsten Jahr kann Cristina Rodríguez dann hoffentlich ihren Lebenstraum fortsetzen – und wieder ihre Flaschen mit Moscatel-Eiswein füllen.