Auf ein Bad mit den Römern
Virtual Reality-Brillen versetzen Besucher des Museo Villa Romana ins 5. Jahrhundert
Zwei lediglich mit einem Handtuch bekleidete Männer sitzen schwitzend in einem lichtdurchfluteten Raum. Sie befinden sich in den thermalen Bädern ihres vornehmen Anwesens, einer der beiden klagt über die Landwirtschaftsreform, der andere stimmt ihm zu. Das Gespräch dreht sich um Themen, die die Römer im 5. Jahrhundert nunmal beschäftigen. Besucher aus dem Hier und Jetzt können mithören und zuschauen, möglich machen das neue Virtual Reality-Brillen, die das Museum Villa Romana in L’Alfàs del Pi jetzt vorgestellt hat.
Acht dieser Brillen ergänzen seit dieser Woche die Ausstellung des Freilichtmuseums, das die Überreste einer römischen, über 1.500 Jahre alten Siedlung beherbergt. Im 5. Jahrhundert nach Christus wohnten hier wohlhabende Familien, die sich der Produktion von Wein und Öl widmeten. Um den Besuchern das Leben der Menschen in dieser Epoche näherzubringen, entwickelte das Museum in Albir in Zusammenarbeit mit der Universität Alicante ganze
drei Jahre lang das Projekt, das die Römer zumindest virtuell wieder lebendig werden lässt.
Beim Aufsetzen der Brille wird der Besucher dank einer Rundumdarstellung von animierten Szenen, die rund zehn Minuten dauert, in sieben Alltagssituationen der Römer versetzt. In den Unterhaltun
gen geht es um Probleme und Sorgen, die die Gesellschaft in dieser Epoche umtrieben. Themen sind etwa Religion, Politik oder geschäftliche Angelegenheiten. Aber woher weiß man überhaupt, wie die Römer damals gelebt haben?
Die zwei Seiten der Entwicklung
„ Bei diesem Projekt gab es eine klare Arbeitsteilung: Auf der einen Seite war da die Arbeit am Computer, also die technische Umsetzung. Die andere Seite betrieb intensive historische Forschung und Recherche“, antwortet Daniel Tejerina, Professor an der Universität von Alicante.
„ Glücklicherweise gibt es aus dem römischen Zeitalter durch Fundstücke aller Art viele übermittelte Informationen, anhand derer wir das Leben der Menschen rekonstruieren konnten“, ergänzt er.
Basierend auf den Ergebnissen dieser Forschungen wurden dann die verschiedenen Szenarien möglichst originalgetreu kreiert. „ Die Kleidung, das Mobiliar, ja sogar bis hin zum Essen wurde alles durchgespielt. Wir haben wirklich versucht, jede Kleinigkeit zu bedenken und realitätsgetreu nachzubilden“, erzählt Carolina Frías, Stadtarchäologin von L’Alfàs.
Öffnungszeiten des Museums im Winter: dienstags bis freitags, 10 bis 13 Uhr, samstags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 14 Uhr. Die Brillen können kostenlos während der Öffnungszeiten ausgeliehen werden. Die Szenarien sind auf Englisch, Spanisch und Valenciano abspielbar.