Schweigend vor dem Schaufenster
Elche will Prostitution Handwerk legen – Rütteln an festgefahrenen Sex-Vorstellungen
Elche – sw. Sie sei das älteste Gewerbe der Welt, sagen ihre Fürsprecher, daher müsse man sie aufrechterhalten. Sie sei nicht mit der Würde des Menschen zu vereinbaren, daher gehöre sie abgeschafft, meinen die Feinde der Prostitution.
Zu letzterem bekennt sich die Stadt Elche und veranstaltete zum 23. September, Tag gegen die sexuelle Ausbeutung von Frauen, Mädchen und Jungen, eine Reihe von Aktionen. Eine Tagung im Kongresshaus beleuchtete Prostitution und Menschenhandel eher sachlich.
Auf dem Rathausplatz dagegen setzten Aktivistinnen ausdrucksstarke Zeichen, um auf die Not der Betroffenen zu verweisen. Eine Tänzerin bildete die innere Gefangenschaft von Frauen ab, die ins Geschäft mit dem käuflichen Sex geraten sind. Mehrere Frauen ver
bargen mit gefesselten Händen ihr Gesicht hinter Barcodes. Als seien sie Produkte im Schaufenster, und keine Menschen mit einer einzigartigen, wertvollen Identität.
„ Die Prostitution ist eine extreme Form der Gewalt gegen Frauen“, klagte Gleichberechtigungsstadtrat Mariano Valera (PSOE). „ Sie schafft eine Kommerzialisierung und Vergegenständlichung des weiblichen Körpers, was inkompatibel mit der Freiheit des Menschen ist.“Die Stadt werde für die Abschaffung jeglicher Formen von Prostitution „ die Stimme erheben“.
Doch der Weg dahin ist lang. Wie Justizministerin Gabriela Bravo in Elche betonte, ist nicht nur Spanien einer der Hautpkonsumenten des Sex-Geschäfts, sondern auch Alicante ein besonders prostitutionsfreundlicher Raum. Und so sprach in Elche ein weiteres stilles Zeichen eine deutliche Sprache: Das fast völlige Fehlen von Publikum. Fast niemand kam, anders als bei anderen Demos, um für Betroffene einzustehen oder sich zumindest ihrem Leid anzunähern. War es die ungünstige Uhrzeit? Oder doch die weiter bestehende Macht des ältesten Macho-Vorwands der Welt?