Europa, sieh die Schattenseiten
Näherinnen aus Elche klagen bei EU prekäre Arbeitslage an – Schuhsektor trotz Aufwind in Sorge
Elche – sw. Eine 1A-Figur auf der europäischen Bühne machen die Schuhe von der Costa Blanca. Das zeigten sie kürzlich in der Modemetropole Mailand, bei der 94. Ausgabe der Schuh- und Lederwarenmesse Micam. Ein Grund zum Optimismus: Exporte wie vor der Pandemie erzielen Spaniens Hersteller, von denen 40 Prozent im Raum Elche beheimatet sind. Andererseits ist da der Krieg in der Ukraine, der Europa schwer überschattet. Und die EU importiert 70 Prozent der Elcher Vorzeigetreter. Wieder droht dem eleganten Sektor ein schwerer Einschlag.
Doch nicht aus diesem Grund weilte diese Woche eine Gruppe Frauen, die mit dem Schuh von Elche jede Menge zu tun haben, in der Hauptstadt der Europäischen Union. Vertreterinnen der Aparadoras, also der Schuh-Näherinnen, reisten nach Brüssel, um im EU-Parlament ihre prekäre Lage vorzulegen.
Seit Jahrzehnten kämpfen sie um Anerkennung und gerechte Bedingungen. Vielen wird nur ein Teil ihrer Beschäftigungsjahre anerkannt. Arbeitskrankheiten, an
Armen und Rücken, bleiben unbehandelt. Verhandelte Gehälter werden nicht wirklich ausbezahlt.
„Wenn ich stoppe...“
Doch mit ihrem Verein Aparadoras de Elche sind die Näherinnen nach und nach besser aufgestellt und vernetzt. Im EU-Parlament machten sie Treffen mit Politikern
verschiedener Parteien aus. Bei der Kampagne „ Si yo paro, Europa no anda“– Wenn ich stoppe, läuft Europa nicht – griff den Damen Greenpeace unter die Arme.
Schon vor Jahren hätte den Aparadoras das Land Valencia Gesetzesentwürfe gegen die Schattenwirtschaft in Aussicht gestellt, berichtet Vorsitzende Isabel Matute.
Aber umgesetzt wurde nichts. Immer noch gäbe es etwa in Elche Werkstätten mit „ unmenschlichen“Zuständen. Kein Wunder, dass kaum junge Arbeiterinnen nachziehen. „ Hinter der Schwarzarbeit sind wir, für zwei oder drei Euro die Stunde“, klagt Matute, die tapfer die Schattenseite der eleganten Elcher Schuhe nach Europa trägt.