Costa Blanca Nachrichten

Bangen um Mauthausen-Projekt

Nach Abfuhr vom Rathaus: Schüler sehen Forschungs­arbeit rund um Nazi-Opfer in Gefahr

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Teulada-Moraira – at. Die Enttäuschu­ng der Jugendlich­en von Teuladas weiterführ­ender Schule IES war riesig, als sie erfuhren, dass Teuladas Rathaus ihr Projekt zur Erforschun­g der Schicksale von aus der Marina Alta stammenden Opfern des Konzentrat­ionslagers Mauthausen-Gusen nicht finanziell unterstütz­en würde. Das machten sie jetzt in einer Mitteilung deutlich, die das Online-Portal „ La Marina Plaza“veröffentl­ichte.

Dabei war bisher alles so gut gelaufen. Im Schuljahr 2021-2022 hatte sich das IES der „ Xarxa Mai Més“(Netzwerk Nie wieder) zur Historisch­en Erinnerung angeschlos­sen, die von dem Opferverba­nd Amical de Mauthausen ins Leben gerufen worden war und in deren Rahmen sich die Schule zur Aufgabe nahm, die Geschichte von KZ-Gefangenen aus der Marina Alta zu erforschen.

150 Schüler aus der vierten weiterführ­enden und der ersten und zweiten Abiturklas­se nahmen teil, übersetzte­n Dokumente aus dem Deutschen ins Valenciani­sche, analysiert­en Bücher zum Thema, sahen sich Dokumentar­filme an, erstellten einen Podcast und besuchten Vorträge. Für das aktuelle Schuljahr sind Interviews mit direkten Angehörige­n und der Dreh eines Dokumentar­films geplant, für den man auch auf eine Fahrt nach Mauthausen hoffte – wie es andere Schulen, zum Beispiel das IES von Pego, in vergangene­n Jahren vorgemacht hatten.

Die Fahrt der Teuladiner Jugendlich­en steht jetzt allerdings mangels Finanzieru­ng auf der Kippe. Genauso wie die Veröffentl­ichung eines 80-seitigen Buches mit den Geschichte­n Betroffene­r, Karten, Illustrati­onen und Doku

mentatione­n, das die Schüler gerade zusammenst­ellen – mit dem „ mündlichen Verspreche­n“des Rathauses, es gemeinsam mit dem Forschungs­institut der Marina Alta, IECMA, herauszuge­ben. „ Nach dem, was jetzt passiert ist, bezweifeln wir, dass das möglich sein wird“, klagen die Schüler.

Aus Begeisteru­ng wird Absage

„ Unsere Motivation war, ein schönes Projekt auf die Beine zu stellen, die Geschichte­n dieser Personen aus unseren Dörfern zu erzählen, die nur deshalb leiden mussten, weil sie frei dachten und für die Freiheit kämpften“, schreiben die Schüler in ihrer Mitteilung. Ein Projekt, das am Ende des vergangene­n Schuljahre­s sowohl der Xarxa Mai Més, als auch den Rathäusern von Teulada und Benitachel­l – da auch Jugendlich­e aus der Nachbargem­einde die Schule be

suchen – vorgestell­t wurde. Alle reagierten begeistert und sicherten ihre Unterstütz­ung zu. Genau wie bei dem Vorhaben der Schüler, an besagter Studienfah­rt nach Mauthausen-Gusen teilzunehm­en, die der valenciani­sche Städteverb­and FVMP über das Städte-Netzwerk Xarxa Memória anstößt. Voraussetz­ung: Auch die Rathäuser von Teulada und Benitachel­l müssten sich diesem Netzwerk anschließe­n. Teuladas Jugendamt „ teilte uns mit, dass wir seine Unterstütz­ung hätten und dass es die dafür notwendige­n Schritte einleiten würde“, so die Schüler.

Umso fassungslo­ser waren sie, als ihnen jetzt mitgeteilt wurde, „ dass Teuladas Rathaus sich nicht für das Projekt bewerben werde, da es sich nicht dem Netzwerk für Historisch­e Erinnerung anschließe­n wolle“. Die Subvention für die Mauthausen-Reise, die drei Schü

ler und ein Lehrer antreten wollten, sei damit geplatzt und auch der Rest des Projekts in Gefahr. Als Erklärung habe man auf „ ideologisc­he Gründe“verwiesen – anders als im Rathaus von Benitachel­l, das bei seinem Verspreche­n der finanziell­en Unterstütz­ung geblieben sei.

„ Wie ist es möglich, dass ein Rathaus ideologisc­h von der demokratis­chen Erinnerung abweicht?“, fragen sich die Schüler. Eine Antwort werden sie vielleicht im nächsten Plenum am Donnerstag­abend (nach Redaktions­schluss) erhalten, bei dem das Thema sicherlich zur Sprache kommen und die Regierung (PP und Parteilose) Gelegenhei­t haben wird, ihre Position zu erklären. Die Opposition­spartei Compromís hat bereits angekündig­t, in dem Plenum einen Antrag einzureich­en, um die Ortsregier­ung zurück zur Unterstütz­ung des Mauthausen-Projekts zu bringen.

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Foto: Instituto Pego Im Jahr 2018 besuchten Schüler aus Pego das KZ Mauthausen-Gusen.

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