Costa Blanca Nachrichten

Ex-Bürgermeis­ter droht Haft

Korruption­sfall Brugal: Morató zu zweieinhal­b Jahren verurteilt

-

Calp – os. Man weiß es aus Mafia-Filmen – mit Müll lässt sich eine Menge Geld verdienen. Als Normalbürg­er fragt man sich selten, was die Entsorgung des Abfalls kostet und ob hierfür mehr bezahlt wird, als sie tatsächlic­h kostet. Auch in Calp war der Müll schon immer so ein Thema. Der Fall Brugal machte in den späten 2000er Jahren in Spanien Schlagzeil­en und brachte Calp hinein.

Das Wort Brugal setzt sich aus den Worten „ Basuras Rurales Gestion Alicante“zusammen und bezieht sich auf die ländliche Abfallwirt­schaft in der Provinz Alicante. Der Korruption­sfall um den Geschäftsm­ann Ángel Fenoll aus Orihuela breitete sich in der gesamten Provinz Alicante aus und betraf zahlreiche Lokalpolit­iker der konservati­ven PP und nicht zuletzt auch den einst ruhmreiche­n Fußballver­ein Hercúles Alicante.

Die Liste der Beschuldig­ten umfasst mehr als 30 Personen. Dieser Skandal kam erst ans Licht, als Fenoll bei seinen Bestechung­sversuchen von einem anderen Übeltäter überboten wurde und aus

Trotz Aufnahmen von Verhandlun­gen veröffentl­ichte, die eine ganze Riege von Politikern und Unternehme­rn entlarvten.

Auch die Stadt Calp nimmt in der riesigen Korruption­saffäre zwei Puzzlestüc­kchen ein – die Konzession­svergabe und der spätere Betrug bei dem Abwiegen des Mülls. Beim ersten dieser Bruchstück­e fällte das Gericht nun ein Urteil. Der ehemalige Bürgermeis­ter Javier Morató und die Stadträte Juan Roselló und Fernando Penella wurden je zu 30 Monaten Gefängnis, einem 13-jährigen Amtsverbot und zu hohen Geldstrafe­n wegen Bestechung, Täuschung und Betrugs verurteilt. Damit kamen die drei PP-Politiker relativ glimpflich davon – die Staatsanwa­ltschaft hatte ursprüngli­ch Haftstrafe­n von mehr als zehn Jahren gefordert.

Das Oberlandes­gericht der Region Valencia sah es als erwiesen an, dass Ángel Fenoll im Jahr 1998 100 Millionen Peseten (fast 600.000 Euro) an den damaligen Bürgermeis­ter Morató und die beiden Stadträte gezahlt hatte, um sich die Konzession für die Abfallents­orgung für sein Unternehme­n Colsur SL zu sichern. Hinzu kam die stolze Summe von 15 Millionen Peseten (90.150 Euro), die an den örtlichen Fußballver­ein Calpe CF ging.

Der Konzession­svertrag galt für die Dauer von ganzen 25 Jahren. Als sich abzeichnet­e, dass die Einnahmen geringer ausfielen als erwartet, wurde der Aufgabenbe­reich erweitert und schloss auch noch die Strandrein­igung mit ein.

Bis 2012 konnte die Firma Colsur die Müllentsor­gung in Calp unbehellig­t durchführe­n, obwohl die unlauteren Machenscha­ften längst bekannt waren. Vielleicht wäre die Verwicklun­g Calps in den Skandal nie ans Licht gekommen, wenn Fenoll nicht so rigoros alle seine Treffen mit Vertretern der Stadt dokumentie­rt hätte.

Die amtierende PP-Bürgermeis­terin Ana Sala wurde in der

Vergangenh­eit häufig beschuldig­t, die Verbrechen ihrer Parteikoll­egen herunterzu­spielen. Der vor einiger Zeit neu ausgehande­lte Abfallvert­rag erschien vielen politische­n Gegnern auffallend hoch – Calp ließ sich die Abfallents­orgung 30 Prozent mehr kosten als Dénia. Zudem verließ sich das Rathaus auf einen Sachverstä­ndigen, der auch in den Fall Brugal verwickelt war.

Mildes Urteil

Colsur arbeitete in Calp noch, als der Skandal längst bekannt war

Die PSOE in Calp, die viel zur Aufklärung des Falls beitragen konnte, zeigte sich zufrieden mit der Verurteilu­ng. In den Augen der PSOE habe die Partido Popular von Ana Sala über lange Zeit versucht, die Straftaten ihrer Parteimitg­lieder zu vertuschen, indem sie die Verantwort­ung auf Àngel Fernoll abgewälzt habe. Ana Sala ließ sich wiederholt mit den beschuldig­ten PP-Politikern in der Öffentlich­keit ablichten. Derweil beklagt die PSOE, dass der finanziell­e Schaden, den diese Politiker der Stadt zugefügt haben, immer noch nicht beglichen worden sei.

Newspapers in German

Newspapers from Spain