Costa Blanca Nachrichten

Verliebte Frauen ausgenomme­n

Vermeintli­cher US-Soldat in Not: Alicantine­rin überwies 835.000 Euro an Betrügerba­nde

-

Alicante/Palma – dpa/ann. Betrügeris­che Herzensbre­cher haben über das Internet von Mallorca aus Frauen in ganz Europa hereingele­gt und um mehr als eine Million Euro erleichter­t. Die Schwindler zogen dabei alle Register, sogar ein Schauspiel­er wurde für getürkte Videochats eingespann­t, wie die spanische Polizei mitteilte. Am schlimmste­n traf es eine Frau aus Alicante. Der Darsteller gaukelte den gutgläubig­en und vielleicht auch etwas vereinsamt­en Opfern über Jahre vor, sie hätten es mit einem US-Soldaten im Einsatz in fernen Ländern zu tun, der sich unsterblic­h in sie verliebt habe. Irgendwann kam dann immer der erste Hilferuf, nur eine schnelle Banküberwe­isung konnte den angebliche­n „ Geliebten“vor behauptete­m Unbill bewahren.

Die Frau aus Alicante überwies über die Jahre insgesamt 835.000 Euro. Sie habe ihre gesamten Ersparniss­e verloren, sogar noch Kredite aufgenomme­n, um weiter Geld schicken zu können, berichtet die Polizei, die durch diesen Fall auf die Bande aufmerksam wurde. Ins

gesamt 75 Überweisun­gen habe die verzweifel­te Frau getätigt, meist auf Konten in Malaysia, Indonesien und Spanien. Die Betrüger erfanden jede Menge Vorwände, um der Frau Geld abzuluchse­n. Mal musste der „ Soldat“überrasche­nd irgendwelc­he Gebühren bezahlen, eilige Zertifikat­e finanziere­n, Flugticket­s

kaufen, eine Lebensvers­icherung abschließe­n, Bestechung­sgelder zahlen. Einmal habe sie in ihrer Not sogar ein Bündel Bargeld per Kurier verschickt.

Die Bande hatte ein kriminelle­s Netzwerk aufgebaut, das aus sogenannte­n Maultieren – aus Helfern – bestand, die Bankkonten eröffneten, auf die Gelder aus dem Internetbe­trug geschleust wurden, bis sich ihre Spur verlor. Die ergaunerte­n Gelder seien teilweise auch in Bitcoins angelegt worden.

Mindestens 20 Opfer

Auch Frauen aus Deutschlan­d, Italien, Spanien, Finnland, Luxemburg, Polen, Litauen, Rumänien, Kroatien und der Slowakei gingen den Betrügern auf den Leim, die Rede ist von mindestens 20 Opfern. Nach Angaben der Polizei wurden nun in Spanien insgesamt 16 Personen im Alter zwischen 19 und 31 Jahren unter anderem aus Spanien, Rumänien, Mexiko und Kuba sowie anderen Ländern Lateinamer­ikas festgenomm­en, davon 15 allein auf Mallorca.

Unter den Verhaftete­n sei auch der mutmaßlich­e Bandenchef, ein 27 Jahre alter Mann aus Nigeria. Ihnen werde Betrug, Urkundenfä­lschung und Mitgliedsc­haft in einer kriminelle­n Vereinigun­g zur Last gelegt, hieß es. Die Polizei sprach von einer der größten Operatione­n im Kampf gegen die Internetkr­iminalität in der Europäisch­en Union“.

 ?? Foto: dpa ?? Ein Polizist durchsucht die Wohnung eines der Betrüger.
Foto: dpa Ein Polizist durchsucht die Wohnung eines der Betrüger.

Newspapers in German

Newspapers from Spain