Erst Korruption, jetzt Missbrauch
Ehemaliger Spitzenpolitiker aus Murcia soll in den 1970ern Jungen sexuell missbraucht haben
Murcia – sg. Erst Korruption, jetzt der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs: Der ehemalige Landesminister von Murcia und Delegierte der Zentralregierung für Murcia, Joaquín Bascuñana, wird beschuldigt, in den 1970er Jahren drei Schüler des Internats Santa María del Mar der katholischen Ordensgemeinschaft Maristen in Elche in Alicante missbraucht zu haben, wie die Zeitung „ El País“berichtet. Demnach war Bascuñana als Ordensmann und Betreuer in dem Internat in Elche tätig, bevor er den Orden verließ und seine politische Karriere startete.
Die drei ehemaligen Schüler, die heute 60 und 61 Jahre alt sind, wandten sich an „ El País“und werfen Bsacuñana vor, sie mehrfach unsittlich berührt und sich an ihnen gerieben zu haben, als sie zwischen zehn und zwölf Jahre alt waren.
Keine Hilfe für die Opfer
Die Übergriffe sollen nach den Chorproben, auf der Orgelbank, im Fotolabor oder in den Umkleideräumen der Sporthalle stattgefunden haben. Bascuñana soll in den Pausen und vor dem Schlafengehen besonders die jungen Schüler betatscht und so getan haben, als sei es ein Spiel. Zwei Betroffene berichten, dass sie die Missbräuche bei der Ordensleitung angezeigt hätten. Doch Hilfe erhielten sie nicht. Einem Jungen seien im Gegenteil Strafarbeiten auferlegt worden und er sei schließlich aus dem Internat geworfen worden.
Zu den mutmaßlichen Übergriffen kam es in den Jahren zwischen 1970 und 1974, als Bascuñana selbst im Alter zwischen 19 und 22 war. Damals lag die Volljährigkeit bei 21 Jahren. 1981 verließ Bascuñana den Orden, seinen Angaben zufolge freiwillig.
Bascuñana wies der „ El País“
gegenüber alle Anschuldigungen entschieden zurück und versicherte, dass die Geschichte der ehemaligen Schüler völlig falsch sei. Er schwöre, er habe nie in seinem Leben ein Kind angefasst. Er könne sich das nur so erklären, dass Zeichen der Zuneigung fehlinterpretiert worden seien. Zudem hielt er es für ungerecht, dass Anschuldigungen wegen angeblicher Reibereien vor 50 Jahren einen Mann, seine Familie und seine Karriere zerstören könnten.
Basuñana stieg, nachdem er 1985 der konservativen Volkspartei PP beigetreten war, zu einem mächtigen und einflussreichen Politiker in Murcia auf. Seine Laufbahn begann als Stadtrat in seiner Heimatstadt Molina de Segura.
Von 2003 bis 2007 war er Landesminister für Öffentliche Bauten, von 2007 bis 2011 Landesminister für Sozialpolitik, Frauen und Einwanderung. 2011 ernannte ihn die Zentralregierung unter Premierminister Mariano Rajoy (PP) zum
Betatscht und gerieben: Ehemalige Schüler beschuldigen Politiker
Regierungsbeauftragten in Murcia. In der Partei wurde er wegen seines religiösen Hintergrunds der Bischof genannt.
2015 musste Bascuñana jedoch zurücktreten, nachdem er im Fall Novo Carthago wegen Korruption angeklagt worden war. Steuerprü
fer hatten festgestellt, dass der Politiker 13 Jahre lang kein Bargeld von der Bank abgehoben hatte und vermuteten „ versteckte Einkünfte“. Zudem soll die Familie Bascuñana seit 2002 insgesamt 51 Konten bei sieben Banken gehabt haben, davon gehörten Bascuñana selbst 21 Konten, seiner Ehefrau drei und seinen beiden Töchtern 27 Bankverbindungen.
Bascuñana ist nur einer von mehreren hochrangigen Beamten, denen im Fall Novo Carthago vorgeworfen wird, ökologisch geschützte Gebiete am Mar Menor in Bauland umgewandelt zu haben, um die Konstruktion einer Wohnsiedlung mit 10.000 Wohnungen, Hotels und Golfplätzen zu ermöglichen.