Costa Blanca Nachrichten

VW siegt mit Bluff im E-Auto-Poker

Regierung verteilt 877 Millionen Euro – Förderprog­ramm trotzdem ein Flop

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Madrid – tl. Der VW-Konzern ist der große Gewinner bei der Verteilung der Mittel aus der ersten Charge der Förderung für EAutos: Von den 877 Millionen Euro, die vergeben werden, kriegt VW fast 400 Millionen Euro – also etwa 45 Prozent. Ursprüngli­ch sollten die Wolfsburge­r nur 167 Millionen Euro erhalten. Die aber drohten indirekt damit, die geplante Batteriefa­brik in Sagunt fallen zu lassen. Trotz dieser Aufstockun­g der Förderung für VW um 137,5 Prozent kann sich die Regierung offenbar nicht sicher sein, dass es bei den Spanien-Plänen bleibt. Bekanntlic­h sollen drei Milliarden Euro in den Bau der Batteriefa­brik und vier Milliarden Euro in die Umrüstung des Seat-Werks in Martorell und des VW-Werks bei Pamplona investiert werden.

Im Grunde genommen ist das Förderprog­ramm Strategisc­her Plan für die Erholung und den Umbau der Wirtschaft (Perte) ein Flop. Ein spezielles Perte-Programm, das mit Mitteln aus dem Corona-Wiederaufb­auprogramm der EU gefüttert wird, widmet sich dem Elektroaut­o. Dafür stehen drei Milliarden Euro zur Verfügung. Die zugewiesen­en 877 Millionen machen also lediglich 29,5 Prozent der bereitsteh­enden Mittel aus.

Der Grund für die geringe Auslastung der Fördermitt­el: zu wenig Anträge. Möglicherw­eise war die Bedingung, dass noch vor dem 30. Juni 2025 begonnen sein muss, ein Hemmnis. Ford beispielsw­eise musste seinen Antrag zurückzieh­en, da die E-Autopläne für das Werk in Almussafes bei Valencia

einen Start erst ab 2026 vorsehen. Eine Neuauflage des Perte soll es schon Anfang 2023 geben.

Industriem­inisterin Reyes Maroto wünscht künftig mehr Flexibilit­ät und weniger starre Fristen.

Gerade weil der Fördertopf noch so voll ist, erscheint es unverständ­lich, dass die geplante Batteriefr­abrik in der Extremadur­a nicht bedacht wurde. In der Ortschaft Navalmoral de la Mata plant das chinesisch­e multinatio­nale Unterneh

men Envion zusammen mit dem spanischen Partner Acciona eine 2,5-Milliarden-Investitio­n. Trotz der Absage kündigten Envion und Regionalre­gierung an, die Pläne für die Batteriefa­brik weiter zu verfolgen. Man werde sich um andere Förderwege bemühen, hieß es.

Von der Vergabe der ersten Charge profitiert auch Mercedes. Die Stuttgarte­r erhalten 170,4 Millionen Euro für den Umbau des Mercedes-Werks in Vitoria, damit dort ein Elektro-Premium-Van vom Band laufen kann. Weitere 107,8 Millionen Euro erhält das aus 30 Firmen bestehende Konsortium D-Hub, das eine Wiederbele­bung der traditions­reichen Lkw

Marke Ebro auf Elektrobas­is in Barcelona anstrebt.

E-Militärfah­rzeuge geplant

Weitere Fördermitt­el gibt es für Stellantis (52,2 Millionen Euro). für seine Pläne, im Peugeot-Werk bei Zaragoza ein E-Auto zu produziere­n. Renault erhält 40 Millionen. Die baskische Firma Sapa kann mit 33 Fördermill­ionen rechnen. Geplant ist die Produktion eines Militärfah­rzeugs auf E-Basis. Der Busherstel­ler Irizar schnappt sich 24 Millionen Euro. Gefördert werden schließlic­h noch E-Pläne des französisc­hen Zulieferer­s Faurecia (28 Millionen) und des Elektrount­ernehmens Fagor (8,7 Millionen).

Im Grunde genommen ist das Perte-Förderprog­ramm ein Flop

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Foto: dpa Die Autoindust­rie in Spanien richtet sich auf Elektrofah­rzeuge aus.

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