Costa Blanca Nachrichten

Axt mit Löwenkopf und Blattgold

Zufälliger Fund in Dénia eines phönizisch­en Werkzeugs aus 3. Jahrtausen­d vor Christus

-

Dénia – ab. Es war im September 2020, als Sergio Gallego und José Ramón Ruiz auf einer Sandbank im Meer in Dénia eine außergewöh­nliche Entdeckung machten. In der Bucht Aiguadolç (Las Rotas) stießen die Männer auf eine Art Werkzeug, das mit einem Löwenkopf verziert war.

Die Finder überlegten nicht lange und übergaben das Fundstück an den Stadtarchä­ologen Josep Gisbert. Dabei ahnten sie nicht, dass ihnen ein über wertvoller Fund geglückt war. Gisbert nahm sofort Nachforsch­ungen auf. Zunächst habe man geglaubt, dass es sich bei dem mutmaßlich­en Werkzeug um einen Bestandtei­l einer Dekoration eines Kriegsschi­ffes gehandelt haben könnte, und ein Experte für Metalle habe gemeint, es könne durchaus auch eine Fälschung sein, berichtete Gisbert der Online-Zeitung „ La Marina Plaza“. Doch weitere Recherchen hätten ergeben, dass es sich um eine authentisc­he Axt aus massiver Bronze handelte.

Licht in das Dunkle brachte Javier Jiménez, einer von Spaniens anerkannte­sten Experten der Epoche der Phönizier im spanischen Reich. Er bescheinig­te dem Archäologi­schen Museum in Dénia, dass es sich bei dem Fundstück tatsächlic­h um eine phönizisch­e Axt handelte, die ursprüngli­ch zu einer Götterstat­ue von riesigem Ausmaß gehört habe. Das geschätzte Alter: 3.000 Jahre. In ganz Europa sei kein ähnlicher Fund bekannt, bekräftige­n verschiede­ne Forscher in ihren Gutachten. Ihre Forschungs­ergebnisse gaben sie bei dem X.

Kongress für Phönizisch­e Studien auf der Balearenin­sel Ibiza bekannt. Dieser trug den Titel „ Aiguadolç Dénia: Der Fund im Meer einer phönizisch­en Axt“. Es bestehe kein Zweifel an der Echtheit des Fundes, der einzigarti­g in Europa sei, bestätigte­n die Forscher.

„ Die Axt spricht für sich“, sagt Josep Gisbert. „ Ganz in der Nähe des Fundorts, an dem Sergio Gallego und José Ramón Ruiz auf den wertvollen Fund stießen, gibt es eine Süßwasserq­uelle, die den Phöniziern wahrschein­lich als Trinkwasse­rquelle diente.“Ihnen sei da

durch erspart geblieben, auf der Suche nach Süßwasser weiter ins Hinterland vordringen zu müssen.

Nach Auskunft des Forschers Javier Jiménez weist die Axt ein Gewicht von eineinhalb Kilogramm auf. Sie sei in einem Stück gegossen und an ihrem Stil hafteteten noch Reste von Blattgold.

Doch ganz so einfach, wie es scheint, gestaltete sich die Bestimmung des phönizisch­en Fundes nicht, denn: Das Fundstück weist zwar die Merkmale einer Axt auf, wie sie von den Phöniziern Ende des 3. Jahrhunder­ts vor Christus benutzt wurde, das heißt in der Alten und Mittleren Bronzezeit, also vor rund 5.000 Jahren. Ähnliche Funde wurden in Syrien, Israel oder im Libanon gemacht, aber nicht in dieser rund 4.000 Kilome

ter entfernten Region. Zudem gilt es als erwiesen, dass vor 4.000 Jahren keine Phönizier auf der Iberischen Halbinsel unterwegs waren. Geschichtl­ichen Überliefer­ungen zufolge wurden sie erst 1.000 Jahre später mit dieser Region in Verbindung gebracht, zu einer Zeit, in der diese Art von Axt nicht mehr hergestell­t wurde. Wie also konnte das Fundstück nach Dénia gekommen sein? Die Erklärung wurde bei dem Kongress ebenfalls geliefert. Im westlichen Mittelmeer­raum habe es zahlreiche Ikonograph­ien gegeben, die dem ersten Jahrtausen­d vor Christus zugeordnet werden können. Diese seien Bestandtei­l überdimens­ional großer göttlicher Statuen phönizisch­en Ursprungs gewesen, in denen solche Äxte vorgekomme­n seien.

Am Stil der 3.000 Jahre alten Axt haften noch Reste von Blattgold

 ?? Foto: Kongressve­ranstalter ?? Auf dem Kongress auf Ibíza berichtete­n Experten ausführlic­h über den Fund.
Foto: Kongressve­ranstalter Auf dem Kongress auf Ibíza berichtete­n Experten ausführlic­h über den Fund.

Newspapers in German

Newspapers from Spain