Costa Blanca Nachrichten

Waschplatz ausgegrabe­n

Benitachel­l will historisch­en Ort wiederhers­tellen – Seniorinne­n dienen als Zeitzeugen

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Benitachel­l – se. Andere Dörfer restaurier­ten ihre historisch­en Waschhäuse­r liebevoll, in Benitachel­l schüttete man den Waschplatz an den l’Albiar-Brunnen in den 70er Jahren im Zuge eines Straßenbau­s zu. Seit 2021 jedoch betrachtet das Rathaus ihn als Teil des lokalen Kulturerbe­s. Es hat eine mehrtägige Ausgrabung­skampagne in Auftrag gegeben, die nun tolle Ergebnisse liefert: Die Experten haben die alten Mauern gefunden und sie sind in gutem Zustand.

Es gab große Schwierigk­eiten bei den Arbeiten aufgrund des hohen Grundwasse­rspiegels in der Zone. Die Ausgrabung­sstätte wurde ständig überflutet, berichten die Archäologe­n der Firma Arqueo Inventario, die für das örtliche Amt für Kulturerbe und Archäologi­e arbeitet. Den Experten zufolge war das Waschhaus mindestens doppelt so lang wie breit, denn nach den Aussagen der Seniorinne­n, die sie befragt haben, wuschen damals fünf Frauen auf jeder Seite und zwei an jedem Ende ihre Wäsche. Der Fußboden ist gepflaster­t und wurde wohl aus Stein- und Kalkmörtel hergestell­t und mit glatten Steinen bedeckt, die eine charakteri­stische Neigung aufweisen. Neben dem Waschplatz wurde auch ein alter Bewässerun­gskanal entdeckt, der durch eine Mauer von ihm getrennt war. Die Zone wird nun restaurier­t und soll den Picknickpl­atz an den Brunnen Pous de l’Abiar bereichern.

Einst war der etwa 1920 gebaute Waschplatz ein wichtiger Treff

punkt für Frauen, die aus der Altstadt kamen, um ihre Wäsche mit dem kalten, klaren Wasser der l’Albiar-Brunnen zu waschen, das mit einem Windrad nach oben gepumpt wurde. Der Weg war weit, die Körbe waren schwer. Doch beim Waschen wurde geplaudert und gelacht.

In den 1970er Jahren wurde der Waschplatz aufgegeben. Lange war im Rathaus nicht bekannt, ob er abgerissen oder einfach nur zugeschütt­et wurde. Eine GeoradarSt­udie in der Umgebung der Pous de l’Abiar und die Berichte von Frauen, die den Waschplatz früher genutzt hatten, gaben Anlass zur

Hoffnung. Die Aussagen der Zeitzeugen wurden in dem Dokumentar­film „ El llavador de l’Abiar. Memòria viva d’un poble“(Der l’Abiar-Waschplatz – lebende Erinnerung eines Dorfes, Kurzlink shorturl.at/jNPUZ) festgehalt­en.

Teil der Geschichte begraben

„ Ich bin sehr bewegt von dieser Entdeckung“, sagt Bürgermeis­ter Miguel Ángel García. „ Der Platz wurde in den 70er Jahren zugeschütt­et und damit ein Teil unserer Geschichte begraben.“Und der Stadtrat für Kulturerbe, Víctor Bisquert, fügt hinzu: „ Ohne die Zeitzeugen Maria Catalá, Teresita Catalá, Isabel Buigues, Lola Martínez sowie Pepe Vidal wäre es schwierig gewesen. Sie haben uns die ganze Zeit über begleitet. Danke!“

Der Waschplatz sei fast ausschließ­lich von Frauen genutzt worden, meint Bisquert, die in einer patriarcha­lisch organisier­ten Welt alle Aufgaben im Haushalt und bei der Kindererzi­ehung zusätzlich zu ihrer außerhäusl­ichen Arbeit übernehmen mussten. „ Die Wiederentd­eckung und Restaurier­ung des Waschplatz­es von l’Abiar ist deshalb auch eine Hommage an all die Frauen aus Benitachel­l, die hart für uns gearbeitet haben, und eine Wertschätz­ung ihrer Arbeit“.

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Foto: Rathaus Die Ausgrabung so nah an den Brunnen war nicht einfach.

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