Mit Schaufel und Bagger am Strand
Küstenamt nimmt 200 Häuser, Bars und Mauern am Strand ins Visier: Einigen droht der Abriss
Cartagena – sg. Vor den Augen vieler Schaulustiger ist vor 14 Jahren an der Playa Honda am Mar Menor in Cartagena ein fünfstöckiges Betongerüst, aus dem einmal 80 Ferienwohnungen direkt am Strand werden sollten, abgerissen worden. Der Abbruch wurde damals von dem Umweltministerium im Rahmen einer Küstensanierungspolitik durchgeführt. Das kontrolliert gesprengte Gebäude hat der Öffentlichkeit 6.800 Quadratmeter Strand zurückgegeben.
Nun könnte es weitere Häuser, Mauern und Strandbars treffen, wie die Zeitung „ La Verdad“berichtet. Das Umweltministerium nimmt die Küste der Region Murcia erneut ins Visier. Abgrenzungen, die öffentlichen Boden ab dem Meeresufer abstecken, werden geprüft und aktualisiert. Bauten, die dieses Gebiet unrechtmäßig besetzen, droht der Abriss.
Mehr Strand nach Abriss
Erst vergangene Woche rollte ein Bagger an die Playa Cavanna auf La Manga am Mar Menor in Cartagena und riss die Mauer und Umzäunung des Gartens eines Privathauses nieder. Der gescheiterte Jachthafen Puerto Mayor in San Javier soll der nächste Abriss-Kandidat sein. Das verrostete Grundgerüst samt Spundwände, die aus dem Wasser ragen, wird entfernt und der Strandabschnitt wird wiederhergestellt, hieß es.
Auf dem Prüfstand stehen 200 Gebäude, 76 am Mar Menor, 124 in Cartagena, Mazarrón, Águilas und Lorca. Nach Angaben des Technischen Büros des Mar Me
nor wurden bei allen 76 Fällen am Mar Menor Verfahren zum Abriss eingeleitet, davon wurden zwölf genehmigt, sechs sind noch nicht rechtskräftig und in zwei Fällen haben die Besitzer die Abbrucharbeiten übernommen. Zwischen 2021 und 2022 wurden am Mar Menor drei Bauten abgerissen und gaben 740 Quadratmeter Strand für die Öffentlichkeit frei. In Mazarrón wurden im gleichen Zeitraum drei Häuser an den Stränden La Isla und La Reya entfernt.
Streit darüber, wo die Grenze verläuft und welche Objekte zu nah am Strand stehen, gibt es in Cartagena in Los Nietos mit 80 Häusern und in Cabo de Palos mit 24 Häusern, die möglicherweise abgerissen werden könnten. Ein
spezieller Fall ist das kleine Fischerdorf Puntas de Calnegre an der Küste von Lorca. Anwohner und die Stadt setzten sich dafür ein, die Abrisse zu vermeiden. Lorcas Bürgermeister Diego José Mateos (PSOE) hat dem Ministerium als mögliche Lösung vorgeschlagen, die Siedlung zum Kulturgut (BIC)
Spezieller Fall Calnegre: Rettung durch Erklärung zum Kulturgut
zu erklären. Betroffene Besitzer haben Plattformen gegründet und Anwälte beauftragt, um ihre Häuser vor dem Abriss zu bewahren.
Jeder Fall werde einzeln geprüft, versicherte das Küstenamt,
das dem Umweltministerium untersteht. Er werden nur Strukturen abgerissen, für die keine Nutzungsgenehmigung vorliege oder Konzessionen nicht verlängert werden könnten. Sonst könne die Nutzungsdauer um bis zu 75 Jahre verlängert werden. Laut Statistik habe es seit Verabschiedung des Küstengesetzes im Jahr 1988 kaum Abrisse gegeben.
Einige Fälle landeten vor Gericht, das zwar die Rechtmäßigkeit der Abrisse bestätigte, aber gleichzeitig die Abgrenzungen aufhob, so dass Häuser und Restaurants plötzlich nicht mehr auf öffentlichem Boden standen und nicht abgerissen werden konnten – so wie es 2012 am Kanal Marchamalo auf La Manga in San Javier der Fall war.