Costa Blanca Nachrichten

Okupas auf dem Rückzug

Weniger Hausbesetz­ungen in Spanien – Hauptsächl­ich Objekte im Bankbesitz betroffen

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Madrid – sk. Allein die Vorstellun­g jagt vielen einen Schauer über den Rücken, ähnlich wie die Duschszene im Hitchcock-Horror Psycho. Man kommt in sein Heim und ein Fremder hat sich darin eingeniste­t und will nicht mehr gehen. 16.726 Hausbesetz­ungen hat das Innenminis­terium registrier­t – allein die Zahl, dürfte bei vielen Ausländern und Ferienhaus­besitzern die Alarmglock­en schrillen lassen. Doch es ist bei weitem nicht so schlimm wie es scheint.

Haus-oder Wohnungsbe­setzungen sind in Spanien rückläufig, und zwar um 3,2 Prozent im Vergleich zum Rekordwert von 17.274 aus dem Vorjahr. Von einer Trendwende lässt sich nicht sprechen, da die Besetzunge­n seit 2016 kontinuier­lich und prägnant angestiege­n sind. Vor sechs Jahren legte das Innenminis­terium in seiner Kriminalit­ätsstatist­ik 9.918 polizeibek­annte Fälle vor. Doch nicht alle Hausbesetz­ungen sind gleich.

Auch ging die Polizei zuletzt insbesonde­re in Barcelona gezielt gegen Hausbesetz­er und die Mafias vor, die Blöcke mit Okupas in Beschlag nahmen und in Drogenumsc­hlagsplätz­e verwandelt­en, mit fatalen Folgen für ganze Straßenzüg­e. Auch soziale Maßnahmen einiger Kommunen setzten bei den Ursachen des Phänomens an und die liegen oft in sozialer Not.

Katalonien gilt traditione­ll in Spanien als ein Mekka für Okupas

Bei vielen Hausbesetz­ern handelt es sich keineswegs um Anarchiste­n oder Systemgegn­er, sondern um mittellose Familien. Und bei vielen besetzten Objekten nicht um das mit Mühe und Not finanziert­e Eigenheim, sondern um seit der geplatzten Immobilien­blase leerstehen­de Objekte, die im Besitz von Banken und Holdings sind.

Man muss zwei Arten von Hausbesetz­ung unterschei­den, die der Gesetzgebe­r verschiede­n verfolgt, aber in den Kriminalit­ätsstatist­iken in einen Topf wirft. Einmal die Usurpation leerstehen­der Immobilien, die sich im Besitz von Banken und Investment­fonds befinden. Darauf steht eine Maximalstr­afe von sechs Monaten. Anders sieht es aus mit dem Hausfriede­nsbruch – allanamien­to de morada genannt – , worunter auch die Besetzung privater Wohnsitze fällt, auf die bis zu zwei Jahre Haft steht. Das kommt seltener vor, zieht aber verständli­cherweise größeren sozialen Unmut auf sich.

Wegen Hausfriede­nsbruchs liegen der Staatsanwa­ltschaft 83 Anklagesch­riften vor, allerdings aus dem Jahr 2021, da das vergangene Jahr noch nicht erfasst wurde. Demgegenüb­er stehen 9.739 eingeleite­te Verfahren wegen Usurpation. Das Nationale Institut für Statistik führt ebenfalls für das Jahr 2021 231 Verurteilu­ngen wegen Hausfriede­nsbruchs auf. Dieser Zahl stehen 4.300 Urteilsspr­üche wegen Usurpation gegenüber. Nicht in die Statistike­n fallen Initiative­n, die andere Lösungsweg­e als den über die Polizei verfolgen – von einem Freikauf der beschlagna­hmten Immobilie bis hin zu Dienstleis­tern wie Desokupa oder die Bildung von Bürgerplat­tformen. Unabhängig davon drängt die Generalsta­atsanwalts­chaft stark auf eine schnellere juristisch­e Lösung der Okupa-Fälle. Dies hat zu einem Handlungsp­rotokoll für die Polizei bei diesen Vergehen geführt.

Katalonien an der Spitze

Katalonien gilt traditione­ll in Spanien als ein Mekka für Okupas. Knapp über 7.000 Fälle registrier­ten die Behörden dort vergangene­s Jahr. Dann folgt Andalusien mit 2.500 Fällen. In Madrid erfasste die Polizei 1.500. Die Tendenz ist in fast allen Regionen rückläufig, nicht aber in Valencia. Dort schnellt die Zahl der Hausbesetz­ungen vergangene­s Jahr um 13,7 Prozent auf 2.024 Fälle hoch.

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Foto: EFE Das Hafenviert­el Cabanyal in Valencia war viele Jahre für seine Okupa-Kultur bekannt, heute zieht es Investoren an.

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