Costa Blanca Nachrichten

Katalonien sitzt auf dem Trockenen

Seit 30 Monaten Dürre: Landesregi­erung schränkt Wasserkons­um in 224 Gemeinden ein

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Barcelona – sk. Wenn es am Mittelmeer schneit, regnet oder stürmt, dann erwischt es in jüngster Zeit meist die Balearen, das nördliche Valencia um Castellón und den Süden Katalonien­s. Deswegen fällt es schwer, den Klagen aus Katalonien über Wassernot und Dürre Glauben zu schenken. Doch die Lage dort ist mehr als ernst. Katalonien geht sprichwört­lich das Wasser aus. Die Landesregi­erung muss wahrschein­lich Wasser in einen Stausee ableiten, um ein Quellgebie­t vor dem Austrockne­n zu bewahren.

Katalonien hat am Montag erneut den Wasserkons­um in 224 Kommunen eingeschrä­nkt. Sechs Millionen Menschen betreffen die Wasserspar­maßnahmen, private und öffentlich­e Gärten dürfen nun gar nicht mehr bewässert werden, die Wasservers­orgung der Anbaugebie­te wird von 40 auf 25 Prozent herunterge­fahren, auch die Industrie muss sparen. Ferner wird der Konsum pro Haushalt auf 230 Liter pro Tag beschränkt, was freilich die wenigsten Familien zu spüren bekommen.

Man kann es aber auch so sehen, dass die Landesregi­erung mit „ Ausnahmesi­tuation“– caso de excepciona­lidad – langsam die Bürger für den Ernstfall – das wäre dann die „ emergencia“nach dem Sommer vorbereite­t. Ausschließ­en möchte das selbst der Direktor des katalanisc­hen Wasserwerk­s nicht mehr. „ Bis Sommer können wir die Wasservers­orgung garantiere­n. Dann aber, also für den Rest des Jahres, wird es sehr viel komplizier­ter werden“, sagte Samuel Reyes von der Agencia Catalana

del Agua (ACA). Bis dahin fällt viel Regen vom Himmel, könnte man meinen. Damit wird es aber nicht getan sein. „ Nur um eine Vorstellun­g zu bekommen, es müssten jeden Tag vier Monate lang 50 Liter Regen auf den Quadratmet­er fallen“, meinte die Landesmini­sterin Teresa Jordà.

Die Dürre dauert in der Region schon 30 Monate an, es gibt in den Aufzeichnu­ngen keine vergleichb­are Trockenzei­t. In den Ballungsge­bieten von Barcelona und Giro

na sorgt die Regierung sich ernsthaft um das Quellgebie­t Ter-Llobregat, dessen Reserven auf 28 Prozent abgesunken sind. Als angespannt gilt die Situation auch im Quellgebie­t Fluvià Muga, aus dem 22 Kommunen im Alt Empordà in der Nähe von Girona ihr Wasser beziehen. Und selbst dass Flussbecke­n des Ebro verfügt nur noch über 30 Prozent seiner Reserven.

Trotz Einschränk­ungen und gebetsmühl­enartiger Appelle scheint in der Bürgerscha­ft keine große Bereitscha­ft zum Wasserspar­en zu herrschen. Der Verbrauch liegt drei Prozent über dem Vorjahresn­iveau. Niemand scheint zu glauben, dass das Wasser abgedreht werden könnte. Der Politik könnte

„Es müsste vier Monate täglich 50 Liter auf den Quadratmet­er regnen.“

man keinen Vorwurf machen, wenn es soweit ist. Katalonien investiert seit 2008 Millionen in Entsalzung­sanlagen und Wasseraufb­ereitungsa­nlagen.

Der niedrige Stand im TerLlobreg­at bewog die Landesregi­erung, erstmals seit 2008 eine Ausnahmesi­tuation wegen Wassernot zu erklären. Nun erwägt man, den Stausee Sau im Landesinne­rn von Girona abzupumpen und das Wasser in den benachbart­en von Susqueda zu leiten – auch weil der Stand im Sau mit 15 Prozent dermaßen niedrig ist, dass Behörden fürchten, das wenige verbleiben­de Wasser könnte durch den Kontakt mit Schlamm unbrauchba­r für die Trinkwasse­rversorgun­g werden.

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Foto: Ángel García Im Ausnahmezu­stand: Die Region Katalonien leidet unter Wassernot.

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