Deutlich sagen, was Sache ist
Zu „Ein Jahr Krieg“, zum Editorial und „So fern und doch so nah“
Mit einigen Wochen Verspätung stehen die Mandelbäume in vollster Blüte. Gleichzeitig ist in Europa immer noch Krieg. Während in der Ukraine Millionen Menschen leiden, werden in den westlichen Demokratien (gekaufte) Meinungsbildner immer lauter. Es ist deshalb nur noch zynisch, wie sich in den westeuropäischen Ländern viele gekaufte oder zumindest manipulierte Putinversteher in den Medien erdreisten, von Frieden zu sprechen. Zuletzt unerträglich für mich in Berlin mit diesen zwei Frauen! Ich bin nicht naiv und weiß: Jede Großmacht, ob regional oder global, ist per se kein anständiges Regime, das seine Größe zivilisiert und ohne Niederdrückung erreicht hat. Aber nie rechtfertigt (Angriffs-)Krieg die eigene Existenz und das Handeln, zumindest nicht aus moralisch-ethischer Sicht.
Allerdings: Die größte Gefahr für eine Demokratie kommt nicht von außen, sondern von innen: die Gleichgültigkeit der Bürger. Diese Gleichgültigkeit hat ihre Ursache zum einen im momentanen Wohlstand in vermeintlicher Freiheit, aber auch in der schlechten politischen Führung.
Politiker, die ständig lügen und betrügen, Tatsachen verdrehen, versprechen und nicht einhalten, aussitzen, anstatt zu handeln und das Volk für dumm verkaufen, werden nicht mehr ernst genommen. Weil es den Menschen verhältnismäßig gut geht, verlieren sie das Interesse an der Politik. Gleichgültigkeit ist die Konsequenz. Aber: Wer nicht politisiert, mit dem wird politisiert – und der wird instrumentalisiert. Putin kopiert semantisch Hitler: „ Seit vier Uhr wird zurückgeschlagen“mit seiner Lüge vom Kampf gegen die Nazis in der Ukraine, welche den Krieg zusammen mit den Westmächten gegen Russland begonnen haben. Selber redet er immer noch „ nur“von „ militärischer Spezialoperation“. Und die – nochmals – gekauften oder manipulierten Putinversteher nehmen Putins Semantik des Krieges, der Tragödie für Millionen Menschen – übrigens auch in Russland – auf und verbreiten die Lüge in den freiheitlichen westeuropäischen Medien und auf Veranstaltungen.
Ich habe deshalb großen Respekt für all die Menschen, die hier im Westen nicht nur die Sorgen vor höherer Inflation oder teurerem Heizen plagen, sondern die auch laut und deutlich aufstehen und sagen, was Sache ist. Mutig, klar und empathisch.
So wie unsere russische Schwiegertochter mit unserer Enkelin, welche in London zusammen mit Tausenden von Russen vor der russischen Botschaft aufzogen und mit der russischen Oppositionsflagge weiß-blau-weiß (das Rot wurde durch weiß ersetzt: Russland ohne Blut!) eben Flagge – oder vielmehr Zivilcourage – zeigten. Man muss kein Spezialist sein, um zu wissen, dass all deren Gesichter aus der Botschaft gescannt wurden und sie alle nun auf der „ blacklist“des KGB sind. Mutige Menschen, die nicht zulassen wollen, wie ein Diktator – schon wieder – die Geschichte klittert und die Wahrheiten verdreht. Zitat meiner Schwiegertochter: „ Erst wenn die Guten aufhören zu schweigen und überall hörbar und sichtbar werden, wird die Zeit von Putin ablaufen und Russland kann wieder ein anerkanntes Mitglied der Weltgemeinschaft werden.“
Die Medien sollten endlich zur Einsicht gelangen, dass es Klartext braucht und den Kriegstreibern deutlich aufgezeigt wird, dass auch Demokratien Grenzen haben bezüglich Lüge und Zynismus!“Ein Arschloch darf bei uns in demokratischer Meinungsfreiheit ohne Einschränkung reden und schreiben, jeden „ Stuss“verbreiten, aber man muss den Mut haben zu sagen, dass er/sie ein Arschloch.