Auf stillen Waldpfaden
Vom kleinen Weiler Forna auf alten maurischen Verbindungswegen über den Gipfel des Els Frares
Als stille Oasen im Wirbelsturm des zunehmenden Tourismus erscheinen immer noch die kleinen Dörfer des Hinterlands. Während inzwischen sogar manchem Politiker dämmert, welch irreparable Schäden Menschen und Landschaft an der Küste zugefügt werden, hat sich die Bergwelt ihre stillen Reize bewahrt. Und wer beim Bergwandern vor allem der Einsamkeit auf der Spur ist, kann getrost zu dieser Tour ins Hinterland von Pego aufbrechen.
Sie beginnt in Forna, einer Häuseransammlung wie aus einem Bilderbuch. Die engen Gassen sind geschmückt mit bunten Blumenkästen und über allem thront ein maurisches Castillo, die gut erhaltene Burg von Forna. Dass es von diesem Bilderbuch-Weiler aus auch Wanderwege gibt, scheint kaum bekannt zu sein. So führt ein Teilstück des „ Camino Santiago“als Streckenwanderung von Forna nach Villalonga und die von mir nachfolgend beschriebene Rundwanderung über den lang gezogenen Rücken des Els Frares. Sie verläuft auf alten maurischen Verbindungswegen größtenteils durch schattigen Wald und bietet viele überraschende Ausblicke auf den Küstenstreifen und das Hinterland.
Ein Stück auf dem Camino
Von Ihrem Parkplatz am Ortsanfang von Forna gehen Sie etwa 200 Meter durch den Ort, bis Sie an die Straße Carrer Villalonga gelangen. Diesem anfangs recht steilen Sträßchen folgen Sie aufwärts. Nachdem Sie die letzten Häuser hinter sich gelassen haben, windet sich der Weg nach links, um schon kurz darauf nach rechts abzubiegen (Jakobsmuschel).
Nach weiteren 100 Metern geht er nach links in einen schmalen, gelb-weiß markierten Wanderpfad über. Diesem folgen Sie aufwärts, genießen die Stille des Waldes und ganz nebenbei auch den Duft der unzähligen Rosmarinbüsche. Nach 1,7 Kilometern und 35 Minuten Gehzeit erreichen Sie eine Verzweigung mit Wanderschildern.
Nun verabschieden Sie sich vom Camino Santiago, der geradeaus weiterführt und folgen dem Waldpfad nach rechts. Dieser Pfad könnte viele Geschichten erzählen, diente er doch schon im Mittelalter den Mauren als Verbindungsweg ins nächste Tal und nach Font d’en Carros. Hier ist es einsam und still, es riecht nach Rosmarin und feuchtem Waldboden. In der Ferne schimpft ein Vogel und Insekten lassen durch ihr leises Summen eine seltsame Hintergrundmusik erklingen.
Bald eröffnen sich die ersten schönen Ausblicke auf den Almiserá-Gipfel, die Sierra de Safor, den Montdúver und den Küstenstreifen. Eine kleine Weile lässt es sich fast eben dahin schlendern, bevor sich der Pfad abrupt absenkt. Dieses wechselhafte Spiel setzt sich weiter fort, bis man nach etwa 1,5 Stunden Gesamtgehzeit auf einen Forstweg trifft.
Neugierig auf das Gipfelerlebnis
Hundegebell und leise Autogeräusche kündigen die Nähe der Zivilisation an. Um dieser weiterhin zu entfliehen, gehen Sie nach rechts weiter. Sanft steigen Sie aufwärts, passieren die Finca Fontanelles und genießen schöne Ausblicke auf das Tal und den Ort Font d’en Carrós. Nach zehnminütigem Schlendern auf diesem Forstweg und nach dem letzten Haus verzweigen sich drei schmale Pfade.
Hier folgen Sie dem Waldpfad nach rechts, wo Ihnen die bald auftauchende Markierung wieder ein Gefühl der Sicherheit verleiht. Einige felsige Passagen lassen den Aufstieg kurzweilig erscheinen und die immer schöner werdende Aussicht macht neugierig auf das Gipfelerlebnis.
Ohne Orientierungsprobleme haben Sie nach 30 Minuten auch diesen Aufstieg geschafft und treffen auf einen breiten Weg, der den Rücken des Els Frares markiert (450 Meter hoch). Um zum höchsten Punkt zu gelangen, sollten Sie einen Abstecher nach links machen und soweit gehen, bis Sie den
Küstenstreifen von Denia bis Cullera erblicken können.
Wenn Sie dann den Rundweg fortsetzen und den Abstieg einläuten wollen, gehen Sie auf dem Kamm den gleichen Weg zurück. Ignorieren Sie dabei Ihren Aufstiegspfad und folgen Sie dem Höhenweg weiter sanft aufwärts. Auf der Kuppe wendet er sich nach links, senkt sich abwärts und scheint dabei direkt auf den mit Antennen gekrönten AlmiseráGipfel zuzulaufen.
Was mir ganz speziell hier immer wieder auffällt, sind die vielen gut gefüllten Futterstellen. Tierliebe oder Eigennutz?
Über diesen wechselhaften Gedanken sollten Sie jedoch nicht den rechten Weg verpassen, der nach etwa 20-minütigem Abwärtsschlendern in einer Linkskurve, mit Steinmännchen und gelb-weißer Farbe markiert, nach rechts abzweigt (insgesamt dritter Abzweig). Dieser ebene und erholsame Waldpfad führt an einer maurischen Fincaruine vorbei, Überbleibsel aus längst vergangenen Tagen und ein schönes Fotomotiv.
Die Burg des Maurenfürsten
Kurz darauf mutiert der Weg zum Pfad und der eigentliche Abstieg kündigt sich an. Dabei genießt man schöne Blicke auf die Burg von Forna, wobei man den hässlichen Steinbruch daneben besser ignoriert.
Das Castillo von Forna war eine von 90 Burgen des Maurenfürsten Al-Azraq und trotzt schon 800 Jahre lang Wind und Wetter. In der Auseinandersetzung zwischen Mauren und Christen spielte sie eine strategisch wichtige Rolle, sollte sie doch das Vall de Gallinera vor Eindringlingen aus dem Norden schützen. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte sie oftmals den Besitzer, wobei sie zeitweise auch dem Templerorden als Unterschlupf diente. An den Wochenenden kann man sie besichtigen (www.pegoilesvalls.es).
Für den letzten steinigen Abstieg sollte man sich genügend Zeit lassen, der Pfad erfordert Achtsamkeit. Letztendlich wird man froh sein, wenn man nach 3,5 Stunden Wanderzeit die ersten Häuser von Forna erreicht und mit einem Einkehrschwung in diesem beschaulichen Örtchen den Tag ausklingen lassen kann, bevor man sich wieder in das lebhafte Treiben an der Küste stürzt.