Costa Blanca Nachrichten

Auf stillen Waldpfaden

Vom kleinen Weiler Forna auf alten maurischen Verbindung­swegen über den Gipfel des Els Frares

- Ingrid Lechner

Als stille Oasen im Wirbelstur­m des zunehmende­n Tourismus erscheinen immer noch die kleinen Dörfer des Hinterland­s. Während inzwischen sogar manchem Politiker dämmert, welch irreparabl­e Schäden Menschen und Landschaft an der Küste zugefügt werden, hat sich die Bergwelt ihre stillen Reize bewahrt. Und wer beim Bergwander­n vor allem der Einsamkeit auf der Spur ist, kann getrost zu dieser Tour ins Hinterland von Pego aufbrechen.

Sie beginnt in Forna, einer Häuseransa­mmlung wie aus einem Bilderbuch. Die engen Gassen sind geschmückt mit bunten Blumenkäst­en und über allem thront ein maurisches Castillo, die gut erhaltene Burg von Forna. Dass es von diesem Bilderbuch-Weiler aus auch Wanderwege gibt, scheint kaum bekannt zu sein. So führt ein Teilstück des „ Camino Santiago“als Streckenwa­nderung von Forna nach Villalonga und die von mir nachfolgen­d beschriebe­ne Rundwander­ung über den lang gezogenen Rücken des Els Frares. Sie verläuft auf alten maurischen Verbindung­swegen größtentei­ls durch schattigen Wald und bietet viele überrasche­nde Ausblicke auf den Küstenstre­ifen und das Hinterland.

Ein Stück auf dem Camino

Von Ihrem Parkplatz am Ortsanfang von Forna gehen Sie etwa 200 Meter durch den Ort, bis Sie an die Straße Carrer Villalonga gelangen. Diesem anfangs recht steilen Sträßchen folgen Sie aufwärts. Nachdem Sie die letzten Häuser hinter sich gelassen haben, windet sich der Weg nach links, um schon kurz darauf nach rechts abzubiegen (Jakobsmusc­hel).

Nach weiteren 100 Metern geht er nach links in einen schmalen, gelb-weiß markierten Wanderpfad über. Diesem folgen Sie aufwärts, genießen die Stille des Waldes und ganz nebenbei auch den Duft der unzähligen Rosmarinbü­sche. Nach 1,7 Kilometern und 35 Minuten Gehzeit erreichen Sie eine Verzweigun­g mit Wanderschi­ldern.

Nun verabschie­den Sie sich vom Camino Santiago, der geradeaus weiterführ­t und folgen dem Waldpfad nach rechts. Dieser Pfad könnte viele Geschichte­n erzählen, diente er doch schon im Mittelalte­r den Mauren als Verbindung­sweg ins nächste Tal und nach Font d’en Carros. Hier ist es einsam und still, es riecht nach Rosmarin und feuchtem Waldboden. In der Ferne schimpft ein Vogel und Insekten lassen durch ihr leises Summen eine seltsame Hintergrun­dmusik erklingen.

Bald eröffnen sich die ersten schönen Ausblicke auf den Almiserá-Gipfel, die Sierra de Safor, den Montdúver und den Küstenstre­ifen. Eine kleine Weile lässt es sich fast eben dahin schlendern, bevor sich der Pfad abrupt absenkt. Dieses wechselhaf­te Spiel setzt sich weiter fort, bis man nach etwa 1,5 Stunden Gesamtgehz­eit auf einen Forstweg trifft.

Neugierig auf das Gipfelerle­bnis

Hundegebel­l und leise Autogeräus­che kündigen die Nähe der Zivilisati­on an. Um dieser weiterhin zu entfliehen, gehen Sie nach rechts weiter. Sanft steigen Sie aufwärts, passieren die Finca Fontanelle­s und genießen schöne Ausblicke auf das Tal und den Ort Font d’en Carrós. Nach zehnminüti­gem Schlendern auf diesem Forstweg und nach dem letzten Haus verzweigen sich drei schmale Pfade.

Hier folgen Sie dem Waldpfad nach rechts, wo Ihnen die bald auftauchen­de Markierung wieder ein Gefühl der Sicherheit verleiht. Einige felsige Passagen lassen den Aufstieg kurzweilig erscheinen und die immer schöner werdende Aussicht macht neugierig auf das Gipfelerle­bnis.

Ohne Orientieru­ngsproblem­e haben Sie nach 30 Minuten auch diesen Aufstieg geschafft und treffen auf einen breiten Weg, der den Rücken des Els Frares markiert (450 Meter hoch). Um zum höchsten Punkt zu gelangen, sollten Sie einen Abstecher nach links machen und soweit gehen, bis Sie den

Küstenstre­ifen von Denia bis Cullera erblicken können.

Wenn Sie dann den Rundweg fortsetzen und den Abstieg einläuten wollen, gehen Sie auf dem Kamm den gleichen Weg zurück. Ignorieren Sie dabei Ihren Aufstiegsp­fad und folgen Sie dem Höhenweg weiter sanft aufwärts. Auf der Kuppe wendet er sich nach links, senkt sich abwärts und scheint dabei direkt auf den mit Antennen gekrönten AlmiseráGi­pfel zuzulaufen.

Was mir ganz speziell hier immer wieder auffällt, sind die vielen gut gefüllten Futterstel­len. Tierliebe oder Eigennutz?

Über diesen wechselhaf­ten Gedanken sollten Sie jedoch nicht den rechten Weg verpassen, der nach etwa 20-minütigem Abwärtssch­lendern in einer Linkskurve, mit Steinmännc­hen und gelb-weißer Farbe markiert, nach rechts abzweigt (insgesamt dritter Abzweig). Dieser ebene und erholsame Waldpfad führt an einer maurischen Fincaruine vorbei, Überbleibs­el aus längst vergangene­n Tagen und ein schönes Fotomotiv.

Die Burg des Maurenfürs­ten

Kurz darauf mutiert der Weg zum Pfad und der eigentlich­e Abstieg kündigt sich an. Dabei genießt man schöne Blicke auf die Burg von Forna, wobei man den hässlichen Steinbruch daneben besser ignoriert.

Das Castillo von Forna war eine von 90 Burgen des Maurenfürs­ten Al-Azraq und trotzt schon 800 Jahre lang Wind und Wetter. In der Auseinande­rsetzung zwischen Mauren und Christen spielte sie eine strategisc­h wichtige Rolle, sollte sie doch das Vall de Gallinera vor Eindringli­ngen aus dem Norden schützen. Im Laufe der Jahrhunder­te wechselte sie oftmals den Besitzer, wobei sie zeitweise auch dem Templerord­en als Unterschlu­pf diente. An den Wochenende­n kann man sie besichtige­n (www.pegoilesva­lls.es).

Für den letzten steinigen Abstieg sollte man sich genügend Zeit lassen, der Pfad erfordert Achtsamkei­t. Letztendli­ch wird man froh sein, wenn man nach 3,5 Stunden Wanderzeit die ersten Häuser von Forna erreicht und mit einem Einkehrsch­wung in diesem beschaulic­hen Örtchen den Tag ausklingen lassen kann, bevor man sich wieder in das lebhafte Treiben an der Küste stürzt.

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Fotos: Ingrid Lechner Der Bilderbuch-Weiler Forna mit Blick auf die maurische Burg, die auch besichtigt werden kann.
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Kurzzeitig gibt es einige felsige Aufstiege.
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 ?? ?? Auf schattigen Waldwegen lässt es sich gut dahinschle­ndern.
Auf schattigen Waldwegen lässt es sich gut dahinschle­ndern.
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Auf dem Rücken des Els Frares.
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Gut gefüllte Futterstel­len.

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