Komplizierte Wahlen stehen bevor
In Calp wird ein politisches Theater à la Shakespeare aufgeführt – mit ungewissem Ausgang
Calp – os. Calp ist nur ein kleines Städtchen an der Costa Blanca. Offiziell wohnen hier nur etwa 25.000 Menschen. Dennoch fühlte man sich in der Vergangenheit häufig wie in einem ShakespeareDrama um Macht, Intrigen, Einfluss, Korruption und jede Menge Fegefeuer der Eitelkeiten.
Studien besagen, dass die Stadt am Ifach zu den 20 beliebtesten Tourismuszielen des Landes gehört – und das in einem Land, in dem es gerade an schönen Urlaubsorten nicht mangelt. Das zeigt die Wichtigkeit und das hohe Interesse der Wirtschaft an der Stadt. Für Urlauber präsentiert sich der Ort vor allem dank seiner herausragenden Natur und der Top-Strände in perfektem Zustand. Doch die Probleme, die man in Calp lösen muss, sind für den Besucher zunächst nicht offensichtlich. Sie sind jedoch vorhanden und durchaus massiv, und der nächste Bürgermeister oder die nächste Bürgermeisterin hat jede Menge zu erledigen.
PP-Macht bröckelt
Seit über 20 Jahren wird die Stadt von der Volkspartei PP regiert. Diese geballte Macht wurde besonders von den wirtschaftlichen Interessen rund um die Stadt gefestigt und häufig wurden die verantwortlichen Lokalpolitiker zu Marionetten der Bosse, die oft für eine Handvoll Dollar ihr Lächeln verkauften. Doch die Macht der PP in Calp bröckelte bei den vergangenen Wahlen zusehends. 2019 war die PP zwar die stärkste Partei, doch um regieren zu können, holte man sich die liberalen Ciudadanos mit ins Boot.
Die vergangenen vier Jahre waren eine schwierige Zeit. Die Pandemie sorgte dafür, dass die lokale Wirtschaft massiv leiden musste. Tourismus und Gastronomie waren besonders betroffen. Und die noch amtierende Bürgermeisterin
Ana Sala und ihr Team wirkten häufig überfordert.
Aber war das der Grund, Calp in dieses politische Drama der vergangenen Wochen zu stürzen? Jedenfalls witterte die PP-Spitze der Provinz Alicante, dass die Chancen Salas auf eine Wiederwahl schwinden würden und installierte flugs den Kongressabgeordneten César Sánchez als neuen Leader am Ifach. Sala könne einen anderen Job bekommen und würde sich hinten anstellen – so hoffte man. Doch Sala ließ sich die Zurückstufung nicht gefallen und konterte brüskiert: Sie werde nicht gehen und wolle als Bürgermeisterin weitermachen.
Sie gründete ihre eigene Partei Somos Calp – die gerüchteweise in den internen Umfragen überraschend gut dasteht. Ein Bündnis mit Sánchez schloss Sala jedoch kategorisch aus und man kann fest davon ausgehen, dass Sala wertvolle Stimmen von PP-Wählern bekommen wird. Und es könnten genau diese 300 Stimmen sein, die
2019 der PSOE fehlten, um zusammen mit Compromís ein Bündnis gegen die PP zu schmieden.
In den vergangenen Wochen entwickelte sich ein Schmierentheater um die beiden früheren Parteifreunde. Es mündete in gegenseitigen Vorwürfen. Es kam zum Ausschluss von Sanchez
Die politischen Fronten sind verhärtet, Verhandlungen schwierig
Sympathisanten aus dem Rathaus, Plakatklauen, angeblichen handfesten Übergriffen auf Sala-Mitarbeiter, Polizeipräsenz im Rathaus, Rangeleien um den besten Platz bei der Osterparade und und und.
Die Wahl in Calp ist nun offener denn je. Eine absolute Mehrheit für die PP um Sánchez wird kaum erwartet. Es stehen komplizierte Verhandlungen mit verhärteten Fronten bevor. Sala will nicht mit Sánchez, Sendra (POSE) nicht
mit Sala, Sánchez nicht mit Rojo (Vox), Perles (Compromís) aber mit Sendra, und so weiter. Eine „ Große Koalition“, wie es sie häufig schon in Deutschland gab, ist in Spanien eine sehr ungeliebte Lösung, obwohl sie wahrscheinlich für die nötige Stabilität sorgen würde. Die Große Koalition wird vom Favoriten auf die meisten Stimmen, César Sánchez, auch immer wieder angepriesen, allerdings sieht er diese nur in einer von ihm allein angeführten Regierung. Doch dazu wird es höchstwahrscheinlich nicht kommen.
Umso wichtiger ist es, am Sonntag seine Stimme bei den Wahlen abzugeben. Die Wahlbeteiligung 2019 war gering. Mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten nutzte die Möglichkeit der Stimmabgabe nicht. Doch gerade weil es so knapp zuging, verdeutlicht dies, dass jede Stimme zählen kann, um für eine gewisse politische Stabilität zu sorgen – sei es links oder auch mitte-rechts des Spektrums.