Zukunft oder Alptraum?
Was es mit dem riesigen Baugebiet La Serreta in La Nucía auf sich hat – Kritik und Verteidigung
La Nucía – fin. Für die einen ist es die „ Zukunft der Gemeinde“, für die anderen die „ Zerstörung unserer grünen Lunge“: Der Erschließungsplan PAI La Serreta in La Nucía. Direkt hinter der Sportstadt will das Rathaus auf einer 180 Hektar großen Grünfläche, die aktuell von Spaziergängern, Wanderern und Radfahrern genutzt wird, nicht nur das Sportzentrum um ein Wellenbad für Surfer, ein Reitzentrum oder eine Sport-Fakultät erweitern, sondern auch 3.500 Wohnungen bauen.
Das Projekt ist nicht neu, seit fast 20 Jahren liegt es auf den Schreibtischen des Rathauses, der Landesregierung und der Gerichte. Nach mehreren Änderungen gab es 2022 die endgültige Genehmigung aus Valencia, seit Wochen sind nun schwere Maschinen im Einsatz, um Vegetation zu entfernen und das Gebiet zu ebnen.
Der Umweltschutzverein Agró spricht vom größten Erschließungsplan der Region Valencia, die Bevölkerung der Gemeinde würde sich fast verdoppeln. Am Sonntag demonstrierten Gegner des Projekts in La Nucía, auf change.org hat Agró bislang über 2.000 Stimmen gegen den Erschließungsplan gesammelt. Ein Argument der Gegner ist nicht nur grundsätzlich die Abholzung der Grünfläche, sondern auch die Vernichtung der endemischen, geschützten Pflanze Teucrium lepicephalum, die nur noch an drei Stellen weltweit wächst. Die Landesregierung hat deshalb ein Sanktionsverfahren gegen das Rathaus eingeleitet.
„Schlüssel für die Zukunft“
Doch was sagen die Parteien vor der Kommunalwahl zum PAI La Serreta? Entschieden gegen die Behauptung, eine „ grüne Lunge“würde zerstört, wehrt sich die re
gierende Partido Popular von Bürgermeister Bernabé Cano. „ Es handelt sich nicht um ein geschütztes Naturgebiet, sondern um Grundstücke, die in Privatbesitz waren. Dort sind seit den 70er-Jahren Kiefern unkontrolliert gewuchert – ein Pulverfass für mögliche Waldbrände“, heißt es auf CBNAnfrage. Der PAI wiederum sehe nicht nur den Bau von Wohnungen und Sport-Einrichtungen vor, sondern auch einer 800 Quadratkilometer große Grünzone.
Auch die dringend benötigte zweite weiterführende Schule soll in dem Gebiet gebaut werden, eine Umgehungsstraße nach Altea sei nur dort möglich, die Grundschule La Muixara und die Sportstadt bekämen dank des PAI endlich angemessene Zufahrten. 65.000 Quadratmeter sind zudem für Geschäfte vorgesehen, auch zwei neue Hotels sind geplant. „ Wir sprechen von 2.000 Arbeitsplätzen. Der PAI
La Serreta ist der Schlüssel für die bauliche Entwicklung der Stadt, es gibt sonst praktisch keinen Grund mehr für neue Wohnungen“, so die Stellungnahme der PP.
Als „ verwunderlich“bezeichnen die Konservativen die Kritik, die es nun kurz vor der Wahl gibt: „ Nach der Verabschiedung des Plans gab es die vorgeschriebene Zeit, in der Einwände gemacht werden konnten. Es ging kein einziger ein. Und die Pflanze wuchs letztes Jahr noch nicht dort?“
„Unnötig und nicht erwünscht“
Besonders scharfe Kritik am PAI La Serreta kommt unterdessen von Alternativa x La Nucía, einem Zusammenschluss aus Compromís, Podemos und Unabhängigen. „ Wir sind mitten im Klimanotstand, haben nicht genug Wasser und da müssen wir die Bevölkerung fast verdoppeln, ein Golfzentrum und ein Wellenbad bauen?“, fragt sich
Pep Pastor, der auf dem zweiten Listenplatz des Linksbündnis’ steht. Als „ absolut unnötig und auch nicht von der Bevölkerung erwünscht“bezeichnet Pastor den Plan, abgesehen von „ der Zerstörung der Landschaft und der Umwelt“.
Sollte Alternativa nach der Wahl regieren, verspricht das Bündnis, den Erschließungsplan umgehend zu stoppen und die Einwohner zu befragen, wie der PAI stattdessen aussehen sollte. „ La Nucía sollte mit allen zusammen ,gebaut‘ werden und nicht mit den Plänen eines größenwahnsinnigen Bürgermeisters“, meint Pastor. Statt neue Häuser zu bauen, schlägt Alternativa vor, bestehende leer stehende oder nicht fertig gebaute Immobilien zu renovieren.
Die weiteren Parteien, die in La Nucía antreten, haben zur Anfrage der CBN keine Stellung bezogen.