Auf Zehenspitzen und Hacken
Gewittrige Wahlwoche offenbart Infrastrukturmängel in Torreviejas Urbanisationen
Torrevieja – sw. Um die Belange eines anderen Menschen zu verstehen, muss man – gemäß einer alten Weisheit – eine gewisse Strecke in seinen Schuhen gewandelt sein. Insofern war es eine wertvolle Erfahrung, die die Vertreter des Linksbündnisses Sumando por Torrevieja am Samstag machten. Sie hatten sich in die Urbanisationen begeben, um im Austausch mit den Bürgern deren Ansichten kennenzulernen. Doch vor Ort erwischte sie der Regen, die Straßen wurden überschwemmt und die Füße der politischen Besucher so nass, wie es die Anwohner halt schon seit Ewigkeiten erleben.
Auf den Zehenspitzen und auf den Hacken, mühten sich Antonio Pérez Boj und Begleiter den Rand des Bürgersteigs entlang, vorbei an den im Wasser badenden Autos. „ Wir haben in situ die Vernachlässigung der Urbanisationen seitens der PP erlitten“, berichtete anschließend Pérez Boj, der als unabhängiger Kandidat für die neue Linkskoalition in Torrevieja antritt. Sein Steckenpferd vor der Kommunalwahl am Sonntag, 28. Mai, sind die Sorgen der Urbi-Bürger.
Ihre seit Jahrzehnten aus dem salzigen Boden zwischen den Salinen gestampften Siedlungen füllten die Umgebung der Stadt mit einer Menge neuer Bewohner und Langzeiturlauber. Aber integriert hat Torrevieja sie nie richtig. Wesentlichen Bereichen der TorretaViertel wurde bis heute der Status tatsächlicher Stadtteilen verwehrt. Doch auch andere Urbanisationen fristen trotz vermeintlich offizieller Anerkennung in der Salinenstadt
nicht mehr als ein Schattendasein.
Und dieses offenbart sich insbesondere dann, wenn es gewittert, wie diese Woche eben. Denn wohin sonst rauschen die Wassermassen, als nach Doña Inés oder Ciudad Jardín? Und das sei keineswegs ein unliebsamer Zufall, erklärte Linkskandidat Pérez Boj. Die Abflussleitungen seinen gezielt so gerichtet, dass sie das Regenwasser aus anderen Stadtteilen in besagte Urbanisationen schickten.
„ 90 Prozent der Bewohner kennen den Umstand gar nicht“, bedauert der Einheimische in einem informativen Video auf der FacebookSeite Izquierda Unida Torrevieja.
Tückisch seien die Überschwemmungen eben nicht nur für die Urbanisationen, mahnte der Salinenarbeiter. Sondern auch für das große Erbe der Stadt: Die Salzproduktion, die wegen des chaotisch abfließenden Süßwassers schwer beeinträchtigt werde.
Immer wieder, so der Vorwurf der Linken, würden die Bewohner vom Rathaus mit neuen großen Versprechen hingehalten. Mitte 2022 kündigte PP-Bürgermeister Eduardo Dolón für Torreta einen kostspieligen Aufbauplan an. Nur ein paar Straßen wurden frisch gestrichen. Im Januar 2023 platzte Dolón nach Doña Inés, um die unmittelbar anstehende Vergrößerung des Beckens zum Sammeln des Regenwassers zu verkünden.
Bis heute wurde dies nicht vollzogen. Bis zuletzt fehlte dafür laut „ Información“die Erlaubnis der
N-332-Behörde. Von der Notwendigkeit dieser Erlaubnis für den angekündigten Eingriff hatte Dolón kein Wort verloren. Auch zuletzt überraschte er mit fröhlichen Facebook-Fotos von sich in den Urbanisationen, wobei irgendwie kaum ein Bürger erfahren hatte, dass der Bürgermeister kommen würde.
Im Januar 2023 stand der Ausbau des RegenwasserBeckens „kurz bevor“.
Wie zugepflasterte Böden
Torrevieja hätte Bürger erster und zweiter Klasse, mahnte zuletzt die sozialistische Kandidatin Bárbara Soler (PSOE) und signalisierte, sich als Bürgermeisterin verstärkt um die Menschen der Urbanisationen zu kümmern. Doch verbale Versprechen prallen an ihnen mittlerweile ab wie das Wasser vom zugepflasterten Boden ihrer Siedlungen. Was sie brauchen, sind Zuständige, die nachhaltig für ihre Bürger nasse Füße in Kauf nehmen.