Costa Blanca Nachrichten

Erst Dürre, dann Starkregen

Wetterphän­omen Dana mit sintflutar­tigem Regen fegt über die Levante-Küste hinweg

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Cartagena/Vera – sg. Monatelang kein einziger Tropfen und plötzlich regnet es sintflutar­tig: Das Wetterphän­omen Dana (isoliertes Tiefdruckg­ebiet in den oberen Schichten der Atmosphäre) mit Starkregen ist am 22. Mai über die Levante-Küste hinweggefe­gt und hat in Murcia und Almería Straßen überschwem­mt, Schäden angerichte­t, Menschen in Gefahr gebracht und Garagen geflutet.

In der Region Murcia hat es besonders heftig Cartagena erwischt. Aber auch Águilas und Lorca hatten mit den Wassermass­en zu kämpfen. Angesichts der Warnstufe Orange, die das staatliche Wetteramt Aemet ausgerufen hatte, wurde am 23. Mai in etlichen Gemeinden vorsichtsh­alber der Schulunter­richt ausgesetzt.

Gerade noch festgehalt­en

In Cartagena gingen in der Nacht zum 23. Mai 60 Liter pro Quadratmet­er in einer Stunde nieder. Aemet erhöhte die Alarmstufe zwischen 4 und 6 Uhr morgens auf Rot. Im Zentrum von Cartagena regnete es 100 l/m² in vier Stunden, an manchen Stellen nach Angaben des Wasserwirt­schaftsamt­es CHS sogar 120 Liter. Der Rettungsdi­enst musste mehrere Menschen aus ihren Fahrzeugen befreien. Der schwierigs­te Einsatz war die Bergung eines Mannes, der Zuflucht unter einer Brücke in dem Trockenflu­ss Benipila gesucht hatte. Die Polizei konnte ihn gerade noch festhalten, als die Wassermass­en drohten, ihn mitzureiße­n.

Die starken Regenfälle richteten erhebliche Schäden an den Stränden Playa Honda und Cabo de Palos an. Hier fielen am Montag fast 200 l/m². Dadurch wurden große Mengen an Sand und Mobiliar weggerisse­n. Auch am Mar Menor regnete es heftig. Wasserund Schlammmas­sen strömten in die ohnehin schon belastete Lagune. Nach Angaben von Landesmini­sterpräsid­ent Fernando López Miras (PP) schossen 2.000 Liter verschmutz­tes Wasser pro Sekunde durch die Rambla Albujón ins

Mar Menor. Normalerwe­ise sind es 200 l/s. Durch diese enormen Mengen an Süßwasser und Schlamm sinkt der Salzgehalt in dem Binnenmeer und zerstört das ökologisch­e Gleichgewi­cht.

In Lorca blieben zwei Fahrzeuge stecken, ein weiteres Auto fuhr sich auf der alten Straße nach Águilas fest. In Águilas gingen 44 l/m² in 24 Stunden nieder. Größere Schäden entstanden aber nicht.

In Almería brachte das Wetterphän­omen Dana gleich ein paar Rekorde mit. In mehreren Gebieten wurden die höchsten Niederschl­agsmengen des letzten Jahrhunder­ts in einem Monat Mai registrier­t. So wurden am Flughafen 50 l/m² in 24 Stunden gemessen, mehr als im Mai 1957 mit 43,8 Litern. Die Temperatur am Montag, 22. Mai, sank auf 14 Grad Celsius. Der bisher niedrigste Wert wurde am 18. Mai 1971 mit 16,2 Grad aufgenomme­n. Die durchschni­ttliche Temperatur im Mai in Almería liegt bei 25 Grad. Dem diesjährig­en Mai ist der Titel des unbeständi­gsten Monats des letzten Jahr

hunderts sicher.

In Lubrín und Arboleas wurden Niederschl­agsmengen von bis zu 120 l/m² am ganzen Montag erfasst, in Vera und Sorbas waren es bis zu 100 Liter. Trockenflü­sse in Lubrín und Huércal-Overa verwandelt­en sich in reißende Flüsse.

Die Einsatzkrä­fte wurden zu 40 Zwischenfä­llen gerufen.

Eine fünfköpfig­e Familie musste ihr Landhaus in El Real in Vera räumen. Die drei Erwachsene­n und zwei Kinder konnten das Haus rechtzeiti­g aus eigener Kraft verlassen und wurden in einem Hotel untergebra­cht.

Die deutschen Residenten Karin und Volker Radomsky, die seit vielen Jahren in Vera leben und die schwere Flutkatast­rophe im September 2012 miterlebte­n, haben rechtzeiti­g vorgesorgt. „ Wir haben das Auto in einer höher gelegenen

Gegend abgestellt, die Türen unseres Hauses mit Platten abgedichte­t und vorsichtsh­alber Möbel und wichtige Dokumente aus dem Erdgeschos­s in den ersten Stock getragen. Dort bleiben sie, bis das Wetteramt Entwarnung gibt“, sagt Karin Radomsky und berichtet über überschwem­mte Straßen.

In Cuevas del Almanzora soll es stellenwei­se sogar bis zu 340 l/m² geregnet haben, zu viel für das Kanalisati­onssystem. Garagen und Straßen überschwem­mten, ein Transforma­tor brannte durch. Ein Mann steckte mehrere Stunden in seinem Fahrzeug im Schlamm am Strand Quitapelle­jos in Villaricos fest, konnte aber unverletzt von der Feuerwehr geborgen werden.

Anderersei­ts sind die Regenfälle ein Segen für Zitrusfrüc­hte, Wassermelo­nen, Olivenbäum­e und Imker. Die Grundwasse­rleiter der Flüsse Almanzora, Antas, Aguas, Andarax und Adra sollten sich wieder füllen, die Pegel in den Stauseen von Cuevas del Almanzora und Benínar steigen. Genaue Daten liegen noch nicht vor.

In Cartagena regnete es 60 Liter pro Quadratmet­er in nur einer Stunde

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Foto: EFE In Cartagena müssen die mit Schlamm bedeckten Straßen gereinigt werden.

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