Schwer und schädlich
Blei am Meeresboden tut keinem gut – Wer es findet, kann es jetzt auch in Benissa entsorgen
Benissa – at. Es ist ein kleiner Container, der in Benissas Aula del Mar steht, und wenn Juan Arlandis ehrlich ist, rechnet er auch nicht mit Riesenmengen an Blei, die hier eingeworfen werden. Aber selbst wenn es nur ein kleiner Bleianteil ist, der zusammenkommt: „ Wir wollen mit der Aktion darauf aufmerksam machen, dass menschliche Aktivitäten immer auch Auswirkungen haben.“
Und zwar nicht unbedingt positive. Im Meer zurückgelassenes Blei, das in Benissa in den Container in der Aula del Mar oder in einen weiteren am Chiringuito Ohlala bei der Cala Baladrar geworfen werden kann, kann in die Nahrungskette gelangen und so nicht nur den Meeresbewohnern, sondern am Ende auch uns Menschen schaden.
Projekt vom Mar Menor
Hinter der Container-Aktion in Benissa stehen das am Mar Menor beheimatete Projekt Plumbum des Vereins zur Rettung des Seepferdchens, Hippocampus, und der Benissaner Brand- und Naturschutzverein Abai. „ Wir haben im Juli von diesem Projekt gehört und unsere Präsidentin Rosa Sala war direkt begeistert“, sagt Juan Arlandis, der bei Abai nicht nur für das neue Bleiprojekt, sondern auch für das „ Proyecto Posidonia“zum Schutz der Seegraswiesen zuständig ist. „ Wir wollten auch einen Container in Benissa, und jetzt haben wir schon zwei.“
Immerhin: Die Ergebnisse, die Plumbum in anderen Regionen Spaniens bereits mit den Containern und gezielten Tauchaktionen erzielte, gehen weit über einen Symbolcharakter heraus. So wurden seit Beginn des Projekts im Jahr 2017 bereits 18.025 Bleistücke mit einem Gewicht von insgesamt rund 1,4 Tonnen aus dem Meer gefischt und an spezialisierte Unternehmen fürs Recycling weitergegeben. Doch pro Jahr, so berichtet die Europäische Chemikalienagentur Echa, gelangen durch Angel- und Fischereiaktivitäten bis zu 7.000 Tonnen Blei in die Gewässer der EU. Da ist also noch einiges zu holen, auch in Benissa. Schließlich werde auch hier an der Küste gerne die Angel ausgeworfen, beispielsweise an der Punta Estrella oder neben der Cala Baladrar, beobachtet Arlandis. Und zwar mitsamt einem Stück Blei, das wegen seines Gewichts die Köder unter Wasser halten soll. Normalerweise wird es wieder mit eingeholt, aber immer wieder bleibt es auch mal ungewollt im Wasser, „ zum Beispiel, wenn es sich an einem Felsen verhakt“, sagt Arlandis.
Und genau dann kann das Blei Schaden anrichten. Umso mehr, weil es von Salzwasser umgeben ist, wo es sich durch die rasche Oxydierung besonders schnell in ein toxisches Salz verwandelt, das beispielsweise von Posidonia- und Algenwurzeln aufgenommen und in der Folge von Fischen gefressen wird und so in die Nahrungskette gelangt. „ Blei kann potenziell sämtlichen Organen von Lebewesen schaden“, heißt es auf der Internetseite von Plumbum, „ vor allem den Nervensystemen“. Es werde in Zusammenhang mit Alzheimer, Anemie, Nierenschäden und anderen Gesundheitsproblemen gebracht, sagt Juan Arlandis und hofft, dass Schnorchler und Taucher auch an Benissas Küste das ein oder andere Bleistück an die Oberfläche bringen und es in den dafür vorgesehenen Container werfen, damit es recycelt werden kann, statt die Unterwasserwelt zu vergiften.
Das käme nicht nur den Meeresbewohnern und in letzter Instanz den Menschen zugute, auch Energie und Kosten könnten dadurch gespart werden. Denn neues Blei zu gewinnen, schreibt Plumbum, sei ein sehr aufwändiger Vorgang, komme es doch kaum in purer Form in der Natur vor. „ Da ist es sinnvoller, altes Blei wiederzuverwerten“, sagt Arlandis. Zum Beispiel Anglerblei vom Meeresboden.