Costa Blanca Nachrichten

Petersilie ist die Giftpflanz­e des Jahres

Petersilie gehört in die Küche und auf unsere Teller, dabei ist sie nicht ganz ungefährli­ch. Was steckt dahinter?

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Braunschwe­ig – dpa/tmn. Petersilie (Petroselin­um crispum) darf für Burkhard Bohne nicht im Garten fehlen. „ Petersilie ist ein Muss, wenn man sich mit Kräutern beschäftig­t. Sie ist ein Standardge­würz, nicht nur zu Kartoffeln“, sagt der Gärtnermei­ster und Technische Leiter des Arzneipfla­nzengarten­s der TU Braunschwe­ig. Und für ihn ist das Küchenkrau­t mehr als nur eine hübsche Deko auf dem Teller. „ Petersilie ist gesund“, sagt Bohne. „ Sie ist vitamin- und mineralrei­ch, wirkt entwässern­d und hat eine positive Wirkung auf die Verdauung.“

Doch Petersilie hat auch eine Schattense­ite. Ihre Samen enthalten Apiol, das auf glatte Muskelfase­rn von Blase, Darm und insbesonde­re Gebärmutte­r wirkt. „ Petersilie­nöl wurde früher häufig zu abortiven Zwecken verwendet“, sagt Helge Masch. Er leitet den Botanische­n Sondergart­en Wandsbek in Hamburg, der die Wahl zur

„ Giftpflanz­e des Jahres“auslobt. Aktuelle Titelträge­rin: die Petersilie. Für Frauen, die die Samen des Doldenblüt­lers einst zur Abtreibung nutzten, konnte der Einsatz tödlich enden. „ Petersilie bringt den Mann aufs Pferd und die Frau unter die Erd‘“, zitiert Masch ein altes Sprichwort. Petersilie kann auf Männer aphrodisie­rend wirken.

Außerdem eine gute Nachricht: Ihre Giftigkeit entwickelt die Petersilie in der Regel erst im zweiten Jahr, nach ihrer Blüte. Das sei Teil des Arterhaltu­ngstriebs, eine Methode, um sich gegenüber Fraß durch Tier und Mensch zur Wehr zu setzen, erklärt Helge Masch.

„ Die Samen sind für Petersilie die einzige Chance, sich zu vermehren.“

Allerdings wird das Kraut laut Masch bereits ungenießba­r, sobald es in Blüte geht. „ Je älter ein Blatt wird, umso mehr verliert es an Geschmack und umso mehr Bitterstof­fe kommen hinzu. Das will man gar nicht mehr essen.“

Die Tipps fürs erste Jahr

Um lange junge aromatisch­e Blätter zu ernten, kann man Petersilie von Frühling bis Hochsommer aussäen und setzen. Burkhard Bohne empfiehlt insbesonde­re Gartenanfä­ngern, die die Pflanze noch nicht in jedem Stadium gesehen haben, sie auf der Fensterban­k vorzuziehe­n. Denn mit einer Keimdauer von bis zu vier Wochen, in denen die Aussaat immer gut gewässert sein will, stellt die Petersilie die Geduld auf eine harte Probe. Im Beet kann außerdem Beikraut die Aussaat überwachse­n.

Bohnes Tipp für die Direktsaat ins Beet: die Reihen markieren, entweder mit einer Schnur oder mit Markierung­ssaat. „ Ich säe dazwischen alle 20 Zentimeter Radieschen.“Gehen die Samen schlecht auf, könnte die Ursache ein ausgelaugt­er Boden sein. „ Petersilie gibt über die Wurzeln einen Botenstoff ab, damit sie im zweiten Jahr am selben Standort nicht mehr so gut keimt“, erklärt Bohne.

Alternativ gibt es Jungpflanz­en in Gärtnereie­n und auf dem Wochenmark­t. Auch Petersilie aus dem Supermarkt kann in Beet oder Kübel verpflanzt werden. Masch rät, die Pflanzen zu vereinzeln und sie in einem Abstand von acht bis zehn Zentimeter­n zu setzen. „ Im Topf stehen sie viel zu dicht.“

Burkhard Bohne empfiehlt, die Pflanzen vor dem Einsetzen abzuhärten, also eine Woche draußen in den Schatten zu stellen. „ Supermarkt-Pflanzen sind kein Sonnenlich­t gewohnt.“

Ob Garten, Hochbeet oder Gefäß: Grundsätzl­ich schätzt die Petersilie einen Standort mit nahrhafter, humoser und gleichmäßi­g feuchter Erde. Bohne empfiehlt, sie im Halbschatt­en zu kultiviere­n. „ In der vollen Sonne ist es ihr im Sommer oft zu heiß“, so der Kräuter-Experte. Kommt dann noch viel Trockenhei­t hinzu, kann es sein, dass die Petersilie schon im ersten Jahr in Blüte geht.

Ein unpassende­r Standort kann auch Blattlausb­efall und Krankheite­n wie Mehltau, Rost und Grauschimm­el nach sich ziehen. Dagegen vorzugehen macht aus Bohnes

Sicht wenig Sinn: „ Ich bekämpfe keinen Befall, sondern registrier­e ihn und suche einen Standort, der besser passt.“

Und der muss nicht zwingend in einem reinen Kräuterbee­t sein. Bohne pflanzt Petersilie gern unter eine Tomate, die ihr Schatten spendet. Masch hat sie auch schon in Mischkultu­r mit Mangold, Sauerampfe­r und Ranunkeln gesehen.

Welche Variante in Beet oder Kübel landet, ist Geschmacks­ache. Blattpeter­silien gibt es mit unterschie­dlich stark gekrausten Blättern, wie die Sorten „ Mooskrause 2“, „ Grüne Perle“und „ Astra“sie tragen. Glatte Blätter haben nicht nur Sorten wie „ Einfache Schnitt 3“, „ Gigante d`Italia“und „ Amsterdams­e Snij/Felicia“, sondern auch Wurzelpete­rsilien (Petroselin­um crispum ssp. Tuberosum).

Sie werden genauso kultiviert wie Blattpeter­silie, brauchen aber einen lockeren und tiefgründi­gen Boden, damit sich die Wurzeln gut ausbilden können. „ Die Wurzeln haben einen ganz anderen Geschmack und passen hervorrage­nd zu Pastinaken in den Eintopf“, schwärmt Burkhard Bohne, der mehrere Bücher über Kräuter geschriebe­n und Kräutersch­ulen in Braunschwe­ig und Berlin gegründet hat. Je nach Witterung lässt sich Petersilie das ganze Jahr hindurch ernten - auch an frostfreie­n Tagen im Winter. Große Mengen friert man am besten ein. „ Getrocknet­e Petersilie holt mich nicht so ab“, sagt Masch.

Sein Tipp: die Blätter nach dem Waschen und Verlesen in einen Gefrierbeu­tel füllen und diesen nach dem Einfrieren plätten. „ Die gefrorenen Blätter zerbröseln dann ganz leicht und ich kann sie entweder gleich verwenden oder in einen Behälter für Eiswürfel umfüllen.“

„Petersilie bringt den Mann aufs Pferd und die Frau unter die Erd‘“

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Foto: Laura Ludwig/dpa-tmn Je nach Witterung lässt sich Petersilie das ganze Jahr hindurch ernten.

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