Zeltlager statt Hospital
Cartagena weigert sich, Flüchtlinge aufzunehmen
Cartagena – sg. Nachdem in den letzten Wochen Tausende von Migranten aus Afrika auf den Kanaren angekommen sind und die Aufnahmekapazität der Inseln sprengten, verteilt die Zentralregierung die Flüchtlinge auf dem Festland. An 14 Standorten sollen vorübergehende Zentren zur Aufnahme von Einwanderen, Ceti, eingerichtet werden. Auch das Marinekrankenhaus von Cartagena, das seit 2012 geschlossen ist, war im Gespräch.
Doch die Stadt stemmte sich dagegen. Bürgermeisterin Noelia Arroyo (PP) argumentierte, dass an Cartagenas Küste viele Bootsflüchtlinge ankommen würden, die die Verwaltung und Hilfsorganisationen bereits an ihre Grenzen bringen würden. Da sei es nicht logisch, auch noch Migranten aus anderen Teilen Spaniens nach Cartagena zu schicken. Die Mehrheit der Stadtverwaltung, die Unternehmerverbände, die Handelskammer und der Verband der Nachbarschaftsvereinigungen von Cartagena würden hinter der Ablehnung eines Ausländerzentrums im Marinekrankenhaus stehen, so Arroyo.
600 Plätze für Migranten
Der Widerstand war offenbar erfolgreich, denn Spaniens Minister für Migration, José Luis Escrivá (PSOE), versicherte Arroyo, dass es kein Ceti-Zentrum in Cartagena geben werde, dafür jedoch ein vorübergehendes Lager mit 600 Plätzen vor dem Marinekrankenhaus, weil es sich um eine dringliche Situation handle und das Lager einfach aufgebaut werden könne. Zu den 600 Plätzen in Zelten und modularen Containern kommen noch weitere 100 hinzu, die das Ministerium in Hotels und anderen Unterkünften einrichten ließ. Betreut werden die Migranten von der Organisation Accem, die sich für Flüchtlinge einsetzt. Bürgermeisterin Arroyo bezeichnete das Lager als Versagen der Migrationspolitik der Zentralregierung. Mehrere Vereine haben bereits zu Demos gegen das Zeltlager aufgerufen. Cartagena solle keine Stadt der Herbergen werden, hieß es.