Der etwas andere Bürgermeister
Diego Zaragozí ist Alteas neues Stadtoberhaupt – Kleine Projekte, große Wünsche und viel Bescheidenheit
Altea – fin. Auf dem Schreibtisch im Büro des Bürgermeisters von Altea liegt nicht ein einziges Papier, keine Dokumente, Akten, nichts. Nur eine Teetasse, ein Handy und der Computer. „ Da ist alles drin“, sagt Diego Zaragozí und zeigt auf seinen PC, „ ich mag diesen ganzen Papierkram nicht und brauche es ordentlich“. Hauptberuflich hat der 56-Jährige ein Geschäft für Baby-Bedarf. „ Neulich sagte im Laden ein Kind zu seiner Mutter: ,Guck mal, unser Bürgermeister arbeitet ja!‘“, lacht Zaragozí und meint von sich selbst, er sei vielleicht ein etwas seltsamer Bürgermeister. In den letzten acht Jahren war der Compromís-Politiker Stadtrat, nun ist er Bürgermeister und stellt klar: „ Meine Partei ist Compromís, aber ich bin kein Fundamentalist. Wichtig ist, dass wir uns verständigen können, nicht, in welcher Sprache wir das tun.“Die CBN sprach mit Zaragozí.
CBN: Seit der Wahl sind sechs Monate vergangen. Wie war die erste Zeit?
Zaragozí: Dadurch, dass weiterhin Compromís und PSOE regieren, war der Wechsel sehr fließend. Wir machen da weiter, wo wir letzte Legislaturperiode aufgehört haben. Auf persönlicher Ebene kann ich es manchmal selbst kaum glauben, dass ich jetzt Bürgermeister bin, für mich als alteingesessenen Alteaner ist das eine große Ehre. Mein Büro ist größer (lacht). Aber ich esse nach wie vor jeden Mittag zuhause, und die Veranstaltungen, die ich als Bürgermeister abends und an den Wochenenden besuche, sind in aller Regel sehr angenehm. Ich bin gesellig und sozial, gerne mit Menschen zusammen, ich mag den Austausch.
Altea hat mit der Küsten-Neugestaltung ein Mammutprojekt hinter sich. Zufrieden?
Definitiv! Seit einigen Wochen werden als letzter Schritt die 40.000 Tonnen Kieselsteine aufgeschüttet, Ende des Jahres dürften die Arbeiten beendet sein. Jetzt wollen wir noch die Promenade bis zum Hafen renovieren, die sieht neben dem neuen Paseo doch sehr heruntergekommen aus. Der neue Strand ist ein großer Gewinn für Altea, er hat das ganze Bild verändert und ist immer sehr gut besucht. Hier im Stadtzentrum sieht man jetzt häufig Menschen mit dem Handtuch unterm Arm. Das gab es vorher nie.
Was steht als nächstes an?
Ein ästhetisch schönes Projekt wird die Neugestaltung der Avenida Comunidad Valenciana. Dort werden wir Anfang 2024 den Mittelstreifen in einen großen Park verwandeln, mit Spielplätzen für Kinder und Fitnessgeräten für Erwachsene. Dann steht noch die ökologische Restaurierung des Algars an, und am 10. Januar starten die Bauarbeiten für die neue Eisenbahn-Brücke über den Fluss samt Umwandlung der alten in einen Spazierweg. Dort werden Fußgänger künftig einen wunderschönen Blick auf Altea haben, der bisher den Lokführern vorbehalten war. Wenn wir dann noch eine vernünftige Zugverbindung hätten, mit der man in 40 Minuten in Alicante und in 50 am Flughafen wäre, wären wir wirklich im 21. Jahrhundert angekommen.
Was sagen Sie zu den Forderungen nach mehr Parkplätzen?
Wir brauchen mehr Parkplätze, keine Frage. Ein Problem ist der Vertrag mit der Firma, die die blauen Zonen betreut. Dieser hat eine Laufzeit von 60 Jahren und gewährt dem Unternehmen Vorrang beim Bau neuer Parkhäuser. Am Palau etwa wäre Platz dafür, aber die Firma tut nichts. Wir sind gerade dabei, den Vertrag aufzulösen, um die Kontrolle über die Parkplätze zurückzugewinnen. Wer Altea besucht, kommt im Auto. Insgesamt gibt es 10.000 Parkplätze in Altea, und theoretisch ist es immer möglich, sein Auto abzustellen und in höchstens 20 Gehminuten am Ziel zu sein – wenn auch nicht immer gratis. Das mag viel sein für ein Dorf, für eine Stadt wäre es wenig.
Anderswo setzt man auf den Umstieg aufs Fahrrad, in Altea gibt es aber kaum Radwege. Warum nicht?
In Altea gibt es viele Straßen, die schlichtweg zu schmal sind. Wir haben aber eine Studie erstellt, um zu prüfen, wo Radwege grundsätzlich überhaupt möglich wären. Ein Weg ist zum Beispiel von der Villa Gadea bis zum Zentrum geplant.
Viele Bewohner der Urbanisationen fühlen sich benachteiligt, klagen über Mängel. Was antworten Sie ihnen?
Dass sie Recht haben und ich die Probleme nachvollziehen kann. Als Infrastruktur-Stadtrat war ich in allen Urbanisationen unterwegs und weiß, wie es dort aussieht. In der letzten Legislaturperiode haben wir die Wohnsiedlungen intensiv gereinigt, das hatte man vorher jahrelang nicht gemacht, jetzt passiert es regelmäßig. Aber es stimmt, dass in den Wohnsiedlungen jahrelang wenig passiert ist und es jetzt schwierig ist, sie instand zu setzen. In Sachen Infrastruktur ist vieles veraltet, die schlimmsten Straßen haben wir bereits neu asphaltiert, sobald das Geld dafür da ist, geht es weiter.