„Einer der wichtigsten Momente“
Ehemaliger Stadthistoriker erinnert in Video an Moment, als Benissa ans Wassernetz ging
Benissa – at. „ Die gesamte Wirtschaft des bis dahin ärmlichen Dorfes wurde umgekrempelt“, bringt es Joan Cardona auf den Punkt. Benissas ehemaliger Stadthistoriker ist einer der Zeitzeugen, die in einem Video zu Wort kommen, das in Benissas neuem Interpretationszentrum zur Ortsgeschichte angeschaut werden kann. Das Thema: Der Anschluss Benissas ans Trinkwassernetz und was er für die Menschen damals bedeutete.
„ Es war einer der wichtigsten Momente“oder „ Es war ein Wunder“, berichten Benissaner älteren Datums. Knapp 55 Jahre ist dieses Wunder jetzt her, es war am 10. Mai 1969, als erstmals Trinkwasser aus den Wasserhähnen in Benissas Häuser floss. „ Vorher hatten die Menschen bei sich zuhause eine Zisterne oder sie gingen zum Brunnen oder zur öffentlichen Waschstelle, von wo aus sie das Wasser nach Hause trugen“, erzählt Cardona in dem Video. „ Oder sie kauften es von einer Person, die es täglich in Rationen brachte“, erinnert sich der ehemalige Stadtrat Domingo Iborra.
Es war ein anderes Leben. Ohne Badezimmer, wie wir sie heute kennen, ohne Dusche, ohne eine bequeme Toilette. „ Man wusch sich so, wie man eben konnte“, sagt Cardona und fügt schmunzelnd hinzu: „ Wenn die Badesaison anfing, konnte man endlich den ganzen Körper waschen. Im Rest des Jahres ging das nur Körperteil für Körperteil“.
Das ging nicht so weiter, beschloss man Anfang der 60er Jahre und gründete 1966 den städtischen Trinkwasserdienst, kaufte Rechte am Brunnen in Benidoleig, baute das Wasserdepot Tossal del Collao das sich ab 1968 zu füllen begann, und ließ Leitungen bauen, die immerhin einen Höhenunterschied von 300 Metern überwinden mussten, deren Teile mit dem Hubschrauber antransportiert wurden und die das Wasser schließlich in die Haushalte brachten.
„ Endlich genug Wasser für alle, es brach eine Euphorie aus“, sagt Cardona. „ Zusammen mit den ersten Kühlschränken und Schnellkochtöpfen erlebten die Menschen eine Art Revolution in ihren Häusern.“Eine Revolution, auf die die Wirtschaft folgte. „ Der Tourismus begann zu explodieren.“
Was dann passierte, lässt sich heute, 50 Jahre später, wohl besser als je zuvor nachvollziehen: Die Menschen gewöhnten sich an Wasser im Überfluss, die Dürre in der ersten Hälfte der 1970er Jahre tat das Ihrige, die Brunnen führten immer weniger Wasser. „ Ich erinnere mich, dass es in meiner
Kindheit nachts Restriktionen gab“, erzählt der Journalist Miquel Gonzalez. Im Sommer 1975 war Benissa gar 25 Tage ganz ohne Wasser.
Es musste also mehr her und diesmal waren es die Brunnen Sant Antonio und Manuel Torres in Benichembla, die 1976 in Betrieb gingen. Währenddessen boomte und dürsteten Tourismus und Bauindustrie weiter, 20 Jahre später kam der Corralet-Brunnen dazu, erst in jüngster Zeit wurde auch noch der Canor-Brunnen angezapft. Ein Ende der Zeiten, in denen das Wasser knapper und der Durst größer wird, ist offenbar nicht in Sicht.
Es war ein Leben ohne Badezimmer, Dusche odereiner bequemen Toilette