Rastro im Ruhemodus
Verärgerte Händler, schweigendes Rathaus: Rastro von El Verger vorübergehend außer Betrieb
El Verger – at. Für Patricia Barreto war der Flohmarkt in El Verger ein fester Sonntagstermin, „ und das seit über 15 Jahren“, so die Kolumbianerin, die auf dem Rastro „ vor allem Artikel rund um die Küche“verkaufte, sagt sie. Im Dezember ist dieser Termin für sie und die rund 400 weiteren Rastro-Verkäufer von einem auf den anderen Tag weggefallen. Und damit ein Zusatzverdienst, den sie selbst zwar durch einen provisorischen Stand auf dem Flohmarkt in Pedreguer ausgleichen kann, „ aber für andere ist das eine Katastrophe. Es gibt viele vor allem ausländische Händler ohne weitere Einkommensquelle“.
Und nicht nur für die Verkäufer, auch für die oft treuen Kunden hat sich ein Loch in den Wochenendkalender geschweißt. „ Viele können nicht fassen, dass es den Rastro nicht mehr gibt. Wir hatten Kunden bis aus Valencia, und viele sagen uns, dass es einer der besten Flohmärkte der Gegend war“, sagt Barreto, die nicht weiß, ob und wann die Stände wieder aufgestellt werden dürfen. Denn im Moment herrscht vor allem eins rund um den Flohmarkt: Unklarheit.
Viele Gerüchte
„ Wir haben nur die Info, dass der Flohmarkt bis auf weitere Anweisungen geschlossen bleibt und dass der Standort verlegt werden soll“, sagt Barreto. Informationen, zu denen sich Gerüchte gesellen. „ Einige behaupten, dass künftig nur noch als selbständig Gemeldete verkaufen dürfen, aber die AutónomoQuote kann man bei so geringen Einkünften gar nicht zahlen“, sagt sie. Auch von einer Erhöhung der Standgebühr ist die Rede und davon, dass die Händler verpflichtet werden sollen, ihren Platz nach dem Markt selbst zu säubern.
Nur Gerüchte oder werden den Händlern künftig Steine in den Weg gelegt? „ Im Moment gibt es keinen Rastro“, so die dürftige Info, die die CBN im Rathaus erhält. Allerdings, so eine Mitarbeiterin, werde eine neue Straße hergerichtet. Der Flohmarkt soll also offenbar wiederkommen, wenn auch nicht mehr wie bisher auf der parallel zur N-332a verlaufenden Avinguda de Valencia. Mehr wisse sie auch nicht. Fragen der CBN an Bürgermeister Basili Salort blieben bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Immerhin hatte dieser schon im Dezember in der Online-Zeitung „ Alicante Plaza“angekündigt, dass es am künftigen Standort in der Grünzone des Industriegebiets nur noch 200 statt wie bisher 400 Stände geben werde. Der Flohmarkt wurde offenbar einfach zu groß für El Verger, und das hatte negative Auswirkungen. Zu viel Dreck zum
Beispiel. So fielen jeden Sonntag 20 Container und zwei Lkw voller Müll an, wird Salort zitiert. Dazu kämen gefährliche Situationen an der N-332a, an der illegal geparkt werde, auch würden viele Besucher die Straße jenseits der Zebrastreifen überqueren, um zu den gegenüberliegenden Bars zu gelangen. Ganz abgesehen davon, dass viele der angebotenen Produkte gestohlen seien.
„ Das ist doch alles eine Frage der Organisation“, kontert Barreto und fordert mehr Kontrollen. „ Dann kommen die Verkäufer mit geklauten Artikeln nicht ein zweites Mal wieder.“Genauso wie all den Verkäufern, die Müll und Dreck hinterlassen, die Tür für den
Flohmarkt geschlossen werden sollte. Aber den Markt von einem auf den anderen Tag abzusagen, ohne den Betroffenen weitere Erklärungen zu liefern, hält sie für falsch – und steht damit nicht alleine da. „ Die Leute sind sehr verärgert. Vielen wird damit praktisch das Geld fürs Essen gestrichen“, sagt sie und fordert mehr Empathie seitens des Rathauses.
Empathie, die nicht nur die Markthändler, sondern auch die Barbetreiber auf der anderen Seite der N-332a gebrauchen könnten. Viele Gäste hätten nach dem Marktbesuch „ hier Kaffee getrunken, gefrühstückt oder Mittag gegessen“, sagten sie gegenüber „ Alicante Plaza“. Sollte die Zahl der Marktstände so drastisch reduziert werden, „ wird das Arbeitsplätze kosten und ich kann schon jetzt sagen, dass einige der Lokale am Sonntag schließen werden“, so einer der Betroffenen.
„Viele Kunden sagen uns, das sei der beste Flohmarkt der Gegend“